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03.01.20 / Winterwandern im Oberallgäu / Pack die Schneeschuhe ein / Gerade ging die Vierschanzentournee zu Ende, jetzt ist Oberstdorfs Bergwelt wieder ein Idyll für Wanderer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01 vom 03. Januar 2020

Winterwandern im Oberallgäu
Pack die Schneeschuhe ein
Gerade ging die Vierschanzentournee zu Ende, jetzt ist Oberstdorfs Bergwelt wieder ein Idyll für Wanderer
Andreas Guballa

Wenn im Winter ein scharfer Ostwind weht, wissen die Oberallgäuer, dass schönes Wetter kommt. Tagelang funkeln die Hänge dann in der Sonne, der Himmel leuchtet klar und blau, und die Gipfel locken in kalter Pracht. An solchen Tagen auf einem der Allgäuer Gipfel zu stehen und die weiße Wunderwelt von höherer Warte zu betrachten ist ein Traum. Das Schöne an ihm: Er lässt sich auch für jene wahr machen, die nicht mit Skiern klarkommen. 

Das Wundermittel: Schneeschuhe. Nicht umsonst erleben sie zurzeit einen Boom, denn die unkomplizierten Treter verlängern die Wandersaison um volle drei Monate. Geschätzte Einlernzeit: eine Viertelstunde, dann hat man sich an den breitbeinigen Gang gewöhnt und kann ins Gelände ziehen. In den Oberallgäuer Bergen kommen Schneeschuhgeher zudem in den Genuss eines sehr guten Sicherheitsservices: In der Alpinen Beratungsstelle Oberstdorf erhalten sie für ihr Tourenvorhaben eine fundierte telefonische Auskunft, ob Lawinengefahr besteht.

Am besten beginnen Einsteiger ihr Abenteuer mit einer Schnupperrunde am Nebelhorn, wo es für Liebhaber dieses Wintervergnügens eine eigene Strecke gibt. Hier genießen sie Schritt für Schritt unberührten Schnee, ein atemberaubendes Panorama, frische Bergluft und Sonnenschein. Der neue Schneeschuhwanderweg bietet im Bereich des gesicherten Skigebietes auf einer Länge von rund drei Kilometern Schneespaß pur. 

Kasknödel zur Belohnung

Nächste Etappe: Kleinwalsertal. Das landschaftliche Kleinod gehört politisch zu Österreich, ist aber, abgeschirmt von Bergen, nur von Deutschland aus zugänglich. Von Oberstdorf liegt es nur ein paar Kilometer entfernt in Richtung Südwesten. Schnell glaubt man, ans Ende der Welt gelangt zu sein, gerade im Winter, wenn der Schnee alle Geräusche dämpft und nur das Knarzen unter den Schneeschuhen ans Ohr dringt. 

Durch das stille Hochtal zieht man hin­auf zur 1620 Meter gelegenen Schwarzwasserhütte, während im Nordwesten der Hohe Ifen (2229 Meter) das Blickfeld dominiert, der das Tal wie ein Schiffsbug überragt. 600 Höhenmeter sind es hinauf zur Schwarzwasserhütte – für eine Wanderung im Sommer wäre das nicht viel. Aber auf Schneeschuhen wird man sie in den Beinen spüren, wenn man nach zweieinhalb Stunden oben an der Hütte ankommt. Dafür kann man sich dort mit Kaiserschmarrn oder Kasknödel mit Sauerkraut für die Strapazen belohnen.

Es gibt aber noch weitere schöne Touren für Schneeschuhgeher im Oberallgäu, alle ohne technisch schwierige Passagen und mit etwas Ausdauer gut machbar. Zu den schönsten zählt zweifellos die sechsstündige Route über die traumhaft an einem zugefrorenen See gelegene Hörmoosalpe und hinauf zur Falkenhütte. Sie beginnt nur ein paar Kilometer nordwestlich von Balderschwang bei Steibis und bietet echte Postkartenmotive, unter anderem das friedliche Ehernschwanger Tal.

Auch die berühmte Dreiländersicht erhält man auf dem Weg. Der Säntis in der Schweiz beeindruckt durch seine exponierte Lage. Doch zuerst schweift der Blick durch Vorarlberg in Österreich, um über das Rheintal hinwegzuschauen. Kitsch? Ja, aber ganz real und zum Niederknien schön. Hält das Wetter noch? Dann am besten gleich frühmorgens ab nach Osten, in das malerisch im Ostrachtal gelegene Bad Hindelang. Von der Talstation der Hornbahn geht es los in einen neuen Tag im Schneeschuhparadies Oberallgäu. Steil windet sich der Weg hinauf zum Burgschrofen (1355 Meter) und dem Restaurant Gletscherspalte, bei guten Bedingungen ist sogar noch eine Besteigung des Imberger Horns (1655 Meter) drin.

Der Atem geht schwer, Schweißtropfen bleiben nicht aus. Doch es tut gut, Wärme zu spüren, denn der Ostwind kann schon sehr unangenehm werden. Andererseits gäbe es ohne ihn das gute Wetter nicht, und die Aussicht auf die Nagelfluhkette, die sich auf der Burgschrofen-Runde ab Hindelang bald auftut, würde viel von ihrem strahlenden Glanz verlieren.

Wer also den vollen Schneeschuhgenuss im Allgäu will, der sollte vorher genau den Wetterbericht verfolgen. Im letzten Winter gab es Schönwetterperioden von bis zu fünf Tagen am Stück, und wer sagt, dass es in dieser Saison nicht wieder genauso lange gut werden soll?

Informationen: Die Oberstdorf Tourismus GmbH veranstaltet jeden Mittwoch Schneeschuh-Schnupperkurse mit geprüften Bergführern. Preis: 36 Euro. Anmeldung: bis spätestens 15 Uhr des Vortages bei der Tourist-Information im Oberstdorf Haus, Telefon (08322) 700 200, oder per E-Mail: alpinberatung@oberstdorf.de.