Es kommt immer wieder vor, dass der gewichtige Inhalt eines Buches wenig mit dem äußeren Erscheinungsbild zu tun hat. Das Buch „Sprachen ohne Worte“ von Andrea Weller-Essers aus dem Dudenverlag passt in jede Handtasche. Ganz im Gegensatz zum gewichtigen Inhalt, den der Leser auf Anhieb kaum verarbeiten kann. Es ist schon eine Leistung an sich, so viele Informationen aus verschiedenen Wissensbereichen auf engstem Raum unterzubringen, und alle angesprochenen Bereiche sind äußerst interessant.
Kommunikation in Sparten
Der Autorin ging es um die „Kommunikation auf anderen Wegen“. Wie viele es davon gibt, ist dem Durchschnittsleser vermutlich gar nicht bewusst. Eingeteilt in drei Sparten, erfährt man etwas über „Notationssysteme für spezielle Fälle“ wie Musik- und Tanznotationen, Braille-Schrift, über die Gamersprache und die Pasigrafie, eine Schrift, die sich bemüht, für alle Kulturen verstehbar zu sein. Des Weiteren geht es um den Themenbereich „Fernkommunikation“, als da sind Leuchttürme, Flaggen, das Morsealphabet, Pfeifsprachen, Nachrichtentrommeln, Signalhörner und Trompeten.
Schließlich berichtet die Autorin noch über den Körper des Menschen mit dem Titel „Kommunizieren mit Gesten“, zum Beispiel Gebärdensprachen, Dirigieren, Handzeichen im Sport, nationale und internationale Körpersprache. „Der Körper schweigt nie“, lässt die Autorin wissen, womit sie sicher recht hat. Bewusste Körpersprache kann in Seminaren trainiert werden, um sich in privaten oder beruflichen Bereichen besser verständlich zu machen. Dass man in verschiedenen Ländern unterschiedliche körperliche Zeichen anders versteht und daraus Missverständnisse entstehen können, dürfte jedem bekannt sein. Daumen und Zeigefinger zu einem „O“ geformt bedeutet beispielsweise in Teilen Europas und Nordamerikas etwas Positives und in Frankreich und Belgien „Null oder wertlos“. Da kann man ganz schön daneben liegen. Laut der Autorin steht das so geformte O in Japan für Geld.
Missverständliche Zeichen
Weller-Essers zeigt auf interessante Weise und gut bebildert, wie Sprachen ohne Worte funktionieren. Wer weiß schon, wie man Ballettchoreographien bildlich darstellt oder wie ein Dirigent das Orchester mit präzisen Gesten zum perfekten Klang führt? Eine lesenswerte Lektüre, die ganz neue und aufklärerische Einblicke in zwischenmenschliche Informa-tionsübermittlung bringt.
Andrea Weller-Essers: „Sprachen ohne Worte“, Dudenverlag 2019, gebunden, 80 Seiten, 10 Euro