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08.11.19 / Aus den Heimatkreisen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-19 vom 08. November 2019

Aus den Heimatkreisen

GOLDAP

Kreisvertreter: Stephan Grigat, Telefon (05231) 37146, Fax (05231) 24820, Heidentalstraße 83, 32760 Detmold. Geschäftsstelle: Annelies Trucewitz, Hohenfelde 37, 21720 Mittelnkirchen, Telefon (04142) 3552, Telefax (04142) 812065, E-Mail: museum@goldap.de. Internet: www.goldap.de.

Die Ehrenbürgerin der Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen e.V., Gertrud Braumann, geb. Dadrat, ist am 21. Oktober 2019 von dieser Welt abberufen worden. Ein langes, erfülltes Leben, das von der Liebe zu ihrer Familie und ihrer unvergessenen Heimat Ostpreußen geprägt war, ist vollendet.

Unsere beliebte und überaus geschätzte Ehrenbürgerin Gertrud Braumann, geb. Dadrat, ist am 21. Oktober 2019 im 98. Lebensjahr verstorben. Für alle, die sie kannten, ihr nahestanden und freundschaftlich verbunden waren, hinterlässt ihr Tod eine Lücke, die sich nicht schließen wird. Die Kreisgemeinschaft Goldap und Stade, das ihr zur zweiten Heimat geworden war, und hier besonders ihre Hausgemeinschaft, sind durch ihren Tod ärmer geworden.  

Gertrud Braumann wurde als Gertrud Dadrat am 7. April 1922 als sechstes von insgesamt zehn Kindern der Eheleute Emma und Karl Dadrat im ostpreußischen Thewelkehmen, im Kreis Goldap, geboren. Geborgen in der großen Familie durfte sie trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit der 1920er Jahre eine unbeschwerte Kindheit und Jugend erleben. Alles änderte sich dann mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. 

Gertrud war erwachsen geworden und heiratete 1943, einundzwanzigjährig, in der Dubeninger Kirche, in der sie schon getauft und konfirmiert worden war, ihren Mann Erwin Braumann. Als junge Ehefrau lebte sie 1944 bei ihrer Schwägerin in Tilsit. Sie arbeitete dort auf der Standortlohnstelle. Hier erlebte sie im Juli 1944 mit der Bombardierung von Tilsit auch zum ersten Mal, was Krieg bedeutet, noch nicht ahnend, was die Zukunft an Sorge, Leid und Angst bringen würde.

Als Gertrud Braumann im Ok-tober 1944 nach Thewelkehmen zurückkehrte, stand die Räumung des Kreises Goldap unmittelbar bevor. Mit dem Treck hat sie am 19. Oktober 1944 zusammen mit ihren Eltern und dem jüngsten Bruder Bruno den elterlichen Hof in Tulkeim (früher Thewelkehmen) verlassen müssen. Alle anderen Geschwister waren als Soldaten an der Front, zwei Brüder bereits gefallen, die Schwester zum Kriegsdienst verpflichtet. Von nun an galt ihr ganzes Bestreben, Eltern und Bruder gesund aus diesem Chaos herauszubringen. Als Ostpreußen im Januar 1945 in wenigen Tagen von der Roten Armee eingeschlossen war, gelang es ihr mit unglaublicher Kraft und Stärke, in den aussichtslosesten Situationen einen Weg zu finden, und dann mit dem Mut der Verzweiflung in Danzig die rettenden Schiffskarten für alle vier zu bekommen. Das war der Abschied von Ostpreußen. 

Längst hatte sie ihr Schicksal in Gottes Hand gelegt, und die Tatsache, dass ihr Mann Erwin dreimal in höchster Not an ihrer Seite sein durfte, war mit ausschlaggebend für ihre lebenslange, tiefe Gläubigkeit.  

Nach der Flucht fand sie, inzwischen mit Kind, über Umwege eine Bleibe in Stade. Stade sollte ihr zur zweiten Heimat werden. Hier, nach ein paar entbehrungsreichen Jahren wieder im eigenen Heim, gelangte ihr Leben in geordnete Bahnen, hier gingen die Kinder zur Schule und später kamen hier die Enkelkinder zu Besuch.

Selbst nachdem Gertrud Braumann bereits 1991 Witwe geworden war und Jahre später ihr geliebtes Heim aufgegeben hat, um in einer Seniorenresidenz einen neuen Wohnsitz zu beziehen, half ihr ihr freundliches und lebensbejahendes Wesen schnell, auch dort wieder heimisch zu werden.  

