19.04.2024

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13.12.19 / Rezept / Pommersche Mohnstollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-19 vom 13. Dezember 2019

Rezept
Pommersche Mohnstollen
Brigitte Klesczewski

Überall in Pommern wurden traditionell kurz vor Weihnachten die Mohnstollen gebacken. Es gab sie als kleine Exemplare, sie konnten aber auch 2 bis 3 Pfund schwer sein. Wie erstaunt waren jedoch die pommerschen Flüchtlinge, als sie nach der Währungsreform 1948 in ihrem Zufluchtsland Schleswig-Holstein ihre Mohnstriezel nicht herstellen konnten, weil es keinen Mohn zu kaufen gab. Denn Mohn als Zutat für Kuchen war hier unbekannt. So kam der Mohn erst nach vielfältiger Nachfrage der Flüchtlinge in die Regale der Läden.

In Ostpreußen nannte man die Mohnstolle übrigens Mohnstriezel. Auch die Dresdner Stolle hieß früher Striezel. Dieser Gebäckname blieb nur für den Dresdner Weihnachtsmarkt, den Striezelmarkt, erhalten. 

Im Gegensatz zur Dresdner Stolle, die sich angeblich bis Ostern hält, muss die Mohnstolle schneller verzehrt werden. Oft bereite ich, wie schon meine Mutter, aus den Resten der Mohnstolle eine Mohnbabe her. Die Stollenreste werden zerbröselt und mit heißer Milch übergossen. Am nächsten Tag kommt die zum Teig gewordene Stolle in eine gefettete Auflaufform, wird mit Butterflöckchen bestückt und danach überbacken. 

Die Form des länglichen Hefekuchens soll an das in Windeln gewickelte Christkind erinnern. Im 15. Jahrhundert war sie unter dem Namen Christbrot bekannt. Ursprünglich war sie ein einfaches Weißbrot, das an arme Leute zu Weihnachten verschenkt wurde. Erst im Laufe der Jahrzehnte wurde das Christbrot immer gehaltvoller. 

So ein „Christbrot“ in Form einer Stolle, dazu Kakao, bekam ich auch als Oberschülerin vor den Weihnachtsferien im Stadttheater zu Greifswald 1945 überreicht. Es geschah auf einer Werbeveranstaltung für die FDJ, zu der die Greifswalder Oberschulen eingeladen worden waren. Am Ende der Informationsstunde teilte man uns mit, dass die Russen Backwerk und Kakao gespendet hätten. So schön könnte es für uns jeden Dienstag sein, wenn wir uns der FDJ anschließen würden. 

Favorit aller Weihnachtskuchen ist bis heute in meiner Familie die Mohnstolle geblieben, die ich nach dem Rezept meiner Mutter anfertige.





Mohnstolle

Zutaten Hefeteig

500 g Weizenmehl, 200g Zucker, 100g Butter, zwei Eier, abgeriebene Zitronenschale, 500 g Milch, ein Würfel Hefe

Daraus einen Teig herstellen, der sich mangeln lässt. Auf dem zum Viereck ausgerollten Hefekuchenteig diese Mohnmasse streichen:

Zutaten Mohnmasse

200 g gemahlenen Mohn, 125 g Milch, ein Päckchen Vanillezucker, 100 g geblätterte Mandeln, 150 g Rosinen, 125 g Zucker, 1 Päckchen Vanillepudding, einen Schuss Rum

Den gemahlenen Mohn mit einem Liter kochenden Wasser im Sieb überbrühen. Abtropfen lassen. Den Mohn mit allen Zutaten in einem Topf zusammenrühren und kurz aufkochen lassen. Masse abkühlen lassen.

Auf dem Viereck einen 1 cm langen Rand beim Aufstreichen der Mohnmasse lassen. Das Viereck zusammenrollen und an den Enden zusammendrücken. Die Stolle auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen.

Abbacken bei 200 Grad 35 Minuten.

Heiß mit Butter bestreichen.