Mit die wichtigsten Tatsachen des Kriegs in Syrien sind solche, über welche die deutschen Systemmedien nicht berichten. Am Anfang steht naturgemäß der Kriegsgrund. Er wurde im Februar 2011 zwischen dem damaligen US-Senator John McCaine und einigen Golf-Potentaten in Kairo abschließend abgesprochen, kurz bevor dann die NATO Libyen überfiel.
Mit Libyen hing auch der Beginn des Krieges in Syrien zusammen. Dort nämlich hatte eine von der CIA zusammengestellte Truppe aus radikalen islamischen Kämpfern gemeinsam mit Söldnern im US-Dienst den Aufstand angezettelt. Kaum aber war Muammar al-Gaddafi ermordet und Libyen zerstört, gelangten diese Kämpfer und Legionäre über Tobruk nach Syrien, um dort ihr Werk fortzusetzen. Im Westen aber wird heute noch von einem „Bürgerkrieg“ geredet, was er nie war.
Solange die USA als einzige fremde Macht in Syrien standen, wenn auch widerrechtlich, und dort angeblich den Islamischen Staat (IS) bekämpften, nahm dieser an Macht und regionalem Umfang stetig zu. Erst als Russland von der Regierung Assad zu Hilfe gerufen wurde, zeichnete sich bald die Niederlage der radikalen Moslems ab. Jetzt waren die USA gezwungen, sich auch ein wenig am Kampf gegen den IS zu beteiligen.
Einseitige Berichterstattung
Über all diese Geschehnisse und Zusammenhänge war in Deutschland nichts zu sehen, zu hören oder zu lesen. Ein wenig anders verhielt es sich mit den „Weißhelmen“, einer privaten Zivilschutzorganisation. Wo immer diese auftrat, um eine Missetat des Präsidenten Baschar al-Assad anzuprangern und seine Opfer zu zeigen, wurde darüber berichtet, und zwar ausgiebig und genussvoll. Als sich aber die Fälle häuften, in denen man den „Weißhelmen“ gezielte, arrangierte Fälschungen nachweisen konnte, verschwanden sie aus den Schlagzeilen. Ebenso wurde der deutschen Öffentlichkeit zumeist verschwiegen, dass diese die Gründung eines Offiziers des britischen Auslandsgeheimdienstes, James le Mesurier, sind. Dieser Mann wurde erst genannt, als er in Istanbul unter unklaren Umständen ums Leben kam.
Angesichts einer derartigen systematischen Einseitigkeit in der Berichterstattung kann es nicht verwundern, dass auch jetzt ein Hauptmotiv des Kriegs in Syrien ungenannt bleibt. Obwohl nämlich der Versuch eines „Regime Change“ durch die CIA gescheitert ist, haben die USA einen guten Grund, ihr Militär in Syrien weiterhin als sektorale Besatzungsmacht zu belassen. Es geht um Erdöl.
Eine Beraterin des syrischen Staatschefs Assad, Bouthina Shaaban, gab bekannt, dass syrische Behörden erwägten, gegen die USA eine Klage anzustrengen. Der Grund dafür sei der Raub von Erdöl durch die USA auf syrischem Staatsgebiet. Gegenüber dem US-Fernsehsender NBC News sagte Shaaban, wenn US-Präsident Donald Trump vorgebe, das syrische Erdöl zu „schützen“, so sei das nur ein anderes Wort für „stehlen“. Shaaban weiter: „Das ist unser Erdöl, die USA haben daran keine Rechte. Unser Land muss vollständig von den ausländischen Okkupanten, den Terroristen, den Türken und den Amerikanern befreit werden.“
Eine Klage Syriens gegen die USA vor dem Internationalen Gerichtshof ist also ins Auge gefasst. Dabei ist es durchaus möglich, dass nicht nur der Dieb, also die USA, vor Gericht muss, sondern auch der Hehler. Wer das ist, hat Präsident Assad bereits im Vorfeld bekannt gemacht: „Die Verkäufe des Öls liefen durch die Türkei. Und jetzt stehlen die USA das Erdöl und verkaufen es an die Türkei. Die Türkei ist bei diesem Vorgang ein Komplize.“ Der Vorgang hat übrigens einen grotesken Nebenaspekt: Die USA verstoßen durch ihre Machenschaften gegen ihre eigenen Sanktionen gegen Syrien, die jedes Geschäft mit Erdöl verbieten.
Das russische Verteidigungsministerium legte mittlerweile als Beweis für den Ölhandel Satellitenbilder vor. Diese lassen erkennen, dass die USA die Ölförderung übernommen haben und die Beute mit Kolonnen von Lastwagen in die Türkei bringen. Die Erklärung der USA, ihre Truppen seien nur dazu da, die Ölquellen vor radikal-islamischen Terroristen und „anderen destabilisierenden Akteuren“ zu schützen, ist so nicht mehr aufrechtzuerhalten; das heißt, es wäre so, wenn in der westlichen Öffentlichkeit vorbehaltlos darüber berichtet würde.
Selbst in den USA umstritten
Die Sache mit dem Öl ist auch der Grund, dass entgegen verschiedenen Ankündigungen des US-Präsidenten Trump immer noch keine US-Truppen aus Syrien abgezogen worden sind. Im Gegenteil. Die US-Armee hat in der ölreichen Provinz Deir ez-Zor im Nordosten des Landes mit dem Bau von zwei Militärbasen begonnen. So berichten lokale Quellen, die auch bestätigen, dass die U.S. Army gepanzerte Militärfahrzeuge, schwere Waffen und Munition in die Region geschickt hat. Schon Anfang November wurden zwischen Rmelan und al-Qahtania sowie in der Ölstation Saida in al-Hasaklah im syrischen Nordosten mehrere der gepanzerten Fahrzeuge unter der US-Flagge gefilmt.
Der Raubzug der US-Armee gegen Syrien ist nicht einmal in den USA unumstritten. Die Politikerin der Demokratischen Partei, Kongressabgeordnete von Hawaii und Bewerberin für die Kandidatur zum US-Präsidenten, Tulsi Gabbard, erklärte: „Früher plädierte Trump für die Rückkehr der amerikanischen Truppen aus Syrien, und nun will er sie in Syrien lassen – nicht, um den IS zu bekämpfen, sondern um die Ölfelder zu schützen, die den USA nicht gehören.“
Russlands Außenminister Sergeij Lawrow erklärte bereits Ende des vergangenen Jahres in Genf: „Die Aktionen der Vereinigten Staaten in Syrien verstoßen gegen das Völkerrecht, da ihre Präsenz illegal im Land ist.“ Es sei zudem ganz klar völkerrechtswidrig, da die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen eines souveränen Staates ohne dessen Zustimmung gegen das internationale Recht verstoße. Syrien müsse seine volle Souveränität wiedererlangen.
Der Autor ist ein christsoziales Urgestein und war lange Zeit Redakteur beim „Bayernkurier“.