Früh nahm die Liebe zu ihrer Heimat Ostpreußen einen hohen Stellenwert in ihrem Leben ein. Diese Liebe teilte sie mit ihrem Mann Erwin, der Königsberger war. 

Gertrud Braumann war Zeitzeugin einer deutschen Vergangenheit, die seit Jahren von Vergessen bedroht wird und Kind eines Landes von atemberaubender Schönheit, das man auf den heutigen Landkarten nicht mehr findet. Und sie war eine der Letzten, die „Ostpreußisch Platt“ als Muttersprache bezeichnen durften und unverfälscht gesprochen haben. 

Angefangen hat ihre aktive Tätigkeit in den 1970er Jahren mit der Begleitung der ersten Busreisen nach Goldap. Es folgte die Unterstützung der Hilfslieferungen in den 1980er Jahren in das von politischen Ereignissen gebeutelte polnische Goldap und an die Landsleute in der damaligen DDR. Gertrud Braumann wurde Anlaufstelle in Stade für alle Goldaper. Allen Kreisvertretern war sie eine nicht wegzudenkende Helferin im Hintergrund.  

Es folgte die Zeit im Kreisausschuss von 1992 bis 1995, in der ersten Wahlperiode mit Stephan Grigat als Kreisvertreter. 

Ihre ganz besondere Liebe gehörte dem Turnverein Linnawen Dubeningken und den jährlichen Treffen in Bad Pyrmont. Hier, wie bei der Vereinigung „Ostpreußisch Platt“, war sie eifrige Mitstreiterin. Viele Beiträge in Schriften des Vereins zeugen von ihrer Tätigkeit. 

Gertrud Braumann war für die Schulprojekte des Patenschaftsmuseums Goldap in Ostpreußen in Stade Zeitzeugin der ersten Stunde. Ihr gelang es wie kaum jemand anderem, den Schülern die Bedeutung des Verlustes der Heimat und die Schrecknisse der damaligen Flucht zu verdeutlichen. Die jugendlichen Schüler verehrten die mittlerweile 90-jährige Ostpreußin ebenso wie die Lehrer.  

2013 entstand dann ein Film über das Schicksal ihrer Familie, im gleichen Jahr durfte sie in bewundernswerter Frische noch einmal ihre Heimat besuchen. Die Herausgabe ihres Fluchttagebuches „Flucht aus Goldap, das Schicksal einer ostpreußischen Familie“ im Jahre 2015 krönte die Lebensleistung unserer Ehrenbürgerin. 

Für ihre großen Verdienste um Ostpreußen und Vaterland wurde Gertrud Braumann 1990 mit dem Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen, 1998 mit der Ehrenbürgerschaft der Kreisgemeinschaft Goldap und 2014 (nach Fertigstellung des Films) mit dem Goldenen Ehrenzeichens der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet. 

Es ist schwer vorstellbar, dass die Stimme, die fast drei Jahrzehnte das Gedicht „Es war ein Land“ von Agnes Miegel am Mahnmal vorgetragen hat und damit die Feierstunde prägte, für immer schweigt. 

Die Goldaper trauern um ihre Ehrenbürgerin Gertrud Braumann und verneigen sich in Dankbarkeit. Der Kreisausschuss


GUMBINNEN

Kreisvertreterin: Karin Banse, Wiesengrund 9, 29559 Wrestedt, OT Wieren, Telefon (05825) 642, E-Mail: karin.banse@t-online.de, Internet: www.kreis-gumbinnen.de. 

Spornitz – Sonnabend, 23. November, 10 bis 15 Uhr, Landhotel: vorweihnachtliches 54. gesamtdeutsches Heimattreffen. Wir laden alle Landsleute und auch daran interessierte Teilnehmer herzlich ein. Es wird Wissenswertes über das weihnachtliche Ostpreußen zu hören sein. Ein darauf abgestimmtes musikalisches Programm sowie ein Film über die Heimat sind vorgesehen und werden die Vergangenheit zur Gegenwart werden lassen, sodass der Landsmann und auch der Nichtostpreuße hiervon beeindruckt sein werden und gerne zu Nachfolgetreffen kommen werden.

