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24.01.20 / US-Demokraten / Zerstritten gegen Trump / Kandidatensuche: Übernächsten Montag finden in Iowa die ersten Vorwahlen statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

US-Demokraten
Zerstritten gegen Trump
Kandidatensuche: Übernächsten Montag finden in Iowa die ersten Vorwahlen statt
Dieter Barbian

Die Vorwahlen in den verschiedenen Bundesstaaten entscheiden darüber, wen die Demokraten im November gegen den republikanischen Präsidenten Donald Trump ins Rennen schicken. Von der ersten Wahl im 29. Bundesstaat der USA, Iowa, geht eine wichtige Signalwirkung aus. Gesucht wird ein Kandidat, der sich der Kampagnenfähigkeit Trumps entgegenstellen kann. 

Der Kandidat der Parteijugend

Einer der Kandidaten, Pete Buttigie, sagt pathetisch: „Eines Tages geht die Sonne auf und Donald Trump ist nicht mehr Präsident.“ Der Bürgermeister der 100 000-Einwohner-Stadt South Bend im Bundesstaat Indiana ist 37 Jahre alt, mit einem Mann verheiratet und war als Offizier im Afghanistankrieg. Er gilt als Außenseiter, der erstaunlich schnell Boden gut gemacht hat. Vor allem ist er der jüngste der demokratischen Kandidaten-Riege. Von ursprünglich 15 Kandidaten sind bis jetzt noch zwölf übriggeblieben. Fünf von ihnen werden möglicherweise das Rennen unter sich ausmachen. 

Während Buttigie der Kandidat der Parteijugend ist, setzt das Establishment auf etablierte, bewährte Köpfe. Favorit ist Joe Biden. Dem früheren Vizepräsidenten werden gute Chancen eingeräumt. Inhaltlich stellt sich der 77-Jährige gegen einen radikalen Umbau des Krankenkassensystems. Er will die Reformen von Barack Obama weiterführen und erhält Wahlkampfunterstützung seines ehemaligen Chefs. Biden gilt intern zwar als zu alt, genieße aber, so heißt es, viele Sympathien auch bei Wählern, die vor fünf Jahren für Trump gestimmt haben. 

Noch ein Jahr älter ist Bernie Sanders. Der 78-jährige Senator aus Vermont hat eine große Fanbasis, weil er ein absoluter Lautsprecher ist. Er will eine rein staatliche Krankenversicherung, eine radikale Klimapolitik, eine massive Umverteilung des Vermögens. Sein Problem ist, dass er ganz links steht und in den sogenannten Swing States (Schwingstaaten) kaum geeignet wäre, bürgerliche Wähler auf seine Seite zu ziehen. 

Dies gilt auch für seine Rivalin vom linken Flügel, Elizabeth Warren. Die 70-jährige Senatorin von Massachusetts kokettiert gerne mit ihrem Alter und hat scherzhaft erklärt, sie wäre bei ihrer Wahl die jüngste US-Präsidentin aller Zeiten, keine Kunst, denn sie wäre die erste überhaupt. 

Der Quereinsteiger und Milliardär

Warren und Sanders bekamen sich im Rahmen der letzten TV-Debatte der Kandidaten schwer in die Wolle. Sanders, durchaus als Macho bekannt, soll intern gelästert haben, die Amerikaner würden niemals eine Frau zur Präsidentin wählen. Warren fand dies unerhört. Doch der öffentliche Streit dürfte beiden schaden. 

Profiteur ist neben dem Favoriten Biden und Außenseiter Buttigie möglicherweise der absolute Quereinsteiger Michael Bloomberg. Der frühere Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, gibt sich mit solchen Kleinigkeiten gar nicht erst ab. Er beteiligt sich an internen TV-Runden ebenso wenig wie an der Vorwahl in Iowa. Der 77-Jährige steigt erst zum sogenannten Super Tuesday (Super-Dienstag) Anfang März ein, wenn in vielen bevölkerungsreichen Staaten abgestimmt wird. Er finanziert seine Kampagne aus der eigenen Tasche, er verfügt über das größte Budget und die meisten Mitarbeiter. Bloomberg war erst Ende November als offizieller Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten eingestiegen. Bislang hat sich der Multimilliardär mit einem geschätzten Vermögen von 50 Milliarden US-Dollar mit öffentlichen Auftritten zurückgehalten, setzt stattdessen auf einen Medien-Wahlkampf. Bislang hat Bloomberg rund 200 Millionen US-Dollar für Fernsehwerbung ausgegeben. Die Kosten der Bloomberg-Kampagne bis zum „Super Tuesday“, wenn in 14 Staaten gewählt wird, werden auf bis zu 400 Millionen Dollar geschätzt. Der eigentliche Wahlkampf hat dabei noch gar nicht mal begonnen. 

Der Kandidat des Establishments

Parteiintern macht er sich damit nur wenige Freunde. „Ich bin angewidert von der Idee, dass Michael Bloomberg oder irgendein anderer Milliardär glaubt, er könne den politischen Prozess umgehen und mit zweistelligen Millionensummen unsere Wahlen kaufen“, sagte Bernie Sanders erbost. 

Die Wähler könnten dies anders sehen. Die Bank Standard Chartered kommt jedenfalls in einer aktuellen Analyse zu dem Ergebnis, dass Bloomberg die größten Chancen habe, Trump zu schlagen.