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13.12.19 / Pastor Hugo Linck / Biografie eines aufrechten Christen / Die Drehbuchautorin Henriette Piper zeichnet den Weg ihres Großvaters von Königsberg nach Hamburg in Text und Bildern auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-19 vom 13. Dezember 2019

Pastor Hugo Linck
Biografie eines aufrechten Christen
Die Drehbuchautorin Henriette Piper zeichnet den Weg ihres Großvaters von Königsberg nach Hamburg in Text und Bildern auf
Dagmar Jestrzemski

Bis zum Kriegsende 1945 war Hugo Linck Pfarrer der Löbenichtschen Kirche in Königsberg. Als Angehöriger der Bekennenden Kirche und Mitglied im ostpreußischen Landesbruderrat wurde er zweimal verhaftet. Nach der Ausweisung aus dem von der Roten Armee besetzten Königsberg im März 1948 schrieb Hugo Linck in seinem neuen Wohnort Hamburg die erschütternde Chronik „Königsberg 1945–1948“ (erschienen 1951). 

Sein Werk über die Hölle der Überlebenden in der kriegszerstörten Stadt fand einen großen Leserkreis, vor allem unter den ostpreußischen Heimatvertriebenen, und wurde mehrfach aufgelegt. In Hamburg-Harvestehude war Hugo Linck bis zu seinem Ruhestand 1959 Pastor an der 

St. Johannes-Kirche. Später schrieb er noch die Bücher „Der Kirchenkampf in Ostpreußen 1933 bis 1945“ (1968), „Der Adler zwischen den Engeln – Erinnerungen an die Löbenichtsche Kirche“ (1970) und im hohen Alter „Im Feuer geprüft“ (1973). 

Hugo Linck wurde am 20. März 1890 in Königsberg geboren und starb am 

24. Dezember 1976 in Hamburg. Unerschütterlich an seiner Seite in guten wie in schlechten Zeiten stand seine Ehefrau Maria geb. Schröder (1896–1985), eine Pastorentochter aus Neumünster in Schleswig-Holstein. 

Henriette Piper, die 1951 geborene Enkelin des Ehepaares, hat auf der Grundlage von Briefen, nachgelassenen Erinnerungen ihres Großvaters, Zeitzeugenberichten und archivalischen Quellen eine detaillierte, lebendige biographische Erzählung über ihren Großvater geschrieben. Das mit zahlreichen Fotos und Karten ausgestattete Buch trägt den Titel „Der letzte Pfarrer von Königsberg. Hugo Linck zwischen Ostpreußen und Hamburg“. Feinsinnig und mit großem Einfühlungsvermögen hat die Autorin das bewegte, oftmals gefährdete und mühevolle Leben dieses Mannes von großer Glaubensstärke und Tatkraft nachgezeichnet. 1944 mussten Hugo und Maria Linck den Verlust der beiden ältesten Söhne verkraften. Wochen später verloren sie bei den britischen Luftangriffen auf Königsberg ihre Wohnung im Stadtteil Löbenicht. 

Piper ist Drehbuchautorin für Kino und Fernsehen mit besonderem Interesse für historische und zeitkritische Stoffe. Dem Kirchenkampf in der Bekenntniszeit 1933–1945 hat sie besondere Aufmerksamkeit gewidmet, da Hugo Linck in diesen Jahren als Pfarrer, der entschlossen Stellung bezog, in seinem Wirken dauerhaft beeinträchtigt war. Zweimal war er für kurze Zeit inhaftiert. 

Später sollte er in Hamburg erneut in einen innerkirchlichen Richtungsstreit involviert werden. Nach den Kirchenkampfjahren der NS-Zeit nahm Hugo Linck den Kampf um das Überleben der Kirche unter kommunistischer Herrschaft auf. Das persönliche Überleben des durch Hunger geschwächten Ehepaars Linck in der Nachkriegszeit gleicht einem Wunder, schreibt Henriette Piper. Während das große Sterben in der innerstädtischen Wüstenlandschaft weiterging, erkrankten auch Hugo und Maria mehrfach schwer. Wieder genesen, betreute Hugo erneut die deutschen evangelischen Christen in den verschiedenen Stadtteilen und unternahm zu Fuß lange Predigtreisen nach Gilge. 

Als auch die letzten beiden Kinder von Hugo und Maria Linck gestorben waren, Mutter und Onkel der Autorin, fand diese im Nachlass ihrer Mutter einen Postkarton mit Bündeln von Briefen: die Korrespondenz der Lincks mit ostpreußischen Weggefährten und der Verwandtschaft in Holstein aus acht Jahrzehnten. Das Herzstück bildeten Briefe an die Verwandten in der englischen Besatzungszone mit äußerst selten überlieferten Berichten aus den Jahren 1944–1948, als Königsberg von der Roten Armee belagert und dann erobert wurde.

Ergänzt um Auszüge aus den Büchern ihres Großvaters, hat Henriette Piper nach Auswertung aller Dokumente ein sehr persönliches Buch über ihren Großvater und zugleich eines von historischer Tiefenschärfe geschrieben. Hugo Linck war durch und durch Seelsorger. Zeitlebens blieb er treu an der Seite seiner „Schäfchen“.  

Henriette Piper: „Der letzte Pfarrer von Königsberg. Hugo Linck zwischen Ostpreußen und Hamburg, be.bra-Verlag  2019, gebunden, 351 Seiten, 24 Euro