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15.11.19 / Kein Musterländle mehr / Baden-Württemberg bekommt Ausläufer der Autokrise zu spüren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-19 vom 15. November 2019

Kein Musterländle mehr
Baden-Württemberg bekommt Ausläufer der Autokrise zu spüren
Peter Entinger

Abgasskandal und Klimagesetze zeigen erste negative Wirkungen. Und die Brexit-Debatte spielt auch eine Rolle auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Weil die Nachfrage nach Diesel- und Benzinautos sinkt, baut der Automobilzulieferer Bosch bereits jetzt Stellen an zwei Verbrenner-Standorten in Baden-Württemberg ab. Rund 1600 Jobs sollen 2020 und 2021 dort wegfallen.

Im „Ländle“, einst das Eldorado der deutschen Autoindustrie geht die Angst um. Die Zahlen sind alarmierend: Das Wachstum des Bundesinlandsprodukts im Südwesten ist im ersten Halbjahr 2019 zum Erliegen gekommen, im zweiten Quartal 2019 schrumpfte die Wirtschaft erstmals seit sechs Jahren. Baden-Württemberg hat plötzlich Werte wie die „Nehmerländer“ Bremen oder Saarland.

Stefan Wolf, Präsident des mächtigen Arbeitgeberverbands Südwestmetall, macht sich Sorgen. „Ich weiß nicht, ob wir im ersten Halbjahr 2020 wieder ein Wachstum hinbekommen werden“, erklärte er im „Spiegel“. Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe sind nach neuesten Zahlen im August gegenüber dem Vorjahr um knapp 16 Prozent eingebrochen. Das ist der dritte Negativmonat in diesem Jahr.

Es dürfte nicht allzu lange dauern, bis der Abschwung bei der Bevölkerung ankommt. Bosch begründete den Abbau damit, dass sich die Automobilindustrie im Umbruch befinde. Die Transformation hin zur Elektromobilität sei „in vollem Gange“, zu diesem Strukturwandel kämen ein konjunktureller Abschwung und eine schwächer werdende Nachfrage nach Diesel- und Benzinautos. 

„Wir tun alles, um den Wandel möglichst sozialverträglich zu gestalten“, teilt das Unternehmen mit. Frei übersetzt heißt das: Die Einschnitte werden schmerzlich sein. „Diese konjunkturelle Flaute ist besonders einschneidend, weil sie mit der strukturellen Transformation zusammenfällt“, sagt Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg: „Sämtliche Bereiche der Industrie wandeln sich in der digitalen Transformation.“

Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit um den Brexit, die nach Darstellung der Beratungsgesellschaft Deloitte besonders in Süddeutschland negative wirtschaftliche Spuren hinterlässt. Die Rückgänge bei den deutschen Auto- und Pharma-Exporten nach Großbritannien haben vor allem Bayern und Baden-Württemberg getroffen, geht aus einer neuen Studie hervor. 

Auch das Saarland, wo die Autobranche ebenfalls stark verankert ist, sei in Mitleidenschaft gezogen worden. Hoffmeister-Kraut glaubt, dass die konjunkturelle Abschwächung im Südwesten vor allem auf Unsicherheiten im weltwirtschaftlichen Umfeld zurück­zuführen sei. „Diese Unsicherheiten setzen dem Verarbeitenden Gewerbe und damit unserer Wirtschaft mit ihrem stark außenwirtschaftlich orientierten Industriesektor besonders zu.“ Das bedeutet: Die Politik hat derzeit keinen Lösungsansatz

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