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20.12.19 / Bausparverträge / „Das Ergebnis ist für die Branche ein Armutszeugnis“ / Mehrere Dutzend Mitarbeiter der Stiftung Warentest führten verdeckt bei 16 Bausparkassen je sieben Gespräche zu drei verschiedenen Vorhaben. Nur ein geprüftes Institut schnitt bei dem Test mit „gut“ ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-19 vom 20. Dezember 2019

Bausparverträge
„Das Ergebnis ist für die Branche ein Armutszeugnis“
Mehrere Dutzend Mitarbeiter der Stiftung Warentest führten verdeckt bei 16 Bausparkassen je sieben Gespräche zu drei verschiedenen Vorhaben. Nur ein geprüftes Institut schnitt bei dem Test mit „gut“ ab
Peter Entinger

Jahrzehntelang galt Bausparen in Deutschland als sichere Bank. Doch eine Studie der Stiftung Warentest für die Zeitschrift „Finanztest“ ist nun zu einem vernichtenden Urteil gekommen. Viele „Bausparer“ beraten ihre Kunden einfach falsch. „Sie empfehlen ungünstige Tarife, überhöhte Bausparsummen, extreme Tilgungsbeiträge oder Sparpläne mit zu hohem Sparguthaben“, heißt es in einer Mitteilung. 

Viermal gab es ein „befriedigend“

Zwischen Juni und Oktober führten mehrere Dutzend verdeckte Tester bei 16 Bausparkassen je sieben Gespräche zu drei verschiedenen Vorhaben. Drei der getesteten Produkte fielen mit „mangelhaft“ durch: die Bausparkasse Mainz, die Debeka und die LBS Südwest. Neun bekamen ein „ausreichend“, vier ein „befriedigend“, darunter die Alte Leipziger, die damit von den bundesweiten Kassen am besten abschnitt.

Nur eine Bausparkasse schnitt mit „gut“ ab: die LBS Schleswig-Holstein-Hamburg. „Das Ergebnis ist für die Branche ein Armutszeugnis“, sagte „Finanztest“-Chefredakteur Heinz Landwehr. „Man muss sagen: Bausparen lohnt sich natürlich nur, wenn der Vertrag auch auf die Ziele des Bausparers angepasst ist, wenn die Bausparsumme, die Sparrate und der Tarif stimmen. Und daran scheitern eben viele Berater im Test,“ erklärt „Finanztest“-Redakteur Jörg Sahr. 

Neunmal gab es ein „ausreichend“ 

Grundsätzlich sei Bausparen gut geeignet für Sparer, die in einigen Jahren eine Immobilie kaufen oder modernisieren und sich gegen steigende Zinsen absichern wollen. Bausparkassen zahlen zwar so gut wie keine Sparzinsen mehr, doch dafür sichern sie ihren Kunden günstige Kreditzinsen von 1,5 bis 3,0 Prozent für deren Finanzierung. Doch in der Praxis hapert es offenbar. Der häufigste Fehler waren zu hohe Bausparsummen. Dadurch kam die Zuteilung bei jedem vierten Angebot im Test mindestens ein Jahr zu spät, mitunter waren es sogar fünf bis 15 Jahre. Kunden müssen dann ihre Pläne verschieben oder bis zur Zuteilung einen Zwischenkredit aufnehmen.

Dreimal gab es ein „mangelhaft“

Wären die Tester den Ratschlägen der Bausparberater gefolgt, hätten sie oft einige 1000 Euro verloren oder ihren Immobilienkauf um Jahre verschieben müssen. „Die Bausparsumme war mitunter so aufgebläht, dass die Kunden das Geld erst in 15 oder 20 Jahren bekommen hätten“, erklärt Landwehr. „Die Angebote müssen individuell abgestimmt sein, manchmal kommt es auf das kleinste Detail ein“, sagt der Experte und fügt hinzu: „Bei unseren Tests haben die Berater eigentlich keinen Fehler ausgelassen.“ In jeder fünften Übersicht über die Vertragsdaten fehlte die Abschlussgebühr. Noch häufiger ließen Bausparkassen die Jahresgebühr weg. Kunden müssen den Sparplan studieren, um zu erkennen, was von den Sparbeiträgen abgezogen wird. Spar- und Tilgungspläne bekamen nicht alle Testkunden. „Ein absolutes Unding“, so „Finanztest“. 

Die an der Studie beteiligten Tester fragten auch, ob sie den Vertrag früher oder später als geplant einsetzen können oder die monatliche Sparrate nachträglich ändern dürfen. „Problemlos möglich“, lautete die Standartantwort, wobei müssen in aller Regel die Vertragsgrundlagen geändert werden.