11.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.01.20 / Karl VII. / Der letzte Kaiser aus Bayern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03 vom 17. Januar 2020

Karl VII.
Der letzte Kaiser aus Bayern

„In diesen Umständen fande ich mich ohne Geld, ohne Credit, ohne Armee, ohne eigene Experienz und Wissenschaft und endlich auch ohne allen Rat, weilen ein jeder aus ihnen anvorderist sehen und abnehmen wollte, wohin die Sachen sich wenden würden. In dieser Situation befande ich mich, da von dem König von Preußen feindlich angegriffen wurde.“ Maria Theresia spricht in diesem Zitat aus einer Denkschrift über den Beginn ihrer Regierungszeit. Österreich befand sich nach dem Tod des Vaters der Habsburgerin, Karl VI., in einer Schwächephase und schien sich als Opfer anzubieten. 

Den Anfang machte Friedrich der Große mit seinem Einmarsch in Schlesien. Andere folgten, und der Erste Schlesische Krieg weitete sich zum Österreichischen Erbfolgekrieg aus. Diverse Fürsten bestritten ungeachtet der sogenannten Pragmatischen Sanktion Maria Theresia als Frau das Recht, das Erbe ihres Vaters anzutreten. Zu diesen Fürsten gehörte auch Karl Albrecht von Bayern. Der 1697 geborene Wittelsbacher regierte seit dem Tode seines Vaters, Maximilian II. Emanuel, im Jahre 1726 das Herzogtum und leitete seine Ansprüche auf das Erbe der Habsburger von seiner Ehe mit Maria Amalia von Österreich, der jüngsten Tochter Kaiser Josephs I., ab. Als Verbündete gewann er Spanien, Preußen, Sachsen, Frankreich, Schweden, Neapel, die Kurpfalz und Kurköln. 

Wichtige Teilerfolge Karl Albrechts im Ringen mit Maria Theresia waren 1741 die Krönung zum König von Böhmen und 1742 die Wahl zum Kaiser. Noch im selben Jahr fand die prunkvolle Krönung in Frankfurt am Main durch seinen Bruder, den Kölner Erzbischof Clemens August I., statt. In gewisser Hinsicht war dieses ein Höhepunkt in der Geschichte der Wittelsbacher und des von ihnen regierten Bayern, ist Karl VII. doch der einzige Nicht-Habsburger an der Spitze des Heiligen Reiches in der Neuzeit.

Allerdings war schon damals die Freude Karl Albrechts nicht ungetrübt. Bereits einen Tag nach der Krönung klagte er: „Meine Krönung ist gestern vor sich gegangen mit einer Pracht und einem Jubel ohnegleichen, aber ich sah mich zur gleichen Zeit von Stein- und Gichtschmerzen angefallen – krank, ohne Land, ohne Geld kann ich mich wahrlich mit Hiob, dem Mann der Schmerzen, vergleichen.“

Schließlich konnte sich denn auch Karl Albrechts Gegenspielerin als Herrscherin Österreichs behaupten. Und nach Kaiser Karls VII. Tod vor 275 Jahren, am 20. Januar 1745, setzte sie ihren Mann, Franz Stephan von Lothringen, als seinen Nachfolger durch.Manuel Ruoff