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06.12.19 / Digitalkapitalismus / Gierige Marktmonopolisten / Wie die großen Internetunternehmen die Zukunftsmärkte beherrschen werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-19 vom 06. Dezember 2019

Digitalkapitalismus
Gierige Marktmonopolisten
Wie die großen Internetunternehmen die Zukunftsmärkte beherrschen werden
Norman Hanert

Unter dem Eindruck einer globalen Banken- und Finanzkrise spielten vor gut zehn Jahren in der öffentlichen Diskussion Begriffe wie Turbo- und Kasino-Kapitalismus eine wichtige Rolle. Der Soziologe Philipp Staab hat inzwischen eine Studie zum digitalen Kapitalismus vorgelegt. Aus Sicht des Wissenschaftlers stellt das kommerzielle Internet das zentrale Wachstumsfeld der Weltwirtschaft der letzten beiden Jahrzehnte da. Noch vor 

20 Jahren führten große Industriekonzerne und Banken die Rangliste der wertvollsten Unternehmen an. 

Inzwischen stehen große Internet-unternehmen wie Amazon, Google, Facebook oder die chinesische Unternehmensgruppe Alibaba an der Spitze. Als Besonderheit des digitalen Kapitalismus sieht Staab eine Entwicklung, bei der weniger das Monopol einzelner Hersteller oder Anbieter auf dem Markt ein Problem ist, als die Tatsache, dass sich der Marktplatz als Ganzes im Eigentum eines einzelnen Unternehmens befindet. 

Der Berliner Soziologe sieht die großen Leitunternehmen des Internets mit ihren Metaplattformen nicht in der Rolle herkömmlicher Marktteilnehmer, die quasi als neutrale Makler lediglich zwischen Produktanbietern und Konsumenten vermitteln: Staab beschreibt die Internetgiganten vielmehr als Eigentümer von eigenen Märkten, die sie in einer problematischen Mehrfachrolle nutzen. Auf ihren Metaplattformen bieten die großen Internet-Leitunternehmen selbst Produkte an. Gleichzeitig lassen sie aber auf ihren Marktplätzen auch andere Anbieter im harten Konkurrenzkampf gegeneinander antreten.

Als Betreiber der Plattformen können die Internetgiganten dabei selbst die Regeln und Rahmenbedingungen für den Wettbewerb aufstellen und auch zum eigenen Vorteil nutzen. Staab diagnostiziert: „Die Unternehmen sind mit den Märkten, die sie bespielen, mittlerweile praktisch deckungsgleich geworden“. 

Neue Marktprivilegien

Die Doppelrolle zwischen Markteigentümer und Marktteilnehmer kann von den Internetgiganten im „Zeitalter der Unknappheit“ auch dazu genutzt werden, den exklusiven Einblick in die Daten von Kunden, Wettbewerbern und Preisentwicklungen zum eigenen Vorteil zu nutzen, etwa indem eigene Angebote auf den Plattformen lanciert werden. Über die Zugangsbedingungen können konkurrierende Anbieter sogar von diesen privatisierten Marktplätzen ausgeschlossen werden.

Diese Marktprivilegien ermöglichen den Internetgiganten die Erwirtschaftung hoher Gewinne, die wiederum in neue Technologien und eine weitere Unternehmensexpansion investiert werden. Staab beschreibt diese Entwicklung insgesamt als ein „Akkumulationsregime in the making“.