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13.12.19 / Umbettung in Langgut / 44 Zivilisten erhielten ein würdiges Begräbnis / Dank der Augenzeugin Margarethe Wischniewski konnten die sterblichen Überreste gefunden werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-19 vom 13. Dezember 2019

Umbettung in Langgut
44 Zivilisten erhielten ein würdiges Begräbnis
Dank der Augenzeugin Margarethe Wischniewski konnten die sterblichen Überreste gefunden werden
Uwe Hahnkamp

Ende November hatte Pastor Wojciech Ploszek, Propst der evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Osterode, zu einem Begräbnisgottesdienst in seine Filialkirche in Langgut eingeladen. Dabei wurden die sterblichen Überreste von 24 zwischen Januar und April 1945 dort ermordeten Zivilisten, die aus einem Massengrab im Ort exhumiert worden waren, würdig zur letzten Ruhe gebettet. 

Es war ein klarer Tag mit einem kalten Wind über dem evangelischen Friedhof in Langgut. Die Glocke, die separat von der Kirche steht, läutete die Feierlichkeit ein. Ehre erwiesen wurde im Gedenkgottesdienst, zu dem neben den Einwohnern des Orts Vertreter der lokalen und der Woiwodschaftsverwaltung, Mitglieder der regionalen Deutschen Minderheit und Gäste von der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen in Bayern gekommen waren, den 24 Personen, die Anfang 1945 ihr Leben lassen mussten. 

Pawel Hause, Bischof der Diözese Masuren der evangelisch-augsburgischen Kirche in Polen erinnerte an die damalige schwierige Zeit, in der richtige Begräbnisse kaum möglich waren. Unter musikalischer Begleitung durch die Blechbläser der Oberförsterei Lautenburg wurden die vier kleinen schlichten Särge mit den Resten der 24 Personen zum vorbereiteten Grab am Ende der Eichenallee des Friedhofs getragen und unter Segensworten von evangelischen, katholischen und orthodoxen Geistlichen hinabgelassen.   

Augenzeugin des Verscharrens der ermordeten Personen im Jahr 1945 war die damals zwölfjährige Margarethe Wischniewski. Dank ihr wurden die sterblichen Überreste gefunden. Deren nur zum Teil ordentliche Lage lässt sich, so der Leiter der Exhumation Ende August, Boguslaw Labedzki, vom Büro für Suche und Identifizierung des Instituts für nationale Erinnerung (IPN) in Bialystok, mit dem damaligen eiligen Beerdigen erklären. 

Identifizieren konnte man bis jetzt über zusätzliche Informationen einen polnischen Mann mit zwei Töchtern, eine polnische Zwangsarbeiterin und eine Frau namens Teufel. Überraschend erinnerte sich Wischniewski im Gespräch nach der Feier an einen weiteren Namen. „Da war ein junger Mann, der nicht richtig gehen konnte – Paul Schimmelpfennig. Sie haben ihn aus dem Haus geschubst und erschossen“, sagt die inzwischen 86 Jahre alte Dame. 

Pastor Ploszek hofft, am Grabmal, das die Fundacja Turnitzmühle Heritage Foundation aus Turnitzmühle gestiftet hat, bald Tafeln mit Namen befestigen zu können. Unterstützen möchte die Suche nach der Identität der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen Christoph Stabe. „Möglicherweise können wir helfen und finden für genetische Untersuchungen Nachkommen der hiesigen Einwohner. Denn es ist sehr schön, dass die polnische evangelische Kirche und die polnische Stiftung sich hier so einsetzen“, sagte er.