Brandenburgs neue Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) will sich für die Anerkennung des polnischen Medizinstudiums in ihrem Bundesland einsetzen. Hintergrund dieser Ankündigung sind Probleme bei der Auslegung einer modifizierten EU-Richtlinie zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Derzeit wird die im April neu gefasste Brüsseler Richtlinie in allen Bundesländern so interpretiert wie vom brandenburgischen Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit. Aktuelle Sichtweise der Behörde ist es, dass Deutsche, die an einer polnischen Universität Medizin studieren, für die Erteilung der ärztlichen Approbation in Deutschland zwei polnische Qualifikationen namens „Lek“ und „Stasz“ benötigen. Diese wurden in der Vergangenheit jedoch nur als Voraussetzungen für eine Arbeit im polnischen Gesundheitswesen angesehen. Wie es aus dem Gesundheitsministerium in Potsdam heißt, wird mit dem Bundesgesundheitsministerium und auch der polnischen Seite eine zügige Klärung zur Auslegung der EU-Richtlinie angestrebt.
Gerade Brandenburg ist auf Nachwuchsmediziner dringend angewiesen. Mehrere Kliniken in dem Land kooperieren bereits seit 2013 mit der Pomeranian Medical University in Stettin, an der auch Deutsche in einem englischsprachigen Studiengang Medizin studieren können. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums in Potsdam kommen im Bundesschnitt auf einen niedergelassenen Arzt 680 Einwohner, in Brandenburg sind es 733. Da viele Mediziner in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, droht eine noch weitere Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Etwa jeder siebte Arzt in der Mark stammt mittlerweile aus dem Ausland.N.H.