In Holland bekommen die kleinen Kinder Geschenke vom Nikolaus, der Sinterklaas heißt. Er kommt mit dem Schiff aus Spanien angefahren, so heißt es, und hat immer seine lustigen Gesellen, die Pieten dabei. Früher nannte man sie „zwarte Piets“ (schwarze Peter). Diese waren im Gesicht schwarz angemalt, hatten goldene Ohrringe und knallrote Lippen.
Doch in Zeiten, da die sogenannte kulturelle Aneignung durch „Blackfacing“ – also das Verfärben eines weißen Gesichts mit schwarzer Farbe – politisch verpönt ist, haben die Pieten nur etwas Ruß im Gesicht und sind bunt gekleidet. Schon Mitte November kam Sinterklaas mit seinen Pieten per Dampfschiff nach Holland und legte in einer großen Stadt an. Das Pferd von Sinterklaas war ein Schimmel, welcher magische Eigenschaften besitzt und im Hafen ungeduldig wartete. Ein Kinderfest wurde gefeiert und ein Umzug um den Marktplatz abgehalten. Holländische Kinder stellten ihre Stiefel neben den Kamin oder Ofen mit Wunschzetteln darin. Sinterklaas ritt dann von Dach zu Dach und brachte mit den Pieten die Geschenke durch den Schornstein. „Böse“ Kinder fanden eine Rute im Stiefel. Am 5. Dezember fand der Höhepunkt des Sinterklaasfestes statt: Pakjesavond, der Päckchenabend. Dieser ist für die meisten Niederländer wichtiger als Weihnachten. Größere Kinder erhalten ihre Geschenke am
25. Dezember zu Weihnachten. Man ist mit der Familie zusammen, es gibt gutes Essen, manche gehen in die Kirche, genau wie in Deutschland.
Die Figur des Sinterklaas geht zurück auf den Heiligen Nikolaus, der in Patara, der heutigen Türkei, 270 nach Christus geboren wurde. Später wurde er Bischof von Myra und starb am 6. Dezember 342. Da der Heilige Nikolaus auch Schutzpatron der Seefahrt ist, kommt der Sinterklaas in Holland immer mit dem Dampfschiff an.
Alle Kinder, die in Potsdam oder Berlin wohnen, konnten am 7. Dezember die Ankunft von Sinterklaas und seinen Helfern im Stadthafen erleben. Er kam, um das gleichnamige Fest im Holländischen Viertel in Potsdam zu eröffnen. Und wieso in Potsdam?
Vor fast 300 Jahren siedelten Handwerker aus Holland in Potsdam, weil der preußische König sie darum gebeten hatte. Sie sollten den sumpfigen Grund trockenlegen, denn darin hatten die Holländer gute Erfahrung. Es entstanden wunderschöne rote Backsteinhäuser, das „Holländische Viertel“. Daher ist die brandenburgische Stadt Potsdam bis heute mit Holland verbunden.
Pünktlich am frühen Nachmittag kam Sinterklaas, begleitet von seinen Helfern, im Hafen an und zog dann mit allen Kindern ins Holländerviertel zum großen Fest. Übrigens ist der Name des US-Weihnachtsmanns „Santa Claus“ vom Sinterklaas abgeleitet. Holländische Einwanderer brachten das Fest vom Sinterklaas mit und passten die Bezeichnung der englischen Sprache an.