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17.01.20 / Für Sie gelesen / Rückblick mit Sympathie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03 vom 17. Januar 2020

Für Sie gelesen
Rückblick mit Sympathie
Dirk Klose

Vor wenigen Wochen ist Liselotte Pulver 90 Jahre alt geworden. Noch immer ist sie eine der beliebtesten Schauspielerinnen in Deutschland, viele ihrer Filme sind cineastische Evergreens, ihre großen Hauptrollen in den Streifen „Ich denke oft an Piroschka“, in „Kohlhiesels Töchter“, im „Wirtshaus im Spessart“ oder als irrwitzige Ingeborg in Billy Wilders „eins zwei drei“ kann man gar nicht alle aufzählen. Ihr Charme und ihr umwerfendes Lachen bezaubern die Zuschauer bis heute. 

Große Hauptrollen

„Liselotte Pulver öffnet ihr Privatarchiv“ lautet einer der Untertitel ihres neuen Buches. Ein immenses Archiv hatte sich bei ihr angesammelt, das sie aus Platzgründen vor zehn Jahren dem Filmmuseum in Frankfurt übergeben hatte. Sie hat aufgehoben, was für sie wichtig und was ihr persönlich lieb und wert war. Mithilfe der Journalisten Olaf Köhne und Peter Käfferlein wollte sie nun, wie sie sagt, „die Vergangenheit ein Stück weit ins Heute holen“. Und das macht sie ebenso herzlich wie humorvoll. Es ist eine höchst informative, auch reich bebilderte Darstellung ihres filmischen Lebens geworden. 

Nahezu alle ihre großen Erfolge lässt sie noch einmal Revue passieren, wer ihre Partner waren (eigentlich alle männlichen Größen des deutschen Nachkriegsfilms sowie zahlreiche Hollywood-Stars), wie inspirierend die meisten Regisseure – etwa Helmut Käutner oder Kurt Hoffmann („mein Entdecker, mein Regisseur“) – waren, welche Knochenarbeit aber auch der Film war, sofern man sich wirklich voll und ganz in die jeweiligen Themen und Stoffe warf. 

Humorvolle Schilderung

„Enthüllungen“ sind Liselotte Pulvers Sache nicht, vielmehr werden mit großer Sympathie Kolleginnen und Kollegen geschildert, was wiederum beim Leser viele freundliche Erinnerungen hervorruft. „Verliebt war ich oft“, gesteht sie freimütig, und zwar immer in ihre jeweiligen Partner, aber dann auch nur beim jeweiligen Film. Und weiter: „Geliebt habe ich nur einmal“, und das war ihr Mann Helmut Schmid, mit dem sie seit 1961 verheiratet war und der schon vor 30 Jahren gestorben ist. An dieser Stelle wird die heitere Darstellung unterbrochen – man spürt die wehmütige Erinnerung an den geliebten Mann. 

Das Buch schließt mit einer Liebeserklärung an ihre Schweizer Heimat, in deren Hauptstadt sie geboren wurde und wo sie heute wieder lebt. Ihre glücklichsten Jahre aber seien jene mit Mann und (zwei) Kindern im eigenen Anwesen am Genfer See gewesen. Wie möchte sie in Erinnerung bleiben, fragt sie sich am Ende selbst: „Vielleicht als jemand, der ein gutes Herz hatte.“ 

Am Leser zieht ein Stück Filmgeschichte der Nachkriegszeit vorüber, erzählt von einer der großen Darstellerinnen von damals, die unzählige Erfolge feiern konnte, die aber alle, auch das erfährt man, hart erarbeitet waren. 

Liselotte Pulver: „Was vergeht, ist nicht verloren. Drehbuch meines Lebens“, Hoffmann und Campe 2019, 222 Seiten, 24- Euro