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20.12.19 / St.-Thomas-Kirche / Sie setzte Maßstäbe im Sakralbau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-19 vom 20. Dezember 2019

St.-Thomas-Kirche
Sie setzte Maßstäbe im Sakralbau
Martin Stolzenau

Am 38. Geburtstag ihres Architekten und Baumeisters Friedrich Adler sowie am 70. des Landesherren und summus episcopus König Friedrich Wilhelm IV., dem 15. Oktober 1865, wurde am nördlichen Ende des Mariannenplatzes im Berliner Ortsteil Kreuzberg offiziell der Grundstein der St-Thomas-Kirche gelegt. Da war der Bau aber schon reichlich fortgeschritten. Bei Winterbeginn waren die Umfassungsmauern über zehn Meter hoch. 1867 wurden die Westtürme fertiggestellt und Richtfest gefeiert. 1868 begann der Innenausbau. Nach Schwierigkeiten mit der Austrocknung des Mauerwerkes erfolgte am Thomastag vor 150 Jahren die pompöse Eröffnungsfeier des seinerzeit größten Sakralbaus Berlins der mit seiner Annäherung an einen Zentralbau zum Vorbild für den gesamten protestantischen Kirchenbau in Deutschland wurde und seinem Architekten zum beruflichen Durchbruch verhalf.

Am 21. Dezember 1869 um 11 Uhr begannen die Feierlichkeiten. Da hatten sich die Abordnungen der Stadt mit dem Oberbürgermeister Hedemann und dem Stadtverordnetenvorsteher Kochhann, die Vertreter der hohen Geistlichkeit mit dem Generalsuperintendenten der Kurmark und dem Präsidenten des Oberkirchenrats, Adler sowie das Gros der erwartungsvollen Thomasgemeinde eingefunden. Dazu erschien die Familie König Wilhelms I., die zunächst vom Geläute der Glocken der neuen Thomaskirche und dann ehrfurchtsvoll von den Anwesenden begrüßt wurde. 

Im Rahmen des Zeremoniells überreichte Adler dem Oberbürgermeister als Bauherrn auf einem Kissen den Kirchenschlüssel und hob hervor, „dass der Bau mit Gottes Hülfe und ohne Unfall vollendet worden“ sei. Nach den Redeerwiderungen durch den Oberbürgermeister, den Kirchenrepräsentanten und den König nahmen die anwesenden Einweihungsgäste ihre Kirchenplätze streng nach Protokoll ein. Das Königspaar besetzte die Westempore. Die Stadtoberen saßen auf der Ostempore. Die Geistlichkeit befand sich im Raum vor dem Altar. Es folgten Chorgesang, Orgelspiel, Weiherede und die Erstpredigt durch Pfarrer Theodor Hübner, der sich neben dem Baumeister um den Neubau der Kirche große Verdienste erworben hatte. Der Mann der Kirche erklärte die neue Thomaskirche zu einer „Stätte des Gebetes, der Freude im Herrn und zu einer Stätte, wo der Gottesfriede gefunden werde“.