25.04.2024

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24.01.20 / Heimatkreisgemeinschaften

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

Heimatkreisgemeinschaften

Ebenrode

Kreisvertreter: Dr. Gerhard Kuebart, Schiefe Breite 12a, 32657 Lemgo, Tel.:(05261) 8 81 39, Gerhard.kuebart@googlemail.com

Wallmann-Biographie

„Ferdinand Wallmann – Ein Forstverwaltungsbeamter und Schweißhundeführer der alten Zeit, dargestellt anhand seines Nachlasses“, Gautschi/Kaup/Puchmüller/ Rothe (Hrsg.), ISBN 978-3-7888-1976-7 437 Seiten, viele historische Fotos, Zeichnungen, Preis: 49,50 Euro.

Mit dieser etwas anderen Biographie über Ferdinand Wallmann, den langjährigen Forstmeister von Nassawen in der Rominter Heide, Vorgänger von Walter Frevert, liegt aus den Händen eines Herausgeber-Kollektivs ein facettenreiches Lebens- und Landschafts-Kaleidoskop vor, maßgebend recherchiert und meisterlich zu Papier gebracht von Andreas Gautschi. 

Durch dieses Buch erweitert sich das Bild der Forstmeister der Rominter Heide um einen weiteren, dort hervorstechend wirksamen Förster und Waidmann. Wallmann war nicht nur Revierverwalter des Kaisers, er brachte das Revier auch nach dessen Abdankung durch die Jahre und führte es in der NS-Zeit unter Göring. 

Mit dem Schießer und trophäensüchtigen Reichsjägermeister kam der alte Jäger überhaupt nicht klar, der stets nach Recht und Gesetz und unter Achtung der ihm anerzogenen Waidgerechtigkeit jagte. Die Schießlust Görings ließ Wallmann erschaudern, und er hatte auch den Mut, Göring nicht erntereife Hirsche zu verbieten. Das ließ sich der Potentat der Macht schließlich nicht gefallen, er erwirkte die Versetzung Wallmanns aus Rominten – unter Beförderung zum Oberforstmeister. 

Wallmann war aber nicht nur Förster und Jäger, er war auch ein bedeutender Hundefachmann und Vertreter des Hannoverschen Schweißhundes. Sein Rat war überaus gefragt. 

Aus seinem Nachlass schafft Andreas Gautschi ein vielfältiges Bild über das Leben und Jagen in einer fernen Zeit – aus Briefen, Depeschen, Aufzeichnungen des Nachlassverwalters Prof. Dr. med. vet. Franz-Josef Kaup, der mit einer Enkelin des Oberforstmeisters verheiratet war. 

Einen besonderen Platz nimmt in dem aufwendig gestalteten Buch das Jagdtagebuch Wallmanns ein, aus der Zeit von 1884 bis 1953. Fast 200 Seiten des Buches zeichnen eine Darstellung der Jagd über fast 70 Jahre, mit sagenhaften Niederwildstrecken an Hasen, Wildkaninchen und Rebhühnern. In all den Jahren hat Ferdinand Wallmann sage und schreibe 13.201 Stück Wild und Raubzeug zur Strecke gebracht und in seinem „Schieß-Buch“ dokumentiert. Da sind wir heute in unseren Jagdfluren wohl eher arm dran. Zu den einzelnen Wildarten will ich nichts sagen, um dem Leser die Spannung zu erhalten. Es ist schon erstaunlich, welchen bedeutenden Platz die Jagd im Leben dieses höheren Forstbeamten einnahm. 

Das Buch legt auch Zeugnis darüber ab, wie eng Forst- und Landwirtschaft, Forstmeister und Gutsbesitzer in Ostpreußen miteinander verbunden waren. Den (Mit-)Herausgeber Dr. Wolfgang Rothe schätze ich als Freund und als besonderen Ostpreußenkenner und Mentor der Erinnerung an die verlorene Heimat; er hat mitgewirkt an einem weiteren Baustein zur Bewahrung des Erbes unserer Vorfahren. Dafür gebührt ihm besonderer Dank. 

Wer Rominten kennt und historisch interessiert ist, dem wird dieses Buch viel Freude machen, und seinen Erkenntnisstand um viele Einzelheiten einer fernen Zeit erweitern. 

Hans Joachim Steinbach