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29.11.19 / Der »Limes« gegen Bandenterror / Seltener Erfolg länderübergreifender Polizeiarbeit – Projekt gegen Organisierte Kriminalität kommt gut an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-19 vom 29. November 2019

Der »Limes« gegen Bandenterror
Seltener Erfolg länderübergreifender Polizeiarbeit – Projekt gegen Organisierte Kriminalität kommt gut an
Norman Hanert

Wie effektiv der Kampf gegen die Organisierte Kriminalität geführt werden kann, wenn die nötigen Mittel und die Unterstützung durch die Politik vorhanden sind, zeigt das Polizeiprojekt „Limes“. Im Fokus dieser länderübergreifenden Ermittlungsgruppe standen osteuropäische Autoschieberbanden und die russischsprachige Organisierte Kriminalität. Nach nicht einmal drei Jahren ist die Erfolgsbilanz von „Limes“ durchaus beachtlich.

Bei einer Pressekonferenz des Berliner Landeskriminalamts konnten Polizeichefs aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt nicht nur mehrere sichergestellte Maschinenpistolen präsentieren, sondern auch eindrucksvolle Zahlen. Seit der Einrichtung der gemeinsamen Ermittlungsgruppe „Limes“ Anfang 2017 konnten bis September 2019 immerhin 88 Tätergruppierungen aufgeklärt werden, die hierzulande in großem Umfang Autodiebstähle verübt haben. 

Bei mehr als 400 Durchsuchungen wurden 685 gestohlene Fahrzeuge und auch Vermögen in Höhe von über 4,2 Millionen Euro beschlagnahmt. Quasi als Beifang konnte die Polizei bei den Banden auch kiloweise Drogen wie Kokain, Cannabis und Ecstasy sowie mehrere Maschinenpistolen und sogar eine Handgranate sicherstellen. Insgesamt gelang es „Limes“, etwa 800 Personen aus Osteuropa als Tatverdächtige zu identifizieren. 

Im Vergleich zu dieser Zahl erscheinen die lediglich 47 Verurteilungen, die bislang erfolgten, gering. Typischerweise dauern aber gerade die Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität sehr lange. Die Zahl der Verurteilungen auf Grundlage der „Limes“-Ermittlungen könnte sich daher in den kommenden Jahren noch einmal deutlich erhöhen. 

Grundidee des zeitlich befristeten Projekts war eine länderübergreifende Kooperation, bei der mehrere deutsche Landeskriminalämter mit Interpol und Polizisten aus Polen, Tschechien, dem Baltikum und anderen Ländern zusammenarbeiten.

Der Ermittlungsgruppe stand dafür ein vergleichsweise kleiner Finanztopf von nur knapp 800000 Euro zur Verfügung. Davon hatte die Europäische Union rund eine halbe Million Euro übernommen. Zum Vergleich: Der kürzlich in Brüssel beschlossene EU-Haushalt für das Jahr 2020 sieht Ausgaben von rund 153 Mil­liarden Euro vor. Für „Limes“ bedeutet die Finanzspritze, dass unter anderem Reisekosten von Ermittlern oder technische Hilfsmittel, etwa GPS-Sender, bezahlt werden konnten.

Dass die Landeskriminalämter Berlins und Brandenburgs in der Ermittlungsgruppe „Limes“ die Federführung übernommen haben, hat gute Gründe: Die geografische Lage und der Wegfall von Grenzkontrollen an Oder und Neiße machen beide Länder für osteuropäische Diebesbanden hochinteressant. Wie auch in anderen Großstädten steht auf den Straßen der Millionenmetropole Berlins eine breite Modellauswahl hochwertiger Pkw. Gleichzeitig nutzen die Ganoven die kurzen Wege in Richtung Osten.

„Ein in Berlin entwendetes Fahrzeug ist in den allermeisten Fällen schon im Ausland, bevor der Halter den Diebstahl überhaupt entdeckt“, so die Einschätzung von Thomas Susebach, der das Projekt „Limes“ geleitet hat. Nach den Erkenntnissen des Berliner LKA-Beamten fahren die Täter typischerweise nachts von Polen nach Berlin. Dort angekommen, stehlen die Kriminellen innerhalb weniger Stunden dann acht bis zehn hochwertige Autos und stellen diese zunächst nur an einem anderen Ort ab. Den Wei­tertransport in Richtung Osten übernehmen dann wiederum spezielle Kurierfahrer. Diesen fahren auf den Fluchtrouten oftmals andere Bandenmitglieder zur Abklärung etwaiger Polizeikontrollen voraus.

Mit ihrem gut organisierten und arbeitsteiligen Vorgehen verursachen die osteuropäischen Diebesbanden in Deutschland enorme wirtschaftliche Schäden. Allein die Gruppen, die ins Visier der „Limes“-Ermittlungsgruppe geraten sind, könnten nach Schätzungen der Ermittler für den Diebstahl von mehr als 10000 Fahrzeugen verantwortlich sein. Der Projektleiter Thomas Susebach sagte gegenüber der PAZ, er gehe von einer Mindestschadenssumme von 60 Millionen Euro aus.

Als zweiten Schwerpunkt hatte sich das Projekt „Limes“ die Bekämpfung der russischsprachigen Organisierten Kriminalität zur Aufgabe gemacht. Tatsächlich spielen seit einigen Jahren in der Organisierten Kriminalität im Großraum Berlin neben den arabischen Großclans auch immer öfter Banden aus der Kaukasusregion und insbesondere Kriminelle aus Tschetschenien eine wichtige Rolle. Die Gewaltbereitschaft vieler tschetschenischer Täter gilt als überdurchschnittlich hoch.

Mittlerweile beobachten Ermittler auch noch eine andere besorgniserregende Entwicklung: Tschetschenische Banden kooperieren und vermischen sich zunehmend mit Rockergruppen und religiösen Extremisten vom Nordkaukasus. Gemeinsames Bindeglied ist dabei nicht nur die Herkunft, sondern auch ein islamischer Fundamentalismus, der in Tschetschenien weit verbreitet ist. So gehörten im Kriegsgebiet von Syrien tschetschenische Kämpfer zu den gefürchtetsten Einheiten der Terrororganisation Islamischer Staat.

Auf welchen Kriminalitätsfeldern tschetschenische Banden in Deutschland mittlerweile aktiv sind, machen aktuelle Medienberichte über die Bedrohung und Erpressung des Musikers „Capital Bra“ deutlich. Zunächst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, der in Berlin lebende Rap-Musiker werde von Angehörigen eines arabischen Clans unter Druck gesetzt, die von dem kommerziell erfolg-reichen Künstler eine halbe Million Euro und eine künftige Gewinnbeteiligung verlangt haben sollen. 

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat inzwischen entsprechende Ermittlungen wegen des Versuchs der räuberischen Erpressung zum Nachteil des Musikers bestätigt. Im Zuge der Berichterstattung zum Fall wurde bekannt, dass die Clanmitglieder bei ihrem Erpressungsversuch auf eine Gruppe tschetschenischer Krimineller zurückgegriffen haben sollen. Die beauftragte Bande soll geschäftsmäßig für Auftraggeber Menschen bedrohen und mit Gewalt einschüchtern.


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