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31.01.20 / Dürers Lehrer / Vom Schüler überflügelt / Künstler und Lehrmeister – Nürnberg erinnert an den vor 500 Jahren gestorbenen Michael Wolgemut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05 vom 31. Januar 2020

Dürers Lehrer
Vom Schüler überflügelt
Künstler und Lehrmeister – Nürnberg erinnert an den vor 500 Jahren gestorbenen Michael Wolgemut
Veit-Mario Thiede

Im Jahre 1516 malte Dürer das ungeschönte Porträt seines greisen Lehrers Michael Wolgemut. Als der 1519 gestorben war, trug Dürer das Todesdatum nach. 500 Ja-hre später ist Wolgemut erstmals die Ausstellung „Michael Wolgemut – mehr als Dürers Lehrer“ gewidmet. Sie erstreckt sich über neun Museen und Kirchen in Nürnberg und Schwabach.

Der 1434 oder 1437 geborene Wolgemut war einer der führenden Kunstunternehmer Nürnbergs. Mit seinen Werkstattangestellten und Subunternehmern verwirklichte er Großprojekte wie das „Kaiserfenster“ in der Lorenzkirche. Für Hartmann Schedels berühmte „Weltchronik“ lieferte er insgesamt 1809 Holzschnittillustrationen. Sein Kerngeschäft war die Produktion von Altaraufsätzen, den „Retabeln“. Sie kombinieren Gemälde aus Wolgemuts Werkstatt mit Skulpturen, die er bei Holzschnitzern bestellte. 

Aber „wer sich mit den Altaraufsätzen Wolgemuts befasst, muss mit vielen hergebrachten Vorstellungen brechen“, wie Matthias Weniger im Ausstellungskatalog schreibt. Es lasse sich nicht sicher sagen, bei welcher der zahlreich nachweisbaren Hände es sich um die des Werkstattleiters handele. „Damit bleibt in letzter Konsequenz offen, ob dieser überhaupt an der Ausführung beteiligt war oder nicht vielmehr nur den Betrieb geleitet hat.“

So gewinnt Wolgemut zwar als Künstlerpersönlichkeit kein Profil, tritt er uns aber als Dirigent seines florierenden Kunstunternehmens entgegen. Höhepunkte sind die beiden mit zahlreichen Gemälden und Skulpturen ausgestatteten Wandelretabel. Das Peringsdörffer-Retabel (um 1486) im Chor der Nürnberger Friedenskirche zeigt zur Weihnachtszeit Gemäldeflügel mit den Darstellungen der Verkündigung, der Geburt Christi, des Besuchs der Heiligen Drei Könige und Christi Vorführung im Tempel. Die Herstellung des Hochaltarretabels der Schwabacher Stadtkirche oblag ursprünglich dem berühmten Bildschnitzer Veit Stoß. Nach dessen Verurteilung wegen Urkundenfälschung übernahm Wolgemut die Fertigstellung des 1508 geweihten Altaraufsatzes. Die von ihm beauftragen Maler schufen Szenen aus dem Leben des heiligen Martin, Johannes des Täufers und der Leidensgeschichte Christi.

Vermutlich war Wolgemut bis zu seinem Tod am 30. November 1519 als Malerunternehmer aktiv. Noch Jahrzehnte später bemühte sich seine Witwe, Außenstände einzutreiben. 

b Bis 22. März. Ausstellungsstationen: Al­brecht-Dürer-Haus, Germanisches Nationalmuseum, Museum Tucherschloss, Lorenz-, Sebaldus-, Jakobs-, Frauen- und Friedenskirche Nürnberg sowie die Schwabacher Stadtkirche St. Johannes d. T. und St. Martin. Internet: museen.nuernberg.de. Der Katalog kostet 29 Euro