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03.01.20 / Stralsund / Störtebeker-Intendant Peter Hick erhält hohe Auszeichnung / „Vorpommerscher Ehrengreif “ für einen sudetischen Tausendsassa und sein Lebenswerk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01 vom 03. Januar 2020

Stralsund
Störtebeker-Intendant Peter Hick erhält hohe Auszeichnung
„Vorpommerscher Ehrengreif “ für einen sudetischen Tausendsassa und sein Lebenswerk
Christian Rödel

Schon so manche Schlacht, nicht nur auf See im Großen Jasmunder Bodden, hat Störtebeker-Intendant Peter Hick bereits in seinem Leben geschlagen, und das zumeist erfolgreich. In Anerkennung seiner außerordentlichen Lebensleistunge, insbesondere auf Rügen in Ralswiek, wo er jährlich mit seinen Open-Air-Aufführungen etwa 350 000 Besucher anlockt, verlieh ihm der Unternehmerverband Vorpommern am Montagabend im Haupthaus der Stralsunder Sparkasse den „Ehrengreif“. Der 1946 im Sudetenland geborene Peter Hick, dessen Schauspielerkarriere zu DDR-Zeiten an der Seite des legendären Rolf Hoppe in dem Film „Die Bösewichter müssen dran“ in den 70-er Jahren an Fahrt aufnahm, war schon als junger Mann ein unangepasster Freigeist und war damit geradezu prädestiniert, den Freibeuter der Meere, Klaus Störtebeker, auf der Ralswieker Naturbühne wieder Leben einzuhauchen.

Eine Idee aus den 50ern

Seit 1993 leitet Hick die Störtebeker-Festspiele allsommerlich in Ralswiek auf Rügen und nahm damit eine Tradition aus dem Jahr 1958 auf, als die SED-Oberen im Putbusser Rosencafé beschlossen, das Leben des Volkshelden Klaus Störtebeker auf die Bühne zu bringen. Der Schriftsteller Kurt Barthel erhielt den Parteiauftrag, ein Drama über den „hier an der Küste tief verwurzelten Volkshelden“ zu verfassen. Von dem berühmten Theatermann Erwin Piscator, der 1927 an der Berliner Volksbühne den sagenumwobenen Klaus Störtebeker zum Robin Hood der Meere stilisierte, ließ Barthel sich inspirieren. Die Vitalienbrüder und ihre Verbündeten feierten große Erfolge auf der Naturbühne, wo bereits damals bis zu 1000 Laiendarsteller zum Einsatz kamen. 

Doch die Theateraufführungen im Rahmen der sozialistischen Arbeiterfestspiele konnten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht lange aufrecht erhalten werden, und erst im Jahre 1980 wurden die Aufführungen der beliebten Störtebeker-Saga in Ralswiek fortgeführt. Zu dieser Zeit arbeitetet Peter Hick schon im Westen Deutschlands, denn er hatte sich wegen einer versuchten Republikflucht zum Staatsfeind der DDR gemacht. Die daraufhin erfolgte Haftstrafe von anderthalb Jahren musste Hick von 1975 bis 1976 in mehreren DDR-Gefängnissen absitzen, bis ihn die Bundesrepu–blik Deutschland schließlich freikaufte. 

Sowohl als Stuntmen als auch als Schauspieler stand er von 1978 bis 1985 in den Winnetou-Aufführungen auf der Bühne, und später sammelte er hier als Intendant der Bad Segeberger Karl-May-Festspiele von 1988 bis 1991 ausreichend Open-Air-Theater-Erfahrung, um sich 1993 an das Großprojekt „Ralswieker Naturbühne“ zu wagen. Im französischen Toulouse wurde Hick 1989 sogar noch Stunt-Weltmeister und bewies damit abermals, dass es nur wenige Herausforderungen gibt, vor denen er Angst verspürt. Respekt jedoch hat Hick für seine Mitarbeiter, die ihn stets als harten, aber immer fairen Chef beschreiben. Als Arbeitgeber übernehmen Peter Hick, seine Frau Ruth und Tochter Anna-Theresa als Geschäftsführerinnen, eine große soziale Verantwortung. Etwa 50 ganzjährig Festangestellte und weit über 400 saisonale Kräfte stehen in Ralswiek in Lohn und Brot.

Seitenhiebe auf die Gegenwart

Seit 1993 haben acht Millionen Zuschauer das im besten Sinne volkstümliche Piraten-Spektakel, deren Inhalt jedes Jahr auch Seitenhiebe auf die aktuellen politischen Themen der Jetztzeit bereit hält, gesehen. Vom wirtschaftlichen Mehrwert dieses Tourismusmagneten profitiert eine ganze Region, denn schließlich  wurden am Großen Jasmunder Bodden bislang 130 Millionen Euro an Umsatz generiert. Die Erlöse aus Übernachtungen von Störtebeker-Besuchern auf Rügen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. „Er ist aber auch ein guter Handwerker und ein beeindruckender Visionär, der immer wieder neue Ideen im Kopf hat, um die Störtebeker-Festspiele noch attraktiver zu machen“, lobte Gerold Jürgens vom Vorstand des Unternehmerverbandes Vorpommern den Ausgezeichneten. Staatssekretär Dr. Stephan Rudolph aus dem Schweriner Wirtschaftsministerium meinte: „An den sommerlichen  Störtebeker-Festspielen in Ralswiek kommt kaum jemand vorbei, ohne zumindest eine Aufführung besucht zu haben“. 

Der Geehrte zeigte sich tief gerührt von den vielen Lobpreisungen am Montagabend im Staffelgeschoss des Stralsunder Sparkassengebäudes und genoss mit seiner ebenfalls anwesenden Familie die Feierstunden. Hick ist kein Mann der großen Worte, sondern ein Macher, der nicht viele Worte verliert über seine bisher geleistete Arbeit, sondern sich immer wieder an dem Abend zurück zog, um unter freiem Himmel eine Zigarette zu genießen.

Störtebeker Festspiele 2020 vom 20. Juni bis 5. September:  „Im Angesicht des Wolfes“ –  https://stoertebeker.de/