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24.01.20 / Königliche gewürze / Der Duft des Orients / Natürliche Waffen gegen Krebs – Die alte Weisheit um die Heilkraft von Gewürzen ist wissenschaftlich immer mehr bestätigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04 vom 24. Januar 2020

Königliche gewürze
Der Duft des Orients
Natürliche Waffen gegen Krebs – Die alte Weisheit um die Heilkraft von Gewürzen ist wissenschaftlich immer mehr bestätigt
Silvia Friedrich

Schon im Mittelalter waren den Europäern die medizinischen Eigenschaften der Muskatnuss bekannt. Als Statussymbol wurden die Nüsse sogar von den Mächtigen der Adelsfamilien in Amuletten getragen. Der Glaube ging so weit, dass man dem Muskat eine heilende Wirkung bei der Pest zusprach. Schon bald wurde Muskat mit Gold aufgewogen und erbitterte Kriege darum geführt.

Das Geheimnis um die Heimat der Muskatnüsse wurde von den Gewürzhändlern, sehr zum Ärger der Konkurrenz, lange bewahrt. Der Geschmack von Muskat ist unvergleichlich. Verantwortlich dafür ist Myristicin, ein wesentlicher Bestandteil im ätherischen Öl der Muskatnuss. Neben der Würzkraft für Speisen werden Muskat auch antimikrobielle Eigenschaften zugeschrieben. So kann es Magen-Darm-Beschwerden beheben, entzündungshemmend und entkrampfend wirken, das zentrale Nervensystem stimulieren sowie Angst- und Stressgefühle mindern. Eine in der Muskatnuss gefundene bioaktive Substanz könnte eventuell der Hautalterung entgegenwirken.

Thailändische Forschungen zeigten, dass Muskatnussextrakt sogar Leukämiezellen tötete. In einer Studie brasilianischer Forscher wurde deutlich, dass Myristicin 90 Prozent der Rotaviren, eine der häufigsten viralen Ursache für Durchfall, unschädlich macht. Vorsicht sei geboten, wenn Muskat in höherer Dosis von fünf bis 20 Gramm, was ein bis drei Samenkernen entspricht, eingenommen wird. In dieser Menge ist Muskat giftig und führt zu schweren Schädigungen. Jedoch ist die normale und bedachte Verwendung im Haushalt der nach „Moschus riechenden Nüsse“, so die Bedeutung des Namens, völlig unbedenklich.

Das Gewürz der heiligen Hildegard

Einen Hauch von Orient holt man sich in die Küche mit dem bei uns noch weniger bekannten Kreuzkümmel, auch Cumin genannt. Bereits im Alten und Neuen Testament wird er erwähnt. Früheste Funde stammen aus Babylonien. Bei den alten Griechen wurde Kreuzkümmel in Schälchen zur Würze des Essens auf dem Tisch angeboten. Sein intensives Aroma machte ihn zur günstigen Alternative zum schwarzen Pfeffer. 

Die Römer liebten das Gewürz, importierten es aus Nordafrika und Vorderasien. Der Anbau in ihren nördlichen Provinzen misslang, da die Blütenpflanze ein heißes, trockenes Klima benötigt. Seit die Spanier im 16. Jahrhundert Cumin in die Neue Welt brachten, ist er aus der mexikanischen Küche nicht mehr wegzudenken. Arabische und orientalische Gerichte werden häufig damit veredelt. Auch die heilige Kräuterexpertin und Klostergründerin Hildegard von Bingen (1089–1179) empfahl das Gewürz zum Käse, damit die Fettverdauung und Eiweißverwertung dadurch bekömmlicher werde. 

Eine indische Studie mit Versuchstieren, die an Typ-2-Diabetes litten und denen Kreuzkümmel verabreicht wurde und ein normales Antidiabetikum, zeigte, dass beide Substanzen eine Reduzierung des Cholesterins und der Blutfette (Triglyceride) bewirkten. Eine deutliche Senkung des Blutzuckerwertes wurde ebenfalls registriert. Indische Forscher stellten darüber hinaus fest, dass die Gabe von Kreuzkümmelpulver bei Ratten die durch Diabetes verursachte Netzhauterkrankung (Retinopathie) verlangsamte. Weitere Forschungen ergaben, dass Kreuzkümmel der Osteoporose (Knochenschwund) entgegenwirken kann durch den hohen Gehalt an Phytoöstrogenen (sekundären Pflanzenstoffen). 

