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10.01.20 / Dunkelheit des Winters / Um den Schlaf gebracht / Künstliche Leuchtmittel hellen die dunkle Jahreszeit auf – Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, und der leuchtet meistens blau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02 vom 10. Januar 2020

Dunkelheit des Winters
Um den Schlaf gebracht
Künstliche Leuchtmittel hellen die dunkle Jahreszeit auf – Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, und der leuchtet meistens blau
Stephanie Sieckmann

Licht ist eines der natürlichen Dinge, die der Mensch gerne stets zu seiner Verfügung hat. Auf den Schalter oder einen Knopf drücken und damit einen Bereich ausleuchten ist heute selbstverständlich. Den Stromleitungen sei Dank, besteht heute im Innen- wie im Außenbereich von Gebäuden die Möglichkeit, Licht zu erzeugen, wenn die Natur sich in natürliche Dunkelheit hüllt. 

Doch Licht ist nicht gleich Licht. Blaues Licht hat andere Eigenschaften als gelbes oder rotes Licht. Das Wissen um die Unterschiede und die Wirkung einzelner Licht-Anteile bietet die Möglichkeit, Räume gezielt mit zweckmäßigen Beleuchtungen auszustatten. Beleuchtungssysteme, die darauf abzielen, mit einem höheren Blaulichtanteil die Konzentration der Mitarbeiter zu fördern, sind in Büros eine sinnvolle Unterstützung. Der Einsatz von Tageslichtlampen bei der Behandlung von Depressionen ist ebenfalls etabliert.

Warm-weißes Licht kann dazu beitragen, das Wohlgefühl zu steigern, und wird daher gerne in Verkaufsräumen eingesetzt. Für Pflegeeinrichtungen werden Beleuchtungen empfohlen, die es möglich machen, morgens und abends warmes Licht anzusteuern, das entspannt, und vormittags und mittags mit einem höheren Blaulichtanteil die Aktivität er Bewohner anzuregen. So wird der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gefördert. 

Aber wie bei vielen Dingen, sollte vorsichtig und bewusst mit dem Faktor Licht umgegangen werden. Denn das Licht ist trotz seiner großen Bedeutung noch nicht in allen Aspekten erforscht. Nachdem die gute alte Glühbirne mit dem Wolframfaden abgeschafft wurde, haben sich Energiespar- und Halogenlampen etabliert, in letzter Zeit haben sich Leuchtdioden (LED) durchgesetzt. Letztere werden zunehmend in allen Bereichen eingesetzt, so auch bei Fahrzeugen und Fahrrädern, Taschenlampen und Wohnraumleuchten. 

Bejubelt, weil sie ohne Quecksilber auskommen und sich als langlebig erweisen, erfreuen sich LED großer Beliebtheit. Doch einen Nachteil scheinen sie zu haben: Sie haben einen hohen Anteil an blauem Licht, das auch Smartphones, Computer und Fernseher ausstrahlen. Und das, so warnen Wissenschaftler, ist auf Dauer nicht gesund. Die Auswirkungen sind noch längst nicht vollständig erforscht. Studien zeigen aber, dass Vorsicht geboten ist beim Einsatz von Lichtquellen, die blaues Licht verbreiten. 

Melatonin hält uns wach

Bereits etwas älter sind Studien, die herausgefunden haben, dass blaues Licht einen starken Einfluss auf den Schlafrhythmus hat. Das kurzwellige blaue Licht hat eine hohe Energie und Intensität, es beeinflusst die Bildung des Hormons Melatonin. Eine hohe Belastung durch Blaulicht kann dazu führen, dass weniger Melatonin gebildet wird. Der Melatoninspiegel im Körper spielt jedoch eine große Rolle beim Schlafverhalten. Ein Mangel an Melatonin hält uns wach. Wer abends am Computer sitzt oder im Bett liegend bei kaltem-weißem Licht liest oder mit dem Smartphone beschäftigt ist und häufig schlecht schläft, sollte versuchen, auf den Blaulicht-Konsum zu verzichten. 

Wer sich wundert, warum nachts der Heißhunger auf Süßes kommt, sollte sich ebenfalls fragen, ob er abends lange vor dem Fernseher oder dem Computer gesessen hat. Denn das blaue Licht dieser Geräte ist wie bei kalt-weißen Beleuchtungen mit hohem Blaulicht-Anteil nach Studien von Forschern in den Niederlanden in der Lage, Hunger auf Süßes auszulösen. Ein Experiment mit Ratten hat ergeben, dass die Tiere aus einer Auswahl an Möglichkeiten zuverlässig süße Knabbereien mit einem hohen Zuckergehalt auswählten, wenn sie abends blauem Licht ausgesetzt waren.

Vorsicht vor zu viel Blaulicht

Schlafstörungen und Hunger auf Süßes sind aber noch nicht alles, was blaues Licht bewirken können soll. Im Juli veröffentlichte die Fachzeitschrift „Scientific Report“ einen Beitrag, in dem Wissenschaftler der Universität Toledo davor warnten, dass der Blaulicht-Anteil von Computermonitoren oder Smartphones bei intensivier Nutzung sogar zur Erblindung führen kann. Auch diese Wissenschaftler setzten Ratten für ihr Experiment ein. Die Tiere wurden einer hohen Dosis Blaulicht ausgesetzt und entwickelten im Laufe der Studie eine Form der Makuladegeneration – eine Augenerkrankung, die durch den Verlust des Sehens in der Mitte des Blickfeldes gekennzeichnet ist und die zur Erblindung führen kann. Chemische Reaktionen der Netzhaut, ausgelöst durch einen hohen Blaulichtanteil, könnten hier Auslöser sein. 

Erst im Oktober veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Oregon ihre gerade gewonnenen Ergebnisse im Magazin „Aging and Mechanisms of Disease“. Die Forscher hatten in Versuchen mit Fruchtfliegen (Drosophila Melanogaster) festgestellt, dass die dauerhafte Einwirkung von blauem Licht nicht nur zu Schädigungen der Augen führt, sondern auch Gehirnzellen und Motorik deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurden. 

Jaga Giebultowicz, Professorin für integrative Biologie und eine der Forscherinnen des Oregon College of Science, zog das Fazit, dass blaues Licht den Organismus schneller altern lässt. Der gezielte Einsatz verschiedener Farbspektren in der weiteren Untersuchung zeigte, dass dauerhafte Beleuchtung den Körper vorzeitig ein wenig altern lässt, der dauerhafte Einfluss blauen Lichts jedoch den Körper dramatisch altern lässt. 

Keinesfalls muss der Mensch nun im Dunkeln sitzen, um seine Gesundheit zu bewahren. Ein bewusster Umgang mit Licht ist aber ratsam. Um die Augen vor dem schädlichen Einfluss durch blaues Licht zu schützen, kann es hilfreich sein, den Monitor oder das Smartphone in den Nachtmodus zu schalten, falls die Einstellung bei dem Gerät vorhanden ist. Alternativ kann eine Blaufilterbrille getragen werden. 

Bei LED können Produkte mit gelb-orangem Körper ausgewählt werden. Auch hier wird das blaue Licht gefiltert. Die Verwendung von warm-weißen lichtemittierenden Dioden, die im Bereich 1000 bis 3000 Kelvin strahlen, stellt sicher, dass nur vergleichsweise wenig blaues Licht abgestrahlt wird.