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08.11.19 / Statt Blumen / Bananen zur Begrüßung – Eine »krummes« Symbol von 1989

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-19 vom 08. November 2019

Statt Blumen
Bananen zur Begrüßung – Eine »krummes« Symbol von 1989
Silvia Friedrich/tws

Das Land, in dem die Bananen wachsen, ist Deutschland nicht gerade. Beim Mauerfall vor 30 Jahren kam es aber manchem DDR-Bürger so vor, als sei die Banane im kapitalistischen Westen beheimatet. Bei ihrer Ankunft im Westteil der Re­publik wurden sie statt mit Blumen mit der Tropenfrucht begrüßt.

Bananen aber werden aus Ländern in Zentralamerika, wie Costa Rica und Panama, oder aus Ländern in Südamerika, wie Ecuador, Kolumbien und Nicaragua, eingeführt. Die Pflanze liebt ein gleichmäßig feuchtwarmes Tropenklima. Ursprünglich war sie in Südostasien beheimatet. Von dort gelangte sie über Indien in den arabischen Raum. Durch arabische Händler kam sie nach Afrika und Europa. In der Zeit der großen Eroberungen und Entdeckungen, im 15. und 16. Jahrhundert, brachten spanische und portugiesische Seefahrer die Nutzpflanze nach Amerika. Dort gedeiht sie seitdem prächtig in riesigen Plantagen. Ihren Namen bekam sie übrigens von den Arabern. Diese nannten die Frucht „banan“, was so viel wie „Finger“ bedeutet.

Bananen wachsen an Stauden. Der Stamm besteht nicht aus Holz, sondern aus aufgerollten, verhärteten Blättern, dem sogenannten Scheinstamm. Die Staude wird zwischen drei und neun Metern groß. Dicht an dicht stehen diese in den Plantagen. Nach sechs Monaten etwa bildet sich eine riesige violette Knospe. Diese besteht aus 200 einzelnen gelblichen Blüten. Mit etwas Glück hat man die Chance, diesen be­eindruckenden Fruchtstand in einem Botanischen Garten wie jenem im Berliner Stadtteil Lichterfelde anzuschauen. 

Die Knospe wächst zuerst nach oben. Da sie aber immer schwerer wird, neigt sie sich langsam und wächst nach unten. Die kleinen Bananen sind noch ganz gerade und wachsen seitlich aus dem Stängel heraus. Wenn das große Blatt der Knospe über ihnen vertrocknet und abfällt, verändern die Bananen ihre Form. Sie krümmen sich nach oben zum Licht hin, ändern also ihre Wuchsrichtung. So wachsen sie sogar um die über ihnen hängenden Bananen herum. Das wäre eine lapidare Erklärung dafür, warum die Bananen krumm sind.

Eine Knospe besteht aus etwa 14 Bananenbüscheln. Diese werden „Hände“ genannt, wobei eine „Hand“ etwa 20 Bananen trägt. Diese nennt man „Finger“. Drei bis sechs Monate nach Ausbildung der Blüten werden die Bananen geerntet. Bananenpflanzen tragen nur einmal im Leben Früchte. So schlagen die Erntearbeiter die ganze Mutterpflanze ab. An den Wurzeln aber bilden sich bereits neue Sprösslinge. Diese wachsen zur neuen Bananenstaude heran. Da Bananen viele Nährstoffe zum Wachsen benötigen, sind die Böden sehr bald ausgelaugt. Nach 20 Jahren müssen also immer wieder neue Plantagen angelegt werden.

Bei der Ernte sind die Bananen noch ganz grün und somit ungenießbar. Wären sie reif, würden sie bei uns nach der langen Schiffsreise als matschige Frucht  ankommen. Deshalb verpackt man sie noch im grünen, unreifen Zustand in Kisten, die dann auf Schiffe verladen werden. Dort lagern die Früchte in Kühlkammern, wo sie auf der Reise frisch bleiben. Die Reifung be­ginnt dann erst in den Häfen, also dort, wo sie ankommen. Danach geht es in die Supermärkte und schließlich in den heimischen Obstkorb.

Oder, wie im November 1989, eingeklemmt zwischen Scheibenwischer und Frontscheibe der Trabant-Autos von DDR-Bürgern. Vom Begrüßungsgeld, so heißt es, haben sich viele von ihnen als Erstes unter anderem Bananen gekauft.