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17.01.20 / 20 Jahre Wladimir Putin Seitdem der russische Präsident die Führung Russlands von seinem kranken wie amtsmüden Vorgänger Boris Jelzin übernahm, ist er nicht mehr wegzudenken / Der Mann aus St. Petersburg / Schlaglichter der wechselvollen Ära

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03 vom 17. Januar 2020

20 Jahre Wladimir Putin Seitdem der russische Präsident die Führung Russlands von seinem kranken wie amtsmüden Vorgänger Boris Jelzin übernahm, ist er nicht mehr wegzudenken
Der Mann aus St. Petersburg
Schlaglichter der wechselvollen Ära
Manuela Rosenthal-Kappi

Kinder spielen in einem ausgebrannten Buswrack; von den Häusern blättert der Putz; Menschen mit leerem Blick  stehen für Lebensmittel an; der Rubel verfällt zusehends. Die Kriminalität, vor allem in den Metropolen Moskau und 

St. Petersburg, wächst. Banken schießen wie Pilze aus dem Boden und gehen ebenso schnell wieder pleite. Die Bürger müssen immense Verluste verkraften. So sah Russland vor Waldimir Putin aus. Heute gibt es in den Städten gefüllte Läden, ausgebaute Straßen, die sozialistischen Plattenbauten wurden mit Staatszuschüssen restauriert, und der Großteil der Russen hat sich an ein Leben im Wohlstand gewöhnt. 

Als Wladimir Putin an Silvester 1999 die Führung Russlands aus der Hand des amtsmüden Boris Jelzin übernahm, stand das Land wirtschaftlich vor einem Trümmerhaufen. Jelzin, der als Radikalreformer angetreten war, übergab einen ohnmächtigen Pleitestaat, dessen Macht in den Händen von Oligarchen lag.  Der damals noch unbekannte Putin zeigte Entschlossenheit, indem er mit dem zweiten Tschetschenienkrieg den Aufstand in Dagestan niederschlug. Dieser Sieg wirkte sich positiv auf das Selbstwertgefühl der Bürger aus und machte Putin populär. Der Ex-KGB-Mann brach mit allen bisherigen Standards. Er schuf ein stabiles makroökonomisches Umfeld. In den Großstädten entstanden neue Arbeitsplätze, die Bevölkerung konnte das eigene Leben wieder verlässlich planen, und auch die Kriminalität ging zurück. Der St. Petersburger verkörperte das Gegenteil seines Vorgängers. Er galt als junger, gebildeter Ex-Offizier, dem man einen Reformschub zutraute. 

Ölboom trug zum Erfolg bei

Wesentlich zu Putins Erfolg hat allerdings der beginnende Ölboom beigetragen. Der steigende Barrelpreis für Rohöl in den 2000er Jahren ermöglichte das Entstehen einer Mittelklasse in Russland. Die Wirtschaft prosperierte. Den Oligarchen sagte Putin den Kampf an, wobei der Fall des ehemaligen Jukos-Chefs Michail Chodorkowskij, dessen politische Ambitionen mit seiner Verhaftung und einer langjährigen Gefängnisstrafe beantwortet wurden,  für erste Verstimmungen mit dem Westen sorgte. Unter Putin begann zunächst eine Liberalisierung der Wirtschaft, während der regierungstreue Oligarchen neben Beamten, Geschäftsleuten und Hochschulen den Ausbau der Wirtschaft mittrugen. 

Putins Verhältnis zum Westen verschlechterte sich angesichts der NATO-Osterweiterung. Russland fühlte sich vom Westen betrogen. Der Kampf um Einflussnahme im Osten gipfelte im Krim-Anschluss und der Ukrainekrise sowie im Eintritt Russlands in den Syrienkrieg.  

Konfrontation mit dem Westen

Die Konfrontation mit dem Westen fiel mit einer allgemeinen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der russischen  Bevölkerung zusammen. Putins Regierung setzt auf eine repressive Gesetzgebung, um den eigenen Machterhalt zu sichern. Auch in seiner dritten Amtszeit setzt Putin auf Stärke. Außenpolitisch, indem er die militärische Macht Russlands demonstriert; innenpolitisch, indem er der Armut den Kampf angesagt hat. Er kündigte den wirtschaftlichen Durchbruch mit einem Programm nationaler Großprojekte an. 

Während Putin im eigenen Land von der Mehrheit der Bürger immer noch als Garant für Sicherheit und Ordnung gesehen wird, verteufeln westliche Politiker ihn als Diktator, dem Militär, Geheimdienste, Kirche und systemtreue Oligarchen zur Seite stehen, um das eigene Volk zu unterdrücken und die Welt zu provozieren.