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31.01.20 / Erlebenswert / Schloss Podewils in Krangen / Ein Schmuckstück in Hinterpommern mit interessanter Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05 vom 31. Januar 2020

Erlebenswert
Schloss Podewils in Krangen
Ein Schmuckstück in Hinterpommern mit interessanter Geschichte

Wer als Reisender häufig in Pommern unterwegs ist, wird mit Sicherheit auch auf das wunderbare Schlosshotel Podewils in Krangen, heute Krag, stoßen. Es liegt malerisch und ruhig direkt an dem fast kreisrunden Schlosssee, eingebettet in die waldreiche Umgebung des Tals der Grabow, zwischen Schlawe im Norden und Pollnow im Süden. Krangen war ursprünglich ein Kirch- und Gutsdorf, das sich von 1482 bis 1860 im Besitz der Familie von Podewils, der ursprünglich fast das ganze Kirchspiel Krangen gehörte, befand.

Beim Anblick des Schlosses kommt sofort der Wunsch auf, mehr zu erfahren. Es wurde 1414 erbaut und erfuhr im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Um- und Anbauten. Um 1580 wurde es sogar fast abgetragen und neu als Renaissanceschloss um- und angebaut. Zu der Zeit noch mit Verteidigungscharakter, was später wieder entfernt wurde. Als Schmuck wurde eine Attika geschaffen, die Ähnlichkeiten mit der des Stettiner Stadtschlosses erkennen ließ. 

Im Laufe der Zeit wurde die Schlossanlage immer umfangreicher. Türme, Renaissancegiebel, Terrassen und Freitreppen ergeben heute das repräsentative Bild des Schlosses.

Die jetzigen Besitzer des Schlosshotels haben eine sehr interessante Dokumentation verfasst, in der man die wechselvolle Geschichte nachlesen kann. 1860 wurde es dem Major Hugo von Loen für 81.500 Taler verkauft. Der veräußerte es nur 20 Jahre später an die Familie von Riepenhausen für 188.000Taler, von 1880 bis 1929 war Karl Wilhelm von Riepenhausen, Legionsrat, kgl. preußischer Kammerherr der Besitzer, anschließend sein Sohn Karl von Riepenhausen, der kurz vor Kriegsende starb und seinen Besitz seinem Neffen Carl Alexander von Uexküll vermachte.

Nachdem am 26. Februar 1945 russische Panzerspitzen Pollnow erreichten, verließ ein Teil der Einwohner am 27. Februar mit einem Treck Krangen in Richrung Schlawe und kam auf Umwegen bis Hamburg durch. Am 28. Februar 1945 verließ der Rest der Bewohner den Ort mit einem zweiten Treck und wurde im Raum Treptow/Rega von den russischen Truppen überrollt. Einige Einwohner gelangten nach Internierungen und Arbeitseinsatz im Juni 1945 wieder in das verwüstete und geplünderte Krangen. Bis 1946/47 konnten die meisten Krangener die Ausreise nach Westdeutschland erreichen und den Drangsalierungen in ihrem jetzt von der polnischen Verwaltung übernommenen Heimatdorf entfliehen. Das wurde wurde Schloss Krangen 1945 durch Beschuss, anschließend durch Plünderung zur Ruine. 

Was bis dahin nicht zerstört wurde, haben danach Menschen vollbracht: sie haben alles verwüstet, vernichtet, ausgeplündert, weil das Vermögen allen, d.h. niemandem mehr gehörte. Nach dem Krieg hat der polnische Staat das Schloss übernommen. Kurzzeitig war hier das Forstamt untergebracht. 1953 hat man mit dem Wiederaufbau basierend auf überlieferten technischen Unterlagen angefangen. 1974 übernahm die Bezirksleitung der öffentlichen Verkehrswege Köslin in Erbpacht das verwüstete Schloss. Die Verwaltung und der Wiederaufbau wurde der Anstalt für Transport und Straßenmaschinen übergeben. Die Projektplanung sah vor, das Schloss in ein Firmenerholungsheim umzuwandeln. Da jedoch die Kosten zu hoch waren, endete dieses Vorhaben mit einem Misserfolg. Aufgrund der kommunalen Teilungsreform, ca. 1990, hat die Gemeinde Pollnow das Schloss übernommen. Sie war nicht imstande, die hohen Renovierungskosten zu bewältigen. Nun stand eine Versteigerung an.

Mutige Polen kauften das Anwesen und