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24.01.20 / Hultschiner Ländchen / Abtretung des Reiches an die Tschechen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

Hultschiner Ländchen
Abtretung des Reiches an die Tschechen
Bodo Bost

Als Folge des Ersten Weltkrieges und des Versailler Diktats verlor das Deutsche Reich an ein halbes Dutzend Nachbarn Gebiete. Die kleinste Beute machte dabei die neugegründete Tschechoslowakische Republik (CSR) mit dem sogenannten Hultschiner Ländchen, einem Teil des preußischen Landkreises Ratibor in Schlesien um die Stadt Hultschin. 

Die Muttersprache der meisten Hultschiner war eine slawische Mundart, die sie selbst als „Mährisch“ bezeichneten. Die Tschechen bezeichneten die Hultschiner deshalb als germanisierte Landsleute. Die Alliierten folgten dieser Argumentation, obwohl das Gebiet von 285 Quadratkilometern Fläche mit seinen 36 Gemeinden bereits seit dem den Ersten Schlesischen Krieg Friedrichs des Großen gegen Maria Theresia beendenden Frieden von Berlin zu Preußen gehörte und sich im Rahmen einer freiwilligen Volksbefragung 93,7 Prozent von 48 446 Stimmberechtigten für einen weiteren Verbleib bei Preußen und dem Deutschen Reich aussprachen.

Die genaue Festlegung des Grenzverlaufes zwischen dem Deutschen Reich und der CSR wurde 1919 dem französischen General Henri Louis Leron überlassen, der keine Ortskenntnisse besaß. So kam es, dass Gebiete mit mehrheitlich mährischsprachiger Bevölkerung beim Deutschen Reich verblieben, während mehrheitlich deutschsprachige zur CSR kamen. 

Das Hultschiner Ländchen wurde von den deutschen Behörden bis zum 4. Februar 1920 geräumt. Im Herbst 1923 erhielten die deutschen Parteien bei den ersten tschechoslowakischen Kommunalwahlen im Hultschiner Ländchen mehr als drei Viertel der Stimmen. 

Infolge des Münchener Abkommens von 1938 gehörte das Hultschiner Ländchen ab dem 1. Oktober 1938 zusammen mit dem Sudetenland zum Deutschen Reich, es wurde in den Kreis Ratibor rückgegliedert. Nach der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg ging das Gebiet erneut an die Tschechoslowakei. Da die Tschechen die Einverleibung des Gebietes mit der Begründung gefordert hatten, dass dort Landsleute lebten, wurden die Hultschiner nicht wie die Sudetendeutschen en bloc vertrieben. Nach dem Ende der Sowjetherrschaft bezeichneten die meisten von ihnen trotz der slawischen Muttersprache das Preußische als einen wichtigen Bestandteil ihrer regionalen Identität, auch wenn das Hinterland des Hultschiner Ländchens nach der Vertreibung der deutschen Schlesier ab 1945 polnischsprachig geworden war. In Deutsch-Krawarn, Bolatitz und in Hultschin sind deutsche Minderheitenverbände aktiv. Das Gros der Bevölkerung des Hultschiner Ländchens besitzt wieder die deutsche Staatsangehörigkeit.