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03.01.20 / Ahnenforschung / Wer war Rosa Puppke? Überschrift / Wolf Wiechert hat einen außergewöhnlichen biografischen Roman über das Leben seiner ehemaligen Kinderfrau geschrieben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01 vom 03. Januar 2020

Ahnenforschung
Wer war Rosa Puppke? Überschrift
Wolf Wiechert hat einen außergewöhnlichen biografischen Roman über das Leben seiner ehemaligen Kinderfrau geschrieben
Dagmar Jestrzemski

Wer waren die Ahnen von Rosa Puppke? Diese Frage stellte sich Wolf Wiechert, weil Rosa ihm einst nahestand. Über Rosa und seine Forschungen zu ihrer Herkunft hat er einen vergnüglichen und zugleich nachdenklichen Roman geschrieben, der den Titel trägt: „Rosa. Eine kontrollierte Spekulation“. Der Autor, ein pensionierter Gymnasiallehrer, lebt in Wertheim am Main. Geboren wurde er 1937 in Skandau/Ostpreußen. Rosa Puppke war seine Kinderfrau. Geboren 1898, war sie in einem Waisenhaus aufgewachsen, in dem eine Tante sie untergebracht hatte. Mit dem Autor und seinen Eltern kam Rosa 1947 in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands, nachdem sie zwei Jahre in einem pommerschen Dorf unter den Russen gelebt hatten. Jahrzehntelang wohnte sie dann in Neuwald in der damaligen DDR, zog später in ein Altersheim, das in einem ehemaligen Schloss eingerichtet war. 

Wiechert ist im Roman der Ich-Erzähler Veit Sommerfeld. Seine Überlegungen zu Rosas Herkunft beruhen auf einem Erlebnis kurz nach ihrem Tod im Jahr 1990. Als er sie im offenen Sarg liegen sieht, ist er überrascht über ihre Ähnlichkeit mit der Totenmaske einer berühmten Person in der Geschichte Preußens. Neben ihm erscheint ein Unbekannter, den Rosas Anblick offensichtlich ebenso frappiert. Wie sich herausstellt, ist es Malte Kenan von Rauttin, ein Geschäftsmann aus Frankfurt, der zufällig von Rosas Tod erfahren hatte. Sommerfeld erfährt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Rauttins Vater und der Verstorbenen bestand. Was die beiden Männer verbindet, ist ihr Interesse an der Abstammung von Rosa, der armen, einfachen Frau. Alle standen früher viele Stufen höher als Rosa Puppke. Die beiden Männer vermuten in Rosas Ahnenreihe Personen aus höchsten Adelskreisen. Bei dem Versuch, Ahnenforschung zu betreiben, stoßen sie bald an Grenzen. Jedoch geben sie nicht auf. Die Sache ist längst eine fixe Idee. 

Erzählfreudig plaudert der Autor über die Fortsetzung ihres Vorhabens in Form einer „Konjektoralbiografie“ . Unter Zuhilfenahme von Literaturstellen, die sie in den Werken Fontanes und Gustav Freytags finden, gelingt es ihnen, mittels einer „kon-trollierten Spekulation“ ein halbes Dutzend Generationen ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu rekonstruieren, besser gesagt: in den Bereich der Möglichkeit zu rücken. Damit ist es Wiechert gelungen, ein außergewöhnliches, zu Herzen gehendes Werk der Unterhaltungsliteratur mit historischen, biografischen und literarischen Bezügen zu schaffen. 

Wolf Wiechert: „Rosa. Eine kontrollierte Spekulation“, Königshausen & Numann 2019 , broschiert, 240 Seiten, 19,80 Euro