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06.12.19 / Umstrittene Modernisierung / Erste Fußgängerzone in Königsberg / Händler des Zentralmarkts wehrten sich gegen die Straßensperrungen – Zufahrt blieb erhalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-19 vom 06. Dezember 2019

Umstrittene Modernisierung
Erste Fußgängerzone in Königsberg
Händler des Zentralmarkts wehrten sich gegen die Straßensperrungen – Zufahrt blieb erhalten
Jurij Tschernyschew

Auf dem Königsberger Wallring [Professor-Baranow-Straße] wurde vor Kurzem eine Fußgängerzone eröffnet. Die Bauarbeiten zwischen der Waldburgstraße [ul. Gorkowo] und der Cäcilienallee [Proletarskaja] entlang des Zentralmarkts dauerten anderthalb Jahre.

Am Eröffnungstag der Fußgängerzone nahmen Vertreter der Stadt und der Gebietsregierung sowie des ausführenden  Bauunternehmens teil. Ein Blasorchester, Schlagzeuger und eine schottische Gruppe  in Kilts sorgten für Unterhaltung. Die  Anwesenden tanzten begeistert zur Musik.  Am Nachmittag stellten sich alle Orchester in Kolonnen auf und bewegten sich einträchtig auf den Wrangelturm zu. Dort angekommen, trafen sie auf den Gouverneur und andere Regierungsbeamte,  die begeisterte Reden hielten, in denen sie das erfolgreich beendete Projekt lobten.

Der Wallring war Anfang April 2018 für die Bauarbeiten gesperrt worden. Während die Stadtregierung seit Jahren eine Fußgängerzone dort plante, liefen die Verwaltung des Zentralmarktes und Hunderte von Unternehmern, die dort tätig sind, Sturm geggen das Vorhaben, da sie fürchteten, ihre Waren dann nicht mehr ungehindert auf den Markt bringen zu können. Daraufhin wurde die Straße nur zum Teil in eine Fußgängerzone umgewandelt. Die Fahrstreifen auf der Dessauer Straße [Partisanskaja] zur Cäcilienallee [Proletarskaja] blieben erhalten. 

Die staatlichen Fördermittel in Höhe von umgerechnet 4,3 Millionen Euro für den Straßenumbau stellte Premierminister Dmitrij Medwedew persönlich bereit. Bemerkenswert daran ist, dass das Geld über die Bundesanstalt für Wohnungswesen „Dom.RF“ vergeben wurde und auf das Konto eines Fonds namens „Verbesserung“ überwiesen wurde, über den so gut wie nichts bekannt ist.

Der erste Bauabschnitt zwischen Wallring und Dessauer Straße sollte eigentlich  bis zum Beginn der Weltmeisterschaft 2018 abgeschlossen sein. Daraus wurde jedoch nichts. Die Arbeiten wurden erst im November vergangenen Jahres begonnen. Während der Bauphase hatten die Markthändler tatsächlich Schwierigkeiten bei der Warenanlieferung. Der Dialog zwischen ihnen und der Regionalregierung, vertreten durch den Vizegouverneur Harry Goldman, der für die Arbeit verantwortlich war, fand daher in rauer Tonlage statt. 

Während der Fußballweltmeisterschaft waren die Bauarbeiten eingestellt worden. Darüber hinaus verzögerten sich die Arbeiten wegen des Abbaus der Kioske am Zentralmarkt. Die Behörden ignorierten den Wunsch der Unternehmer nach Parkplätzen am Zentralmarkt. Neue Parkplätze sollten nach der Inbetriebnahme eines neuen Einkaufszentrums gegenüber dem Wrangelturm entstehen, das auf dem Gelände des abgerissenen Bekleidungsmarktes errichtet wird. Der zweite Abschnitt von der Dessauer Straße zur Cäcilienallee begann im April und wurde erst am 3. Oktober fertiggestellt.

Historisch bedeutend war der Wallring als Teil des zweiten Verteidigungswalls in Königsberg. Als die Verteidigungsanlage ihre militärische Bedeutung verlor, wurde das Gebiet an die Stadt verkauft, und bald darauf wurde die Ostmesse dorthin verlegt.