24.04.2024

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13.12.19 / Dienst ohne Begründung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-19 vom 13. Dezember 2019

Dienst ohne Begründung
René Nehring

Seit gut einem Jahr nun ist Annegret Kramp-Karrenbauer Vorsitzende der CDU. Seitdem versucht sie, mit kleinen Kurskorrekturen die in den letzten Jahren arg vernachlässigte Seele ihrer Partei zu streicheln und dieser wieder ein wertkonservativeres Profil zu geben.

Das jüngste Beispiel dafür ist die Debatte um die Einführung einer Dienstpflicht für junge Männer und Frauen. Als AKK ins Amt kam, lud sie die Basis der Union zu sogenannten Werkstattgesprächen ein, um deren Sorgen und Nöte zu hören. Einer der dabei oft genannten Bemerkungen war das Bedauern über die Abschaffung der Wehrpflicht – und der Wunsch, an deren Stelle eine allgemeine Dienstpflicht für junge Frauen und Männer einzuführen. 

AKK machte sich die Idee zu eigen und brachte den Vorschlag nun offiziell ins Gespräch. Gegen dieses Ansinnen ist kaum etwas zu sagen. Allein, es fehlt eine plausible Begründung dafür. Schon die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 erfolgte überstürzt und ohne eine plausible Erklärung, geschweige denn mit einem durchdachten Konzept. 

Doch wer künftig von Jungen und Mädchen einfordern will, dass sie einen Teil ihrer Jugendzeit der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, der muss ihnen auch sagen, worin der Sinn dieses Dienens bestehen soll. Ansonsten entsteht der Eindruck, dass es nur darum geht, dringend benötigte – das heißt vor allem: billige – Arbeitskräfte für Tätigkeiten zu rekrutieren, die niemand anderes übernehmen will. 

Wer junge Menschen dazu verpflichten will, ihrem Gemeinwesen zu dienen – egal, ob an der Waffe oder in einer sozialen Einrichtung –, der muss zunächst einmal sagen, worin dieses Gemeinwesen eigentlich besteht und durch welche ideelle Klammer es zusammengehalten wird. Als Stichworte für eine Begründung der Dienstpflicht bieten sich Mitgefühl und Nächstenliebe an – und ja, auch Patriotismus. Immaterielle Werte, die in bestimmten Kreisen gern verspottet werden, ohne die jedoch eine Gemeinschaft nicht funktioniert, ja im Grunde noch nicht einmal existiert. 

Oder anders: Wer junge Menschen zu einem Dienst verpflichten will, muss ihnen auch sagen, wem dieser Dienst dienen soll. Sonst können wir es lassen. 

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