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29.11.19 / Jugend kann auch anders / »Apollo TV«, Niki und »Laut gedacht«: »Youtube«-Kanäle jenseits des Mainstreams

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-19 vom 29. November 2019

Jugend kann auch anders
»Apollo TV«, Niki und »Laut gedacht«: »Youtube«-Kanäle jenseits des Mainstreams
Erik Lommatzsch

Winston Churchill wird gern mit dem Ausspruch zitiert, wer mit 20 kein Kommunist sei, habe kein Herz, wer es mit 40 noch immer sei, habe keinen Verstand. Auch wenn es sicher gut zu ihm gepasst hätte – aller Wahrscheinlichkeit nach hat der britische Staatsmann dies nie geäußert. In verschiedenen, aber sinngemäß ähnlichen Varianten, wird der Satz auch anderen Urhebern zugeschrieben. Einigkeit über die Herkunft konnte bislang nicht erzielt werden. 

Dessen ungeachtet wird immer wieder gern auf diesen vermeintlich naturgesetzlichen Zusammenhang verwiesen: Der junge Mensch neigt zur gefühlsbedingten Gutmenschelei, mit fortschreitendem Alter, größerer Erfahrung und entsprechend ausgebauter Reflexionsfähigkeit stellt sich dann eine nüchternere und eher lebensnahe Sicht auf die Dinge ein. Beispiele finden sich genug und der eine oder andere ältere Zeitgenosse erkennt sich rückblickend selbst ein Stück weit wieder. Aber so wenig sich die Gemeinde der Gretahörigen und der „No Border, no Nation“-Forderer auf junge Menschen im Bereich der Wahlaltersgrenze beschränkt, so muss auch nicht jeder zwingend bis ans Ende des vierten Lebensjahrzehnts warten, um Positionen zu vertreten, die so gar nicht in das politisch und großmedial derzeit beliebte links-grüne Weltbild passen wollen.

Zwar muss man etwas suchen, wird aber durchaus fündig, etwa beim Videoportal „Youtube“. Hier betreibt beispielsweise „Apollo News“, ein „klassisch liberaler Blog“ von Jugendlichen und für Jugendliche, den Kanal „Apollo TV“. Zu sehen sind Interviews – so mit Michael Klonovsky oder Vera Lengsfeld –, Kommentare und kurze Reportagen. Ende September berichtete „Apollo TV“ über eine Demonstration von palästinensischen „Aktivisten“ vor dem Brandenburger Tor. Der 2002 geborene Chefredakteur setzt sich auch schon mal in eine Veranstaltung mit dem Bundespräsidenten und fragt ihn, ob die Lehre aus der Geschichte der DDR nicht vor allem „Nie wieder Sozialismus“ heißen müsse. 

Dass das „Youtube“-Engagement von Jugendlichen, die sich außerhalb des regierungsfreundlichen Denkrasters bewegen, nicht zum Nischendasein verdammt sein muss, oder anders gesagt, dass offenbar Bedarf bei politisch Interessierten besteht, zeigt der Kanal „Neverforgetniki“. Betreiber Niki, der sich in kurzen Abständen in informativen Beiträgen meinungsstark zum aktuellen Geschehen äußert, bringt es auf stolze 120000 Abonnenten. Die Zahl der Aufrufe der einzelnen Videos liegt zum Teil noch deutlich darüber. 

Niki, dem man anmerkt, dass er – noch? – keine professionelle Ausbildung durchlaufen hat, wirkt gerade dadurch äußerst authentisch. Erfrischend phrasenfern setzt er sich mit Carola Rackete, Horst Seehofer oder den Grünen-Wählern auseinander. Dass eine kurzzeitige Sperrung seines Kanals durch „Youtube“ erst mit anwaltlicher Hilfe wieder aufgehoben werden konnte, sagt viel über die Meinungsfreiheit in diesem Land und unterstreicht die Notwendigkeit von derartigen Formaten. Obwohl sich „Neverforgetniki“ konzeptionell eher an junge Menschen richtet, dürfte der Zuschauerkreis weit umfassender sein.

Ein in erster Linie ebenfalls jugendliches Publikum hat auch der Kanal „Laut gedacht“ im Fokus. Seit mehr als drei Jahren ist pünktlich jeden Donnerstag eine neue Folge zu sehen. Philip Thaler und Alex Malenki, die in der „Identitäten Bewegung“ aktiv sind, bereiten gegenwärtige Ereignisse und Zustände satirisch auf. Die Themenpalette reicht von der abstrusen, tatsächlich geschehenen Verwechslung des Begriffs „Faschismus“ mit der Wortkreation „Verschissmus“ auf einem SPD-Kranz über türkische Hochzeitskorsos in Deutschland bis hin zur Clan-Herrschaft in Berlin-Neukölln. 

Die Macher von „Apollo TV“, „Neverforgetniki“ und „Laut gedacht“ liegen politisch sicher nicht unbedingt auf derselben Linie. Eines aber haben sie gemeinsam: Ihre Präsentationen bieten eine wohltuende Abwechslung zum herrschenden Meinungsklima – auch für diejenigen, die dem eigentlichen Zielgruppenalter bereits entwachsen sind.