16.04.2024

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15.11.19 / Eklat bei der Mauerfallfeier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-19 vom 15. November 2019

Eklat bei der Mauerfallfeier
Vera Lengsfeld

Am 9. November wurde in Berlin, wie in jedem Jahr, der Jahrestag des Mauerfalls mit einer großen Party am Brandenburger Tor begangen. Dabei muss man vor allem feststellen, dass die Feier immer unpolitischer und beliebiger wird. War es beim zehnten Jahrestag noch eine Mauer aus Dominosteinen, die symbolisch umfiel, um daran zu erinnern, dass nicht nur in Berlin die Mauer verschwand, sondern kurz darauf mit der Auflösung des sozialistischen Lagers der Eiserne Vorhang, waren es am 25. Jahrestag nur noch leuchtende Luftballons, die den Grenzverlauf in Berlin-Mitte markierten und dann losgelassen wurden, als wären die einstmals tödlichen Scheinwerfer nur ein Lichterspaß gewesen. 

In diesem Jahr vermieden die Veranstalter jeden Hinweis auf Deutschland. Nach einer Nationalflagge hielt man vergeblich Ausschau. Auch das Bühnenprogramm klang eher nach unpolitischer Party als nach dem Gedenken an ein revolutionäres Ereignis, das wie kaum ein anderes die Welt friedlich verändert hat.

Das Einzige, was man für eine Art Hommage an die Friedliche Revolution halten konnte, war das Einblenden von Bildern und Sprüchen mehrerer Protestbewegungen während der Live-Show auf der Bühne. Dabei zeigte sich, wie ahnungslos der Veranstalter, die Kulturprojekte Berlin GmbH, verfahren ist. So wurde beim Auftritt der Sängerin Anna Loos ein hebräischer Schriftzug eingeblendet, dessen Übersetzung „Schluss mit der Besatzung“ lautet. Das ZDF übertrug für ein Millionen-Publikum. Keinem Mainstream-Medium fiel offenbar auf, dass es sich um eine antisemitische Botschaft handelte. Erst die „Ruhrbarone“, ein freies Internet-Medium, thematisierten den Fauxpas. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin war mit Recht irritiert. Ihr Beauftragter gegen Antisemitismus, Sigmount A. Königsberg, sagte der „Berliner Morgenpost“: „Was hat das mit der Einheitsfeier zu tun? Das hat da nichts zu suchen.“ Bei Twitter wurde er noch deutlicher: „Anscheinend kann man heute wieder das alte Motto ,Am deutschen Wesen soll die Welt genesen‘ auspacken.“ 

Kulturmanager Moritz van Dülmen, der für die Veranstalter sprach, sagte der „Morgenpost“: „Der Schriftzug ist unklug. Dafür wollen wir uns entschuldigen.“ Damit versucht er, sich elegant aus der Affäre zu ziehen. Eine politische Botschaft sei es nicht gewesen. Überdies gehöre der Slogan zu den „Women in Black“ – einer Anti-Kriegs-Bewegung, die Ende der 60er Jahre in Jerusalem gegründet worden war. Das ZDF hat sich zum Zeitpunkt, da diese Kolumne geschrieben wurde, noch nicht zu dem Skandal geäußert. Vielleicht hilft da die Programmbeschwerde, die der Grüne Volker Beck eingereicht hat, dem Sender auf die Sprünge.