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31.01.20 / Östlich von Oder und NeißE / Stolz auf den „Schlesischen Rembrandt“ / In Breslau wird das Werk des Ausnahmekünstlers Michael Leopold Willmann als Opus Magnum gezeigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05 vom 31. Januar 2020

Östlich von Oder und NeißE
Stolz auf den „Schlesischen Rembrandt“
In Breslau wird das Werk des Ausnahmekünstlers Michael Leopold Willmann als Opus Magnum gezeigt
Chris W. Wagner

Nach mehr als 75 Jahren kehrte der berühmte Zyklus „Apostelmartyrien“ von Michael Leopold Willmann – wenn auch nur vorübergehend – nach Niederschlesien zurück. Das Nationalmuseum zu Breslau präsentiert in einer monografischen Schau die Werke des „Schlesischen Rembrandts“, wie der 1630 in Königsberg (Pr.) geborene und 1706 im schlesischen Leubus [Lubiaz] verstorbene Barockmaler gerne bezeichnet wird. Erstmalig kann man bis zum 26. April an einer Stelle, im Breslauer Vier-Kuppel-Pavillon bei der Jahrhunderthalle, fast 100 Gemälde von ihm bewundern. Das macht ein Drittel der erhalten gebliebenen Werke Willmanns aus. Viele dieser Werke landeten nach dem  Kriegsende in Warschau und wurden für die Schau ausgeliehen.

„Dass man die in Leubus entstandenen Werke nun in Breslau sehen kann, ist ein historisches Ereignis. Die monumentalen Gemälde aus dem Kloster Leubus werden in einer extra für die Präsentation geschaffenen großen Konstruktion in ihrer ursprünglichen Anordnung gezeigt“, so Professor Piotr Oszczanowski, Leiter des Nationalmuseums Breslau und Kurator der Schau. „Weil Michael Willmann so viele Werke schuf, bezeichnen wir die gesamte zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hier in Schlesien als die Willmann-Epoche. Das ist ein Grund Stolz auf diesen Ausnahmekünstler zu sein, denn er baute die Identität dieses Teils Europas auf“, so Oszczanowski.

Michael Willmann verließ mit 20 Jahren seine Heimatstadt Königsberg und begab sich auf eine zehnjährige Kunstreise durch Europa. Als ausschlaggebend für sein späteres Schaffen wird die Begegnung 1656 mit dem Abt des Klosters Leubus, Arnold Freiberger, bezeichnet. „Ab diesem Augenblick verbindet Willmann sein ganzes Leben mit diesem schlesischen Zisterzienserkloster“, so Kustos Ewa Houszka. In Lebus soll Willmann seine Ehefrau, Helena Regina Lischka aus Prag, kennengelernt haben. Er konvertierte vom Calvinismus zum Katholizismus und nahm dabei vermutlich nach dem herrschenden Kaiser die Taufnamen Leopold und Lukas nach dem Schutzheiligen der Maler an. Er ließ sich in Leubus ein Haus mit Atelier bauen, das jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts einem Brand zum Opfer fiel. „Willmanns Gattin galt als Schönheit und so tragen beispielsweise seine Madonnen wie auf dem Gemälde ‚Der Kuss Josephs und Marias’ das Gesicht seiner Ehefrau“, so Houszka.

Abt Freiberger beauftragte Willmann, vierzehn große Leinwände mit Motiven des Apostelmartyriums zu schaffen. Diese Martyrien hingen in der Klosterkirche sehr hoch, so dass die meisten Gläubigen diese oft drastischen Szenen gar nicht richtig erkennen konnten. Die meisten Werke Willmanns im Kloster Leubus haben bis zum Kriegsende überdauert und wurden erst nach 1945 von dort vorwiegend nach Warschau verbracht.

Kurator Oszczanowski hat anhand moderner Technik Willmanns Werke so in Szene gesetzt, dass sie beim Betrachter das Gefühl hinterlassen, sie an Originalschauplätzen zu bewundern. „Die Schau soll eine Assoziation wecken, man befinde sich in der Klosterkirche Leubus. Dafür haben wir eine Art Kirchenschiff kons-truiert“. Zwei Jahre lang wurde an der Schau gearbeitet. Oszczanowski musste in 14 Warschauer Kirchen bei den heutigen Besitzern der Willmann-Werke Klinken putzen. Hilfe bekam er von dem Geistlichen Dr. Miroslaw Nowak, dem Leiter des Erzdiözesanmuseums Warschau. „Es freut mich, dass Willmanns Werke, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, zurück nach Schlesien gekommen sind und dort in ihrer ganzen Schönheit präsentiert werden können“, so Nowak. Die Werke, die sich meistens noch in ihren Originalrahmen befinden, wurden bei der Gelegenheit gleich mitrestauriert. 

„Die in der Schau präsentierten Werke haben zu Willmanns Ruhm beigetragen und werden als sein Opus Magnum bezeichnet“, begründet Oszczanowski die Wahl des Ausstellungstitels.