Der allein und aus dem Verborgenen heraus handelnde Attentäter ist ein durchaus verbreitetes Phänomen aus der Geschichte. Der Anarchist, der die österreichische Kaiserin Elisabeth tötete, gehört in diese Kategorie, oder der Student, der 1819 den deutschen Schriftsteller August von Kotzebue ermordete.
Anfänge im 19. Jahrhundert
Als Konzept für den Untergrundkampf kam es erstmals unter russischen Anarchisten um 1850 auf. Auch der Hitler-Attentäter Georg Elser passt in diese Kategorie. Linksradikaler Terrorismus operiert dagegen meist im Rahmen kollektiver Strukturen. In jüngerer Zeit griffen Rechtsradikale und radikale Moslems die Idee auf. So entwarf der US-Neonazi Louis Beam 1983 das Konzept vom „führerlosen Widerstand“.
Den Ausdruck „Einsamer Wolf“ verwendete erstmals Tom Metzger, der Gründer der Terrorgruppe „White Aryan Resistance“ im Jahre 1995. Beide hatten erlebt, wie erfolgreich die US-Polizei faschistische Terrorgruppen zerschlagen hatte. Timothy McVeigh, der im April 1995 in Oklahoma City ein Regierungsgebäude sprengte und 168 Menschen tötete, war einer dieser rechten „Einsamen Wölfe“. Ein anderes Beispiel ist der sogenannte Unabomber Theodor Kazcinski, der zwischen 1978 und 1995 zahlreiche Briefbombenanschläge verübte. Allerdings war Kaczinski kein Rechtsradikaler, sondern ein radikaler Feind der technisch-industriellen Gesellschaft. Ziel seiner Anschläge waren Manager und Wissenschaftler.
Erfahrungen in Deutschland
Auch in Deutschland und Österreich gibt es „Einsame Wölfe“, obwohl Polizeibehörden diesen Begriff nicht verwenden. Dazu gehören Franz Fuchs, der von 1993 und 1997 als Kopf und einziges Mitglied der „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ aktiv war, oder der Polizistenmörder von Dortmund aus dem Jahre 2000.
Heilige Krieger
Der radikal-islamische IS griff das Konzept auf, als er aus seinen eroberten Gebieten im Nahen Osten zurückweichen musste. Die Anführer riefen im Westen lebende Moslems zu Attentaten auf und motivierten damit die Lkw-Anschläge von Nizza und auf dem Berliner Breitscheidplatz.