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10.01.20 / Medien / Von der Peinlichkeit zur Grundsatzfrage / In der Affäre um das „Umweltsau“-Lied des WDR zeigt sich die Verachtung medialer Eliten für die Bürger, von deren Gebühren sie leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02 vom 10. Januar 2020

Medien
Von der Peinlichkeit zur Grundsatzfrage
In der Affäre um das „Umweltsau“-Lied des WDR zeigt sich die Verachtung medialer Eliten für die Bürger, von deren Gebühren sie leben
René Nehring

Der erste „Shitstorm“ im neuen Jahr kam überraschend. Denn er traf ausgerechnet Vertreter derjenigen Zunft, die sonst gewohnt ist, über andere zu richten: Journalisten. Anfang Januar machte ein vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) produziertes Lied die Runde, in dem ein Kinderchor die angeblichen Öko-Vergehen der eigenen Großmutter vortrug, und am Ende jeder Strophe sang: „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau.“ Schnell erregte sich die Wut der Bürger, ebenso schnell erkannte WDR-Intendant Tom Buhrow, dass für den Sender schwerer Schaden drohte. Mehrfach bat er in der Öffentlichkeit für sein Haus um Entschuldigung; versichernd, dass die öffentlich-rechtliche Anstalt keineswegs eine ganze Generation beleidigen wolle. Vielmehr habe es sich bei dem Lied um eine missglückte Satire gehandelt. 

Damit hätte die Sache erledigt sein können. Doch Buhrow hatte die Rechnung ohne seine Redaktion gemacht. Denn der WDR ist nicht nur der größte Sender im ARD-Verbund, sondern auch das Haus mit dem größten Sendungsbewusstsein. Hier ist man – zum Beispiel in Sendungen wie „Monitor“ – gewohnt, der Welt mitzuteilen, wer gut und wer böse ist. Fehler einzugestehen oder gar sich für einen Fehlgriff entschuldigen zu müssen, gehört nicht zum Selbstverständnis. Prompt brachte denn auch die Redakteursvertretung in einem Rundschreiben ihre „Fassungslosigkeit“ zum Ausdruck – natürlich nicht über das Lied, sondern über das Verhalten des Intendanten, der versucht hatte, das Ansehen seines Hauses zu retten, und dabei vor „rechten Kreisen“ eingeknickt sei. 

In dieser Haltung zeigt sich freilich die ganze Arroganz in Teilen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Wohlgemerkt: nicht überall. Doch vor allem in den meinungsbildenden Redaktionen singt man gern das Hohelied vom „Qualitätsjournalismus“ und liefert doch nur parteipolitische Agitation. Wer daran zweifelt, möge eine Woche lang in jeder x-beliebigen Nachrichtensendung oder Talkshow zählen, wie oft dort Vertreter der kleinsten im Bundestag vertretenen Partei vorkommen – und wie oft die anderen. 

Das Ganze wäre nicht weiter schlimm, wenn sich die Kollegen nur von denjenigen bezahlen ließen, die so denken wie sie. Tatsächlich ist jedoch das ganze Volk gezwungen, per Zwangsgebühren eine Tendenzberichterstattung zu bezahlen, die ausweislich jahrzehntelanger Wahlergebnisse von der Mehrheit der Bürger nicht geteilt wird. Insofern geht es in dieser Affäre um weit mehr als nur um guten Geschmack.