Die Wirkung des Gewürzes ist vergleichbar mit handelsüblichen Medikamenten, allerdings ohne deren Nebenwirkungen. Das ätherische Öl des außerordentlich gesunden Gewürzes und der hohe Gehalt an Vitamin C, Flavonoiden und weiteren Substanzen wirken sich positiv auf das Immunsystem und den Zellstoffwechsel aus und könnten so möglicherweise eine Waffe gegen Krebs sein. „In verschiedenen Tierversuchen zeigte sich, dass Kreuzkümmel Darm- und Leberkrebs entgegenwirken kann“, sagt die Londoner Ärztin und Ayurveda-Expertin Eleni Tsiompanou. Was sollte einen also noch davon abhalten, diesen Duft des Orients reichlich durch die heimische Küchen ziehen zu lassen?

Königin der Gewürze

Das Dritte im Bunde zählt, neben Safran und Vanille, zu den kostbarsten Gewürzen der Welt: Kardamom. Die mühsame Ernte von Hand verursacht den hohen Preis. Den meisten sicher nur aus der Weihnachtsbäckerei bekannt, gilt Kardamom als „Königin der Gewürze“. Das delikate Aroma entsteht durch zahlreiche ätherische Öle, wobei das medizinisch wichtigste das Cineol ist. 

Beginnend 1978 in einem Forschungsinstitut in Indien, werden heute auf der ganzen Welt Studien zur Heilwirkung des Gewürzes durchgeführt – mit beeindruckenden Ergebnissen. So wirkt es magenberuhigend, senkt den Blutdruck, senkt die Fähigkeit der Blutplättchen, sich zu verbinden, um ein Gerinnsel zu bilden, lindert Asthma und Nebenhöhlenentzündungen. Doch sollte es nur sparsam verwendet werden, da sonst die Auskleidung des Magen-Darm-Traktes gereizt werden kann, so der amerikanische Arzt Param Dedhia. Auch sollten Schwangere vorsichtig damit sein, da es Wehen auslösen könnte.

Erstaunlich, dass 80 Prozent der weltweiten Kardamom-Ernte in den Ländern des arabischen Sprachraumes landen, und zwar im Kaffee. Kardamom ist ein vorzügliches Kaffee-Gewürz. Eine Samenkapsel davon in die Ausgusstülle einer Kaffeekanne gedrückt und das heiße Getränk darüber laufen lassen. Ein wahrer Genuss.





Die drei Supergewürze

Kreuzkümmel (Cumin), angebaut in Indien, Nordafrika, Indonesien, der Türkei und im mittleren Osten, stammt aus der Familie der Doldenblütler, genau wie der europäische Echte Kümmel, der jedoch einer anderen Gattung angehört. Die Bezeichnung leitet sich aus der kreuzförmigen Blattstellung der Pflanze und dem kümmelähnlichen Aussehen der getrockneten Früchte (Samen) ab. 

Grüner Kardamom gehört zu den Ingwergewächsen. In den Regenwäldern Asiens und Afrikas werden die Samenkapseln der zwei Meter hohen Pflanzen kurz vor der Reife von Hand geerntet, da sich die Kapseln sonst öffneten und die Samen verloren gingen. Genutzt werden die getrockneten Kapseln und Samen. Es gibt noch den gebleichten weißen Kardamom und den schwarzen Kardamom.

Der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) stammt aus der Familie der Muskatnussgewächse. Die Muskatnuss ist der Kern eines nussartigen Samens in der Frucht des Baumes. Ursprungsland und weiterhin Anbaugebiet sind die Banda-Inseln im Archipel der Molukken, zusätzlich Grenada und Indonesien. Es handelt sich um einen immergrünen Baum, der bis zu 18 Meter hoch werden kann.