Der namibische Präsident Hage Geingob erlitt bei der Präsidentschaftswahl massive Einbußen gegenüber den Wahlen vor fünf Jahren, aber er hat noch immer eine deutliche Mehrheit, die ihn in seinem Amt bestätigte, hinter sich. Der 78-jährige Staatschef erreichte 56 Prozent der Stimmen, während sein stärkster Konkurrent, der Zahnarzt Panduleni Itula, nur auf 29 Prozent kam. Bei der letzten Wahl zum Präsidenten 2014 hatte Geingob noch 87 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. 

Namibia wird von der härtesten wirtschaftlichen Krise in der fast 30-jährigen Geschichte seit der Erlangung seiner Unabhängigkeit heimgesucht. Seit drei Jahren herrscht Rezession. Außerdem gibt es die schlimmste Dürre seit Menschengedenken: Mit 700 000 Menschen ist fast ein Drittel der Bevölkerung von Nahrungsmittelhilfe abhängig. Erschwerend kam für Geingob ein Korruptionsskandal hinzu, in den zwei Minister der regierenden Swapo-Partei verwickelt waren. Trotz Hungersnot hatten zwei Swapo-Minister gegen Schmiergelder Fischrechte vor der Küste an eine Firma aus Island verkauft. 

Mit dem Zahnarzt Itula hatte diesmal ein weiteres Mitglied der Swapo gegen Geingob kandidiert. Dass er auf fast 30 Prozent der Stimmen kam, zeigt, wie groß die Unzufriedenheit auch in der Regierungspartei ist. McHenry Venaani, der Kandidat des oppositionellen „Popular Democratic Movement“ (PDM) konnte seinen Stimmenanteil von fünf Prozent halten. Allerdings konnte die Oppositionspartei bei den Wahlen für das 

96 Abgeordnetenplätze umfassende Parlament die Zahl ihrer Sitze von fünf auf 16 steigern. 

Herero-Vertreterin abgestraft

McHenry Venaani war einst Vorsitzender der „Democratic Turnhalle Alliance“ (DTA), die einst als Partei der weißen Minderheit das Land in die Unabhängigkeit geführt hatte. Erst im Jahr 2017 hatte sie das deutsche Wort Turnhalle aus ihrem offiziellen Namen verbannt. In der aus der deutschen Zeit stammenden Turnhalle von Windhoek war die Partei DTA Ende der 1980er Jahre gegründet worden.

Dank der Stimmengewinne der Gegenkandidaten verlor die Swapo im Abgeordnetenhaus ihre Zweidrittelmehrheit. Aber immer noch verläuft das Ergebnis der Abstimmung weniger entlang von Parteiinteressen, sondern entlang ethnischer Linien: Während die Swapo als Organisation des Mehrheitsvolks der Owambo gilt, werden die Oppositionsparteien von den Herero, Nama und Damara unterstützt. 

Mit Esther Muinjangue kandidierte auch erstmals eine Herero-Frau fürs Präsidentenamt: Die 57-Jährige stammt einerseits von einem deutschen Kolonialsoldaten, andererseits von einer Herero-Familie ab. Muinjangue machte sich für Reparationszahlungen Berlins an die Herero wegen des angeblichen Völkermords zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark, verlor aber im Vergleich von vor fünf Jahren deutlich und kam nur noch auf 1,5 Prozent der Stimmen. Reparationsforderungen werden von Owambo-Politikern nicht unterstützt, weil sie die ethnischen Konkurrenten der Herero sind. Damit wurden jetzt die Befürworter einer Entschädigung von Deutschland für die angeblichen „Verbrechen“ der kolonialen Vergangenheit abgestraft.