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24.01.20 / Zum Geburtstag / Schinkelschüler und Hofarchitekt / Ludwig Ferdinand Hesse aus Belgard zum 225. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

Zum Geburtstag
Schinkelschüler und Hofarchitekt
Ludwig Ferdinand Hesse aus Belgard zum 225. Geburtstag
Martin Stolzenau

Vom pommerschen Fleischersohn zum preußischen Hofarchitekten. Ludwig Ferdinand Hesse stammte aus dem pommerschen Belgard, vervollkommnete seine Architekturausbildung in der Obhut von Karl Friedrich Schinkel und brachte es während seiner Baumeister-Karriere bis zum Hofarchitekten unter drei Preußenkönigen. Er beeinflusste die Baukunst nach Schinkel maßgeblich und schuf vor allem in Berlin und Potsdam zahlreiche herausragenden Bauten, die ihm bis heute eine beträchtliche Nachwirkung bescheren. 

Ludwig Ferdinand Hesse wurde am 23. Januar 1795 in Belgard an der Persante in Hinterpommern geboren. Die Stadt liegt rund 25 Kilometer südöstlich von Kolberg, gehörte zunächst zum Siedlungsgebiet der Westslawen sowie Polanen und entwickelte sich dann im Schatten  Kolbergs zu einer wehrhaften deutschen Stadt und Residenz der pommerschen Greifen. Nach dem Wiener Kongress hatte Belgard den Status einer Kreisstadt in der preußischen Provinz Pommern. Hier wuchs Hesse auf. Er war das dritte Kind seiner Eltern. Sein Vater wirkte als Fleischermeister. Als Mutter ist Dorothea Maria Nöske überliefert, die schon 1808 verstarb. So kam der Junge in die Obhut eines Onkels, der für eine Ausbildung zum Feldmesser sorgte. Es folgten eine Feldmesser-Anstellung in Köslin, der Militärdienst in Berlin mit einem Studium an der Bauakademie und ein entsprechendes Examen. Das trug ihm eine Anstellung als Kondukteur in der ministeriellen Baukommission ein. Unter den Vorgesetzten Johann Gottlieb Schlaetzer und Johann Friedrich Moser erlangte er umfangreiche baupraktische Erfahrungen. Auf dieser Grundlage bestand er 1825 die zweite Prüfung zum Baumeister. Hesse unternahm anschließend Studienreisen an den Rhein, nach Süddeutschland und Österreich, studierte die Bauten und Baustile und kam nach seiner Heimkehr nach Berlin in die Obhut von Karl Friedrich Schinkel. Das war wohl die Krönung seiner Ausbildung. Hesse durfte an der Fertigstellung der Friedrichswerderschen Kirche mitwirken. Er heiratete die Adoptivtochter seines vorherigen Chefs Schlaetzer, konnte sich als Baumeister etablieren und stieg auf zum Hofbauinspektor. Es folgten eigenständige Arbeiten für Neubauten der Charité, ein Beitrag für Schloss Charlottenburg, die Löwenbrücke im Großen Tiergarten und das Hauptgebäude der Tierarzneischule in Berlin. 

Studienreisen quer durch Europa

Der aufstrebende Hofbauinspektor unternahm zwischendurch immer wieder Studienreisen in verschiedene europäische Länder, erstellte dabei Architekturskizzen sowie Landschaftsbilder, die er auf Berliner Ausstellungen zeigte, und überzeugte damit auch Friedrich Wilhelm IV., der ihn 1844 ins Potsdamer Hofbauamt holte. Er setzte die „Skizzen des Königs zur architektonischen Verschönerung der Residenzstadt und der Parkanlage Sanssouci“ um, arbeitete dabei eng mit Friedrich August Stüler sowie Ludwig Persius zusammen und stieg die Karriereleiter nach oben. Hesse wurde Hofbaurat und dann Oberhofbaurat. Die Palette seiner Bauten reichte vom Umbau des Palais Barberini und dem Belvedere auf dem Pfingstberg über Villen- sowie Schulbauten bis zur Turmvilla für den Küchenmeister Piechowski im Reiterweg 3 und zum Hofgärtnerhaus Heydert im italienischen Villenstil. Dazu gesellten sich der Umbau des Baus der Gartendirektion, dem heutigen Sitz der Schlösser- und Gartendirektion, das Orangerieschloss, der sogenannte Rossbrunnen und der Marstall unterhalb der historischen Mühle, heute als Besucherzentrum genutzt. 1862 weilte er nochmals zu Studienzwecken in Paris und London. Anschließend wurde er in Berlin als Nachfolger Stülers Chef der Schlossbaukommission und in den Senat der Akademie der Künste berufen. Dazu fungierte er ab 1866 als Mitglied der Pariser Academie des Beaux-Arts. Als sein wohl auffälligster Bau außerhalb von Berlin und Potsdam gilt das Jagdschloss in der Letztlinger Heide, das bis heute einen Besuchermagneten darstellt.

Hesse hatte sich mit seinen Entwürfen, Bauten und Veröffentlichungen einen Namen gemacht, arbeitete bis zum letztem Atemzug und starb nach einer Baubesichtigung des Berliner Schauspielhauses am Gendarmenmarkt am 8. Mai 1876, 16 Jahre nach seiner Frau. Er wurde 81 Jahre alt. Seine letzte Ruhe fand der Baumeister auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde. Später wurde nach ihm in Potsdam die Hessestraße benannt. Neben seinem baukünstlerischen Lebenswerk hinterließ er aus seiner Ehe vier Kinder. Zwei Söhne erwählten für sich ebenfalls die Baumeister-Laufbahn. 

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