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24.01.20 / Rominten / Viele Namen für eine der ältesten Siedlungen / Rominten, Namensgeber der gleichnamigen Heide, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

Rominten
Viele Namen für eine der ältesten Siedlungen
Rominten, Namensgeber der gleichnamigen Heide, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück
Wolfgang Reith

Im Jahre 1531 wurde erstmals ein kleines Gut Rominten erwähnt, 1539 dann auch der Ort mit demselben Namen und zwar dort, wo heute (noch) Groß Rominten liegt. Der Ort galt als die älteste dörfliche Siedlung im damaligen Landkreis Insterburg, später gehörte er (bis 1945) zum Landkreis Goldap und war darin die größte Gemeinde.

Im 18. Jahrhundert entstand hier aus Salzburger Glaubensflüchtlingen eine Teerschweler-Kolonie, weshalb der Ort bald auch unter dem Namen „Theerbude“ bekannt wurde. 1868 trennte man die Oberförsterei Rominten ab, die südöstlich des Dorfes lag, und 1874 erfolgte die Bildung des Amtsbezirks Rominten mit Sitz in Theerbude, in dem 1871 rund 1100 Einwohner lebten.

Jagdhaus in der Heide 

Nachdem Kaiser Wilhelm II. sich in den Jahren 1890/91 im Forstbezirk Rominten – 15 Kilometer östlich von Theerbude – sein Jagdhaus hatte bauen lassen und dort ebenfalls eine kleine Siedlung entstanden war, welche die Bezeichnung „Kaiserlich Rominten“ erhielt, bedurfte es zum Zwecke der Unterscheidung zwischen beiden Orten einer Klärung, und so wurde schon 1892 der Amtsbezirk Rominten in „Groß Rominten“ umbenannt, und auch das bisherige Dorf Theerbude erhielt diesen Namen. 1907 zählte die Gemeinde Groß Rominten etwa 1200 Einwohner, während die Einwohnerzahl für Kaiserlich Rominten 1911 gerade mal 390 Einwohner betrug. 1908 umfasste der Amtsbezirk Groß Rominten die Landgemeinden Freiberg, Groß Rominten, Groß Trakischken, Kiauten-Eisenhütte, Roponatschen, Szeldkehmen, Texeln, Uszupönen und Warkallen.

Nach dem Ende der Monarchie erfolgte 1922 die Umbenennung von Kaiserlich Rominten in „Jagdhaus Rominten“. Nachdem die Nationalsozialisten 1936 damit begonnen hatten, die prußischen und litauischen Ortsnamen in eine deutsche Schreibweise umzuwandeln, wurde aus Szeldkehmen Scheldkehmen Auch Groß Rominten wurde 1938 umbenannt und zwar in „Hardteck“, wohingegen die Ortschaft Jagdhaus Rominten ihren Namen behielt und man ja auch die Rominter Heide selbst nicht umbenannte. 

Nachdem um die Jahreswende 1944/45 das Gebiet von der Roten Armee erobert und besetzt worden war, zogen in die Holzhäuser der Ortschaft Jagdhaus Rominten sowjetische Soldaten und auch einige Zivilisten ein. 1946 wurde die Siedlung in „Raduschnoje“ umbenannt, was übersetzt „Regenbogenort“ heißt. Doch weil man zu nah an der Grenze und damit am Sperrgebiet lag, wanderten viele Bewohner wieder ab. 1948 wurden etliche Gebäude abgebrochen und an anderen Stellen wieder errichtet. Beliebt war jedoch das frühere kaiserliche Jagdschloss, das unversehrt geblieben war und in dem man ein Kulturhaus etablierte. Allerdings wurde auch dieses in den Jahren 1949/50 abmontiert und in Königsberg wieder aufgebaut, wo es bis heute steht. In den 1950er Jahren kamen zwar noch mal vereinzelt „Neusiedler-Familien“, doch auch sie zogen bald wieder weg, und sofern die Gebäude nicht abgetragen wurden, verfielen sie allmählich. Seither existiert Raduschnoje nicht mehr, obwohl die Ortsstellenbezeichnung immer noch auf Landkarten eingetragen ist. In den 1960er Jahren wurden zwei Kasernen für die Grenztruppen gebaut, die bis heute die einzigen Gebäude weit und breit darstellen und damit den ohnehin schon stark militärischen Charakter der Gegend zusätzlich prägen.

Kirche wurde restauriert

Die örtliche Kommandantur der Roten Armee wurde 1945 im ehemaligen Posterholungsheim des benachbarten Groß Rominten eingerichtet. Dieser Ort erhielt 1946 den Namen Krasnoléssje (Roter Wald). Drei Häuser aus der Zeit vor der Eroberung stehen noch, darunter das frühere Pfarrhaus. Erhalten sind außerdem das Wasserwerk sowie der Bahnhof, der aber nicht mehr als solcher genutzt wird. Im Zentrum des Dorfes stand bis vor wenigen Jahren die Ruine der in den Kämpfen 1944/45 ausgebrannten Kirche, die 1880 mit finanzieller Unterstützung Kaiser Wilhelms I. erbaut worden war. Dann wurde sie liebevoll restauriert, und seit 2015 erstrahlt sie wieder in alter Pracht. Wenige Schritte daneben befindet sich ein Ehrenmal für sowjetische Gefallene der Jahre 1941 bis 1945, während gegenüber der Kirche noch ein charakteristisches deutsches Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs steht. Die Dörfer hingegen, die teilweise erhalten blieben und daher russische Namen bekamen, sind heute mit Ausnahme der beiden erstgenannten allesamt nicht mehr vorhanden. Somit ist praktisch nur noch Hardteck/Groß Rominten [Krasnoléssje] geblieben, wobei der ehemalige Ortsteil Prügelsdorf auch nicht mehr existiert. Betrug die Einwohnerschaft von Groß Rominten 1931 noch etwas mehr als 1000 Personen, so gab es nach dem Ende der Sowjetzeit 1992 in Krasnoléssje noch 450 Einwohner und 2010 gar nur noch 415.

Wer die Gegend bereisen will, benötigt unbedingt eine Sondergenehmigung (Propusk), die man in Königsberger Reisebüros erhält und ohne die nach der Erweiterung des russischen Grenzgebiets im Frühjahr 2007 die Randbereiche der Rominter Heide nicht einmal mehr für Einheimische zugänglich sind.