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24.01.20 / Kommentare / Sprachpolitik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

Kommentare
Sprachpolitik
Erik Lommatzsch

Ein „Irgendwas des Jahres“ sichert mediale Aufmerksamkeit. So gibt es hierzulande nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch ein „Wort des Jahres“. Dieses verkündet die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS). Seit 1991 existiert zudem ein „Unwort des Jahres“, über das ein anderes Gremium entscheidet. Vorschläge für das „Unwort“ kann jeder einreichen, die Zahl der jeweiligen Nennungen ist jedoch kein Kriterium. Nach welchen Maßstäben trifft dann aber die von der Linguistikprofessorin Nina Janich geleitete Jury ihre Wahl? Man werfe einen Blick auf die „Unworte“ seit 2013: „Sozialtourismus“, „Lügenpresse“, „Gutmensch“, „Volksverräter“, „alternative Fakten“, „Anti-Abschiebe-Industrie“. Noch Fragen? 

Dabei soll doch, laut Eigendarstellung, nur „Sprachsensibilität“ gefördert werden. Den „sprachkritischen Blick“ wolle man auf Formulierungen lenken, die „gegen sachliche Angemessenheit und Humanität verstoßen“. Als „Unwort“ für 2019 – die Bestimmung erfolgt immer für das abgelaufene Jahr – kam nun der Begriff „Klimahysterie“ hinzu. Erklärung: Er wurde von vielen verwendet, „von der F.A.Z., über Unternehmer bis hin insbesondere zu AfD-Politikern“, er pathologisiere „das zunehmende Engagement für den Klimaschutz als eine Art kollektiver Psychose“ und stütze „in unverantwortlicher Weise wissenschaftsfeindliche Tendenzen“. Nach einer solchen Begründung, deren politische Motivation nicht einmal ansatzweise verborgen wird, fühlt man sich einmal mehr in der Ansicht bestätigt, dass „Klimahysterie“ für eine Reihe gesellschaftlicher Erscheinungen der Gegenwart schlicht und einfach eine treffende Zustandsbeschreibung ist.

„Klimahysterie“ wurde der „Unwort“-Jury übrigens lediglich neun Mal vorgeschlagen. Nicht ganz so platt wie diese, aber mit demselben Ziel, betätigte sich bereits 2018 die Gesellschaft für deutsche Sprache. „Wort des Jahres“ war damals – damit der Klimawandel im Gedächtnis bleibt – „Heißzeit“.