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13.12.19 / Der Weg in die Zukunft / Arbeit gibt es noch immer genug / Rückgang bei Spenden und Mitgliedern. Ist Politisierung eine zielführende Idee?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-19 vom 13. Dezember 2019

Der Weg in die Zukunft
Arbeit gibt es noch immer genug
Rückgang bei Spenden und Mitgliedern. Ist Politisierung eine zielführende Idee?
Erik Lommatzsch

In der breiten Öffentlichkeit wird der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) wohl vor allem in der Zeit um den Volkstrauertag wahrgenommen. Dann bitten ehrenamtliche Sammler an belebten Straßen mit münzklappernden Spendenbüchsen darum, den einen oder anderen Geldbetrag einzuwerfen. Mit Spenden wie diesen, aus Mitgliedsbeiträgen und Nachlässen finanziert der Volksbund seine Arbeit gegenwärtig zu etwa zwei Dritteln, der Rest wird durch staatliche Zuwendungen gedeckt. 

Zuständig ist der VDK für 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit etwa 2,8 Millionen Kriegstoten. Diese stammen zum allergrößten Teil aus den beiden Weltkriegen. 

Arbeit für den Volksbund gibt es nach wie vor mehr als genug. Allein in den Ländern Ost-, Mittel- und Südosteuropas wurden seit 1991 fast eine Million Kriegstote umgebettet. So fanden erst 2017 knapp 3000 von ihnen, deren Überreste bei Thorn gefunden worden waren, im Rahmen einer großen Zeremonie auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Bartossen sechs Kilometer westlich der Kreisstadt Lyck [Elk] ihre letzte Ruhe. Als Gedenkstätte für Gefallene war Bartossen schon 1915 angelegt worden. Wegen der drei großen, weithin sichtbaren Kreuze wurde sie bekannt als „Golgatha von Ostpreußen“.

Auch in Regionen, in denen der VDK schon seit Kriegsende wieder tätig sein kann, beschränken sich dessen Aktivitäten nicht nur auf die Pflege der Grabstätten. Erst im Oktober dieses Jahres fand im belgischen Langemark eine Gedenkveranstaltung statt. Eingebettet wurden dabei Tote des Ersten Weltkrieges, die an Kämpfen um die Stellung „Höhe 80“ beteiligt gewesen waren.

Im 100. Jahr seines Bestehens kann der Volksbund auf eine erfolgreiche Bilanz blicken. Er sieht sich jedoch auch vor neuen Herausforderungen. Gab es 2009 noch fast 170 000 Mitglieder, so fiel deren Zahl 2018 auf unter 100 000. Das Durchschnittsalter beträgt 73 Jahre. Die Spendeneinnahmen beliefen sich im vergangenen Jahr auf elf Millionen Euro, das waren 3,7 Millionen weniger als zehn Jahre zuvor.

Den Gegebenheiten der Zeit folgend wird die Zahl derer, die Weltkriegstote noch kannten und um sie trauern, immer geringer. Um das Interesse an seiner Arbeit aufrechtzuerhalten, wird der Fokus des VDK immer mehr auf Angehörigen mit nur noch bedingten persönlichen Bezügen zu den Toten liegen, vor allem aber auf allgemeinerer Gedenkarbeit. Letzterem trägt die Gestaltung der Friedhöfe zu Lernorten Rechnung. Anlässlich des Gründungsjubiläums im Jahr 2019 wurde das Projekt „19 für 19“ realisiert – auf 19 ausgewählten Friedhöfen wurden Ausstellungen neu konzipiert.

Der VDK selbst hat sein Jubiläum schon vorzeitig gefeiert, im Juni, mit einer „Woche der Begegnung“ in Kassel, wo sich die Bundesgeschäftsstelle befindet. Fraglich ist, ob die schwer nachvollziehbare Aussage von Generalsekretärin Daniela Schily, der Volksbund sei „nicht parteipolitisch, aber sehr politisch“, dem Anliegen der Institution wirklich gerecht wird. Der Bundespräsident nutzte seine Festrede, um davor zu warnen, „die Gefahr eines Terrorismus von rechts“ zu unterschätzen. Nebenbei äußerte er, dass „Volksbund“ seiner Meinung nach doch ein „altmodischer Name“ sei. 

Seit 1953 führt der VDK internationale Jugendbegegnungen durch, unter dem Motto: „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“. Manche halten diese Worte nach wie vor für einen hervorragenden Ansatz, der über dem Wirken des Volksbundes stehen sollte – ganz ohne tagesaktuelle Bezüge und vor allem ohne das weitere Verhärten neuer gesellschaftlicher Fronten.





Kurzporträts

Der CDU-Politiker Reinhard Führer stand bis 2001 dem Berliner Abgeordnetenhaus vor. Von  2002 bis 2013 war er Präsident des VDK. In dieser Zeit konnten viele VDK-Projekte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion erfolgreich vorangetrieben werden. Daniela Schily Otto Schilys 1967 in Bochum geborene Nichte ist seit 2015 Generalsekretärin des Volksbundes. Zuvor leitete die studierte Lehrerin sechs Jahre lang ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Wolfgang Schneiderhan steht seit 2017 an der Spitze des VDK. Sein Vorgänger Markus Meckel war umstritten, er kam 2016 durch Rücktritt seiner anstehenden Abberufung zuvor. Schneiderhan war von 2002 bis 2009 Generalinspekteur der Bundeswehr.