Das Hotel kann entweder mit dem PKW über die Bundesautobahn 24 und nach deren Verlassen am Abzweig Neustadt-Glewe oder auch mit der Eisenbahn über den Eisenbahnknotenpunkt Ludwigslust erreicht werden. Kaffee und Mittagessen können im Hotel eingenommen werden. Das Hotel verfügt über ausreichend Parkplätze. Es bietet dem Weitgereisten eine Unterkunft an. Eine Übernachtung sollte aber rechtzeitig mit Frau Schütte unter Telefon (038726) 880 vereinbart werden. 

Auskunft erteilt Friedrich-Eberhard Hahn, John-Brinkman-Straße 14 b, 19370 Parchim, Telefon/AB/Fax (03871) 226238, E-Mail: friedelhahn@arcor.de


JOHANNISBURG

Kreisvertreter (komm.): Klaus Dowanr, An der Grubenbahn 21, 01665 Meißen, Telefon (03521) 4592901, Internet: www.kreisgemeinschaft-johannisburg.de; E-Mail: kodo48@aol.com; Kassen-verwalter: Günter Woyzechowski, Röntgenstraße 14, 31157 Sarstedt, Telefon (05066) 63438, E-Mail: g.awoy@htp-tel.de

Helfen, wo Hilfe notwendig, war auch das Motto der diesjährigen Betreuungsfahrt in Stadt und Land Johannisburg/Ostpreußen. Wie schon seit Jahrzehnten startete auch in diesem Jahr ein Team der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. in die Heimatdörfer und Städte um die Hilfsbeträge der „Bruderhilfe“ auszuzahlen. Die Hilfe wurde von der Kreisgemeinschaft erheblich aufgestockt, um bei den Empfängern wirklich etwas zu bewirken. 

Wieder hat der Kassenverwalter Günter Woyzechowski alles geplant und vorbereitet, man kann wohl sagen „generalstabsmäßig“, vielen Dank. Unter der Führung von erfahrenen Kräften wie Detlef Liedtke und Gerhard Boesler, ergänzt durch Klaus Downar wurden fast 100 Bedürftige aus der Deutschen Minderheit mit Hilfe bedacht. 

Sehr dankbar und voller Hoffen auf Besserung der Lebensverhältnisse gaben sich die Menschen offen und zugetan. Nicht nur, dass die Lebensbasis auf niedriger Stufe steht, nein, auch notwendige Medikamente sind kaum zu bekommen und wenn, zu sehr hohen Preisen, die nicht aufzu­bringen sind. Auch hier wird weitere Hilfe notwendig werden. Die Thematik, die Anblicke und Schicksale dieser Menschen lassen einen auf lange Zeit nicht los. 

Die „Mannschaft“ des Deutschen Freundeskreises ROSCH war wie immer unterstützend zur Stelle: Unter Leitung von Vorstand Ditmar Leymanczyk konnte manches angesprochene Problem gelöst werden. Der Verein ROSCH in Johannisburg ist für die Deutsche Minderheit ein verlässlicher Partner, der inzwischen im res-pektablen Rahmen Hilfsgüter bewegt. 

Das Betreuungsteam der Kreisgemeinschaft Johannisburg konnte ein verstorbenes Mitglied auf dem letzten Weg begleiten. Immer wieder erkennt man bei solchen Gelegenheiten, was Völkerverständigung wirklich bedeuten kann. 

Mit großem Respekt und Anerkennung konnte das Team die Behinderteneinrichtung von Pastor Pisz in Johannisburg kennenlernen, die als Tagesstätte geführt wird. Ein großes Vorhaben ist gelungen und sucht wohl landesweit seinesgleichen. In der Einrichtung sieht man, wo Hilfe auch im höchsten Maße umgesetzt wurde. Die behinderten Mitmenschen machten einen glücklichen Eindruck und es herrschte eine wohltuende Freundlichkeit. 

Außer persönlichen Besuchen bei Landrat und Bürgermeister mit ernsthaft diskutierten Themen konnte auch Frau Mira Kres-ka zum 93. Geburtstag Glückwünsche überbracht werden. Leider geht es Mira Kreska nicht gut. 

Wichtig war die Besichtigung des Gedenkfriedhofes mit Friedenskapelle, hier konnten einige Dinge dokumentiert werden, die in einem persönlichen Gespräch mit dem Bürgermeister von Johannisburg diskutiert werden mussten. Es kam zu einer Einigung, sodass bis Ende März 2020 die erforderlichen Maßnahmen zur Behebung der Schäden beginnen werden. 

