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22.11.19 / Die tiefsten Bässe / Advents-Import aus Moskau – Kathedralchor tourt durchs Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-19 vom 22. November 2019

Die tiefsten Bässe
Advents-Import aus Moskau – Kathedralchor tourt durchs Land
Helga Schnehagen

Wie stimmt man sich am besten auf Weihnachten ein? Wem Weihnachtsmärkte zu kommerziell und banal sind, der entscheidet sich gerne für Konzerte. Unter den Ensembles, die seit Jahren durch Harmonie und Klang tief berühren, hat sich der Moskauer Kathedralchor eine besondere Stellung erobert. Mit jahrhundertealter Gesangskunst in höchster Perfektion gibt er einen Einblick in die berühmte russische Seele. „In Deutschland passieren manchmal seltsame Dinge während unserer Konzerte“, gesteht Chorleiter Nikolaij Azarow in einem Interview, „die Zuhörer reagieren viel emotionaler als bei uns. Manchmal ist der Gesang eben auch tief traurig. Da fließen immer wieder Tränen.“

Grund dafür sind die kraftvollen, reinen, klaren Stimmen der Mitglieder, Männer und Frauen, der renommierten Moskauer Chorkunstakademie, die seit 1991 russische Profi-Chorsänger ausbildet. Denn nach über 70 Jahren atheistischer Ideologie des Kommunismus kehrten die Russen Ende des letzten Jahrhunderts zu ihren über 1000 Jahre alten Wurzeln, zu ihrem tiefen russisch-orthodoxen Glauben zurück, der in jedem der Gesänge eindrucksvoll zum Klingen gebracht wird.

Im Mittelpunkt des geistlichen Konzertteils der diesjährigen „Russischen Weihnacht“ stehen Weihnachtshymnen und -choräle der russisch-orthodoxen Liturgie, gefolgt von volkstümlichen Weih­nachtsliedern und traditionellen Weisen aus Weißrussland und der Ukraine. Und wer weiß, vielleicht schafft die eine oder andere internationale Einlage auch dieses Mal den besonderen Brückenschlag zwischen Ost und West. Denn neben den stimmlichen Fähigkeiten punktet der Moskauer Kathedralchor durch seine musikalische Dynamik.

Typisch für die russisch-orthodoxe Chormusik sind die als Oktavisten bezeichneten außergewöhnlich tiefen Bässe. Es sind Stimmlagen, von denen es nur eine Handvoll gibt und die besonders in Russland im Kontext mit sakraler Musik immer noch kultiviert werden. Die tiefsten Bässe der Welt, so rühmt sich der Moskauer Kathedralchor, gehörten zum Teil seinen Mitgliedern.

Nach ihrer Adventstour (Termine unten) gehen sie vom 15. bis 19. März mit Rachmaninow-Vespern auf die Oster-Tournee „Missa Mystica“. Dabei verbinden die 40 Sänger die Traditionen des westlichen und östlichen Kirchengesangs.

Termine: Hamburg (Michel 4.12.), Selb (Rosenthal-Theater 5.12.), Balingen (Stadthalle 6.12.), Nürnberg (Meistersingerhalle 7.12.), Illertissen/Ulm (Kirche im Kolleg der Schulbrüder 8.12.), München (Prinzregententheater 9.12.), Walkenried (Walkenrieder Kreuzgangkonzerte 10.12.), Peine (Festsäle 11.12.), Plön (Schleswig-Holstein Musik Festival, Nikolaikirche 12.12.), Kappeln (SHMF, St. Nikolai-Kirche 13.12.), Itzehoe (SHMF, Theater Itzehoe 14.12.), Freiburg (Konzerthaus 15.12.), Wiesbaden (Rheingau Musik Festival, Ringkirche 18.12.), Essen (Alfred Krupp Saal 19.12.). Geschenktipp: CD „Russische Weihnacht“, Sony Classical. Internet: www.www.shmf.de