Zu den verpönten Themen der politischen Korrektheit gehört in vorderer Linie alles, was unter „Islamophobie“ zusammengefasst wird. Dadurch genießt der Islam einen Sonderschutz, der nicht allen Bekenntnissen zuteil wird, insbesondere nicht dem Christentum, derjenigen Religion, die Europa in entscheidendem Maße geprägt hat.
Wer sich Ausfälle gegen den christlichen Glauben erlaubt, wird in Deutschland nach geltendem Recht erst dann belangt, wenn dies zu einer Störung des öffentlichen Friedens führt. Auf diese Weise wird durch das Gesetz dieser öffentliche Friede geschützt, nicht aber die christliche Tradition.
Leider ist diese Hintanstellung des Christlichen gegenüber dem Islam in Deutschland nur die eine Seite des Problems. Die andere ist eine offenkundige Verfolgung christlichen Lebens. Diese spielt sich – vorerst – nicht in der Öffentlichkeit ab, sondern hauptsächlich in den vielen Asylsucherunterkünften ab, die Angela Merkels Immigrationspolitik dem Lande beschert hat. Eine Erhebung des christlichen Hilfswerks Open Doors aus dem Jahre 2016 beziffert im Zeitraum von Januar bis Mai die Fälle der religiös motivierten Gewalt in Asylsucherunterkünften auf 743. Neuere Erhebungen sind sehr selten, das Thema genießt keinen Vorrang.
Auch außerhalb der Immigrationsszene gibt es Übergriffe. Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Am 1. Januar dieses Jahres wurde auf die evangelisch-charismatische Gemeinde in Tübingen ein Brandanschlag verübt. Hier freilich waren im Gegensatz zu der überwiegenden Zahl solcher Fälle nicht kulturfremde Zuwanderer die Täter, sondern eine „Feministische autonome Zelle“, die sich forsch zu dem Verbrechen bekannt hat. Schon vor geraumer Zeit stellte der Politikbeauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz, Uwe Heimowski, fest: „Die Fakten liegen vor und es lässt sich nicht mehr unter den Teppich kehren: Christenverfolgung ist auch in Deutschland eine bittere Wirklichkeit.“
Brandanschlag auf Gemeinde
So sehr diese Entwicklung in Deutschland betroffen macht, so offenkundig ist es andererseits, dass die entscheidende Aggression gegen das Christentum in anderen Ländern geschieht. Sie bilden in ihrer Hauptsache einen geschlossenen Block: Das reicht vom mittleren bis zum nördlichen Afrika, soweit es islamisch ist, über den ebenfalls islamischen Nahen und Mittleren Osten bis Indien und weiter nach China und ins islamische Indonesien. Wenn also hierzulande in selbstquälerischer Weise über Islamophobie geredet wird, gälte es zu beachten, wie es sich mit dem Schicksal von Christen in islamischen Ländern verhält.
Wiederum das Hilfswerk Open Doors schrieb zum neuesten Verfolgungs-Index 2019: „Mehr als die Hälfte der 50 Länder in denen es für die Christen am gefährlichsten ist, nach ihrem Glauben zu leben, sind islamisch geprägt. Religionsfreiheit gibt es dort nicht, ein Glaubenswechsel ist nur erlaubt hin zum Islam. Die Abkehr vom Islam dagegen gilt als todeswürdiges Verbrechen.“
Eine besonders böse Rolle spielt, wenn auch nicht überraschend, der Islamische Staat (IS), wenn es um die Christenverfolgung geht. Dazu drei Beispiele aus jüngster Zeit: Am 1. Januar wurde in Nigeria Martha Bulus unmittelbar vor ihrer Hochzeit von Mördern der Boko Haram enthauptet, weil sie Katholikin war. Am 8. Januar töteten 20 islamische Fulani 13 Christen in dem Dorf Kulben, und am selben Tag wurden vier Seminaristen, Anwärter für das Priestertum, im ebenfalls nigerianischen Kaduna ermordet.
Vergleich mit Völkermord
Mitte Januar hat die britische Regierung einen brandneuen Bericht zur weltweiten Christenverfolgung vorgelegt. Das Ergebnis im Vorgriff: Weltweit sind Christen die am meisten verfolgte religiöse Gruppe. In Teilen des Nahen Ostens droht demnach dem Christentum die völlige Auslöschung. Zur Erinnerung: Dort ist der christliche Glaube entstanden und hatte 600 Jahre geblüht, bevor die Region vom Islam mit Feuer und Schwert erobert wurde.
In dem britischen Regierungspapier heißt es weiter: „Die weltweite Christenverfolgung ist von einem Ausmaß, das sich mit Völkermord vergleichen lässt“, so berichtet der „Catholic Herald“ in seiner Online-Ausgabe. Außenminister Jeremy Hunt, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, machte die „political correctness“ dafür verantwortlich, dass international auf Regierungsebene keine Anstrengungen unternommen werden, den verfolgten Christen zu helfen.
Die Organisation „Kirche in Not“ schildert die Lage weltweit: „Christ zu sein war noch nie so gefährlich wie heute. Nie zuvor sind so viele Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt worden. Mehr als 200 Millionen Christen sind betroffen und die Tendenz ist steigend. Christen verschiedener Konfessionen sind zwar nicht die einzige Religionsgruppe, die wegen ihres Glaubens benachteiligt wird, weltweit aber leiden sie am meisten unter religiöser Diskriminierung oder Verfolgung.“
„Kirche in Not“ verweist auch darauf, dass das Recht auf Religionsfreiheit seit Jahrzehnten und international als Menschenrecht anerkannt ist, aber die Wirklichkeit in vielen Ländern dem nicht entspricht. In über 50 Staaten würden Menschen in ihrer Religionsausübung behindert und es komme zu schweren Verletzungen der Religionsfreiheit. Die Organisation nennt auch einige Staaten, für die das zutrifft: Nordkorea, Saudi-Arabien, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Sudan, Ägypten, Vietnam, China, Türkei …
Die Beispiele aus derartigen Staaten sollten im einst christlichen Europa zumindest Überlegungen dahingehend wachrufen, welchen Weg dieser Kontinent geistig gehen wird, wenn man es duldet, dass der konstitutive Geist des Christentums vollends ausgelöscht wird. In Sonderheit in Deutschland wäre die Überlegung angebracht, wie sich die Zusammenhänge zwischen der Diskriminierung von Christen und der unkontrollierten Zuwanderung darstellen. Die Mehrzahl der Fälle, die hierzulande zu beklagen sind, haben mit Zuwanderern aus moslimischen Ländern zu tun. Hier darf die Angst vor Diskriminierung der Täter nicht dazu führen, dass einheimische Christen straflos bedrängt werden.
Der Autor ist ein christsoziales Urgestein und war lange Zeit Redakteur beim „Bayernkurier“.