Eine „Inspektionsfahrt“ in die heimatlichen Dörfer um die Gedenksteine zu dokumentieren und Pflegearbeiten zu ergänzen, brachte viele neue Eindrücke und Ideen für künftige Erhaltungsmöglichkeiten. 

Beeindruckt von dem Erlebten bei den bedürftigen Menschen, deren Sorgen und Nöte, voller Gedanken über Wege Hilfe zu organisieren und Schicksale erträglicher zu gestalten, ging es auf die Heimreise mit dem festen Vorsatz, weiter zu helfen. 

Klaus Downar


LYCK

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesensee, Diesberg 6a, 41372 Niederkrüchten, Telefon (02163) 898313. Stellvertr. Kreisvertreter: Dieter Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, Telefon (0551) 61665.

Freitag, 27. bis Sonntag, 29. März 2020 in Göttingen (Hotel Rennschuh)

Tagungsinhalte sind unter anderem: Bildpräsentation, Zukunftsgestaltung der Gruppe,

Vortrag Christopher Spatz, sowie Familiengeschichtsforschung.

Anmeldungen schriftlich oder per E-Mail bis zum 1. Februar 2020 an Dieter-J. Czudnochowski, Lärchenweg 23, 37079 Göttingen, (dczudno@kabelmail.de). Detaillierte Informationen unter Internet: www.kreis-lyck.de (Mittlere Generation).


SCHLOSSBERG (PILLKALLEN)

Kreisvertreter: Michael Gründling, Große Brauhausstraße 1, 06108 Halle/Saale. Geschäftsstelle: Tanja Schröder, Tel. (04171) 2400, Fax (04171) 24 24, Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen (Luhe).

Da die Gruppe, die eigentlich Spenden in das Königsberger Gebiet bringen wollte, an zwei Grenzübergängen nicht einreisen durfte, gab es stattdessen eine Fahrt durch Masuren und das Memelland (siehe PAZ 44/2019):

Zunächst ging es nach Nikolaiken und wir erlebten eine tolle Schiffsreise auf dem Spirdingsee. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Unser nächstes Tagesziel war Krutinnen. Hier konnten wir beim Staaken die Ruhe auf der Krutinna genießen.

Weiter fuhren wir Richtung Litauen. Das nächste Zwischenziel hieß Neustadt. Dieses war bis 1945 auf litauischer Seite die gegenüberliegende Stadt der östlichsten Stadt Deutschlands, Schirwindt. Leider ist diese Stadt nun auf russischer Seite ganz verschwunden. Auf litauischer Seite gibt es hier ein Museum, welches an die Stadt Schirwindt erinnert, die „Schirwindter Stube“. Dieses Museum wollten wir uns eigentlich ansehen. Leider war die Museumsleiterin nicht zu Hause. Unsere beiden DRK-Fahrzeuge fielen einer Litauerin in der Nähe des Museums auf. Sie sprach uns an und lud uns alle spontan zu einem kleines Imbiss ein. Die alleinlebende Frau erzählte uns von ihrem schweren Schicksal, denn sie erfuhr einen Tag zuvor nach einer Untersuchung, dass sie an Krebs erkrankt sei.

Einige von unserer Gruppe besuchten noch den früheren Grenzübergang an der Brücke über die Scheschuppe und den Schirwindter Weg. Es war schon ein bedrückendes Gefühl, wenn man bedenkt, dass bis vor etwa fünfundsiebzig Jahren hier reger Grenzverkehr zwischen Schirwindt und Neustadt, meint: Deutschland und Litauen herrschte. Nun ist alles mit Stacheldraht verbarrikadiert.

Die Reise führte über den kleinen Fischerort Ruß nach Memel. Leider wurden wir dort mit Regen empfangen. Einen Altstadtbummel haben wir am Abend aber dann doch noch gemacht und ein Foto vor dem Ännchen-von-Tharau-Denkmal vor dem Stadttheater durfte natürlich nicht fehlen. Am letzten Tag in Litauen fuhren wir auf die Kurische Nehrung Richtung Nidden. Dieser Ort beeindruckt natürlich durch die renovierten Fischerhäuser und auch die Kurenwimpel. Eine Besichtigung des Thomas-Mann-Hauses war auch sehr interessant. Der Rückweg in die größte Hafenstadt des Memellandes führte uns über Schwarzort, wo wir noch einmal das Rauschen des Haffes genießen konnten. Abends ging es dann mit der Fähre nach Kiel.

Norbert Schattauer