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06.12.19 / Manager im Orient / Schönredner im Dienste der Scheichs / Riesenprojekte, Traumgehälter und manch zweifelhaftes Geschäftsmodell: Was Deutsche in muslimische Länder lockt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-19 vom 06. Dezember 2019

Manager im Orient
Schönredner im Dienste der Scheichs
Riesenprojekte, Traumgehälter und manch zweifelhaftes Geschäftsmodell: Was Deutsche in muslimische Länder lockt
Wolfgang Kaufmann

Man findet sie heute nahezu überall in der islamischen Welt: Deutsche, welche versuchen, dort beruflich Fuß zu fassen. Sei es hoch ambitioniert als Privatkoch eines muslimischen Potentaten oder eher bescheiden als Bäcker, der versucht, Brezeln an die Leute auf der Straße zu verkaufen. Besonders begehrt sind freilich Stellen als Immobilienmakler, Ingenieur und Architekt. Solche Fachkräfte ins Morgenland zu locken, ist das Ziel sogenannter „Headhunter“, die am liebsten – der höheren Provision wegen – nach Führungspersönlichkeiten suchen. Und auch immer jemanden zum An- oder Abwerben finden.

Wie den ehemaligen Chef-Hotelier der Mövenpick-Kette Robert Fellermeier, der seit 2015 für den ägyptischen Milliardär Samih Onsi Sawiris beziehungsweise dessen Firma Orascom arbeitet und als Generalmanager von El Gouna fungiert. Das ist eine riesige Retortenstadt voller Hotels und Wohngebäude unweit von Hurghada am Roten Meer, in der mittlerweile 15 000 Menschen leben und arbeiten.

Es winkt das ganz große Geld

In Saudi-Arabien wiederum avancierte der gescheiterte Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Klaus Kleinfeld, im August 2018 zum Chef des Verwaltungsrates des NEOM-Projektes, in dessen Rahmen eine 500 Milliarden Dollar teure Mega-Siedlung von der Größe Mecklenburg-Vorpommerns in der Wüste entstehen soll. Die meisten deutschen Führungskräfte, im Solde arabischer Unternehmen beherrschen den Business-Knigge, der dort gilt, perfekt. Sie schaffen es zumeist sogar, die Schattenseiten des Lebens in einem islamischen Land zu ignorieren oder sich schönzureden. So meinte Immobilienmakler Daniel Garofoli, der in Dubai Karriere machen konnte, gegenüber dem „Spiegel“, die Frauen hätten in seiner neuen Heimat doch im Prinzip die gleichen Rechte wie zuhause. Wonach er dann noch hinzufügte: „Die Verschleierung ist hier so etwas wie das Dirndl in Deutschland.“

Den Gipfel der Ignoranz erklomm Spitzen-Manager Andreas Schwer. Der leitete bis Ende 2017 den Geschäftsbereich Combat Systems beim deutschen Waffenhersteller Rheinmetall, zeichnete also für die Produktion von Ketten- beziehungsweise Kampffahrzeugen, Mörsergranaten und Fliegerbomben verantwortlich. Dann ging er zusammen mit mindestens drei weiteren früheren Führungskräften seines ehemaligen Arbeitgebers nach Saudi-Arabien, wo er an der Spitze der neu gegründeten Rüstungsholding Saudi Arabian Military Industries (SAMI) steht. 

Die wiederum wird von dem Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) kontrolliert, dessen Vorsitzender kein Geringerer als Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud ist, der mutmaßliche Auftraggeber des brutalen Mordes am Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi. Schwer soll SAMI bis 2025 zu einem der größten Rüstungsunternehmen der Welt machen und das seit 2015 im Jemen Krieg führende Regime in Riad gegen Waffenembargos immunisieren. Was für ein Salär er dafür erhält, ist unbekannt, aber die Vergütung dürfte um einiges höher liegen als jene bei Rheinmetall.

Waffen für den Jemen-Krieg

Während Schwer von der „Chance“ bei SAMI schwärmte, „die man nur einmal im Leben bekommt,“ regte sich hierzulande Kritik an dem Stellenwechsel. So verwies der Ex-Präsident des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Arnold Wallraff, auf die USA, wo die Regierung das Recht hat, amerikanische Staatsbürger daran zu hindern, solche brisanten Jobs im Ausland anzunehmen. Aber die Bundesregierung sieht offenbar keine Veranlassung, ein ähnliches Gesetz zu verabschieden.