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20.12.19 / Kaiser Friedrich II. / Der erfolgreichste Verteidiger der Christenheit seiner Zeit / Der Staufer erwies sich als Wegbereiter aller modernen, säkularen Monarchien Europas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-19 vom 20. Dezember 2019

Kaiser Friedrich II.
Der erfolgreichste Verteidiger der Christenheit seiner Zeit
Der Staufer erwies sich als Wegbereiter aller modernen, säkularen Monarchien Europas
Wolfgang Kaufmann

Nur wenige Herrscher des Mittelalters polarisierten derart wie der am 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona geborene Friedrich II., der ab dem 22. November 1220 die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches trug und sich des Weiteren König von Sizilien, deutscher König und König von Jerusalem nannte. Während seine Anhänger ihn als den „größten unter den Fürsten der Erde“ feierten, wetterte die Kirche unablässig gegen den Herrscher aus dem Adelsgeschlecht der Staufer. Der Kaiser sei ein übler Ketzer, Wüstling und Tyrann, eine Bestie und Vorbote des Antichristen sowie Sohn und Schüler Satans gewesen, schäumten Papst Innozenz IV. und dessen Parteigänger sogar noch, nachdem Friedrich II. im Dezember 1250 in der Burg Castel Fiorentino in Apulien gestorben war. Der Grund für diese und ähnliche Schmähungen auch schon zu Lebzeiten des Enkels von Friedrich I. Barbarossa lag in dessen jahrzehntelangem Agieren gegen die Phalanx der kirchlichen Amtsträger einschließlich des Papstes, die der Erweiterung der kaiserlichen Macht in Deutschland und Italien im Wege gestanden hatte.

Daran änderte auch nichts, dass Friedrich II. der erfolgreichste Verteidiger der Christenheit seiner Zeit war. So vermochte er es im Verlaufe seines Kreuzzuges von 1228/29, einen Vertrag mit dem Sultan von Ägypten Al-Kamil Muhammad al-Malik abzuschließen, durch den das Abendland wieder in den Besitz von Jerusalem, Bethlehem und Nazareth kam. Ebenso eliminierte Friedrich II. den arabisch-islamischen Vorposten auf Sizilien. Zwischen 1222 und 1245 sorgte er für ein Ende der ständigen Raubzüge der Muslime auf der Insel und deportierte diese dann ins weit entfernte Apulien.

Der Kaiser erwies sich als bemerkenswert fortschrittlicher Herrscher. Er sprach mehrere Sprachen, schrieb eigenhändig ein Buch über die Kunst der Falknerei und entwickelte großes Interesse an naturwissenschaftlichen und philosophischen Fragen. An seinem Hof, dessen permanente Existenz ein Novum darstellte, gingen die klügsten Männer der damaligen Zeit ein und aus, darunter auch jüdische und muslimische Gelehrte. Insofern war es nur logisch, dass Friedrich bereits 1224 die Universität Neapel gründete. Sie war die europaweit erste Hochschule, die ihren Lehrbetrieb ohne päpstlichen Segen aufnahm. 

Überhaupt ging das Streben Friedrichs II. stets dahin, eine von der Kirche unabhängige Staatsgewalt zu etablieren, was ihn praktisch zum Wegbereiter aller modernen, säkularen Monarchien Europas machte. 1231 erließ er die Konstitutionen von Melfi, eine Gesetzessammlung für das Königreich Sizilien mit 219 Einzelbestimmungen in drei Büchern. Damit lag die erste weltliche Rechtskodifikation des Mittelalters vor. Im Kern hatte sie bis ins 19. Jahrhundert Bestand.

Der Dauerkonflikt zwischen dem nach Emanzipation strebenden Kaiser und dem auf seine Suprematie pochenden Papsttum hätte beinahe zu einer Katastrophe epochalen Ausmaßes geführt. 1241 besiegten die von Osten heranstürmenden Mongolen Batu Khans zuerst ein vereinigtes deutsch-polnisches Ritterheer unter Herzog Heinrich dem Frommen von Schlesien und dann die Streitmacht des ungarischen König Bela IV. Damit drohte dem Reich eine mongolische Invasion. Dennoch lehnte Friedrich jedwedes militärische Vorgehen gegen Batu Khan ab, da er zu Recht befürchtete, seine Gegner – allen voran der Papst – würden ihm währenddessen in den Rücken fallen. 

Dass Europa in dieser höchst fatalen Situation trotzdem noch dem Untergang entrinnen konnte, resultierte letztlich nur aus einem Zufall. Nachdem Batu Khan bereits bis an die Küste der Adria und nach Wiener Neustadt vorgedrungen war, trat er Anfang 1242 unversehens den Rückzug in die Mongolei an, um anlässlich des Todes des schwer alkoholabhängigen Großkhans Ögedei seinen eigenen Thronanspruch geltend zu machen.