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20.12.19 / Heiligabend 1890 / Eine Geschichte im Geiste Dickens’ / Ein elfjähriges Mädchen aus einer armen Bergarbeiterfamilie im Erzgebirge hilft seiner Mutter und seiner Familie in einer schweren Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52-19 vom 20. Dezember 2019

Heiligabend 1890
Eine Geschichte im Geiste Dickens’
Ein elfjähriges Mädchen aus einer armen Bergarbeiterfamilie im Erzgebirge hilft seiner Mutter und seiner Familie in einer schweren Zeit
Lydia Wenzel

Heiligabend im Jahre 1890: Die elfjährige Liesbeth begleitet ihre Mutter, die in den Wehen liegt, aus einem kleinen Dorf von Bergarbeitern, in dem sie wohnen, nach Dresden, damit sie bei der schwierigen Entbindung Unterstützung von einem Arzt bekommen kann. Bevor das kleine Geschwisterchen jedoch zur Welt kommt, schickt ihre Mutter Lisbeth wieder nach Hause, damit diese sich um ihre jüngeren Geschwister und ihren Vater kümmert. Voller Sorge um ihre von den Wehen bereits geschwächte Mutter, ohne finanzielle Mittel und ganz allein macht sich das Mädchen auf den schwierigen Rückweg ins Erzgebirge. Als ein Gespann ihren Weg kreuzt, das von einem alten Mann geführt wird und bloß mit einer einzigen Kiste beladen ist, zögert sie nicht lange und springt als blinde Passagierin auf. 

Allein und ohne Geld

Sie hätte sich keinen griesgrämigeren Weggefährten aussuchen können. Vincent Storch hat sich schon vor Jahren mit seinem einzigen Sohn zerstritten und seitdem mit Familienfesten und erst recht mit Weihnachten nichts mehr am Hut. Ausgerechnet dieser Griesgram leitet einen Betrieb, der Christbaumschmuck herstellt und hat gerade bemerkt, dass eine letzte Kiste noch nicht ausgeliefert ist, und das an Heiligabend! Also macht er sich selbst auf den Weg durch den nahenden Schneesturm, denn Weihnachten feiert er ja sowieso nicht. 

Herzerwärmend erzählt

Das Zusammentreffen des alten Griesgrams mit einem mutigen jungen Mädchen vom Lande ergibt ein Abenteuer ganz im Geiste Charles Dickens’. Herzerwärmend und doch voller Spannung erzählt Ralf Günther in seiner Erzählung „Eine Kiste voller Weihnachten“ davon, wie wichtig es ist, einander zu helfen, und auch davon, wie schön es ist, Festtage wie Weihnachten mit Menschen zu verbringen, die einem wichtig sind. 

Dieser kleine Geschenkband enthält immer wieder ganzseitige Illustrationen von Andrea Offermann, welche die Geschichte liebevoll untermalen und gestalten. So stimmt das Büchlein auf einfühlsame Weise und doch ganz unaufgeregt auf das nahende Weihnachtsfest ein und lädt dazu ein, es sich in der allzu oft viel zu turbulenten Vorweihnachtszeit mit einer Tasse Tee und einer Decke eingehüllt zu Hause gemütlich zu machen, um ein wenig in einem ansprechenden Buch zu schmökern. 

Ralf Günther: „Eine Kiste voller Weihnachten“, Rowohlt 2019, gebunden, 124 Seiten, 18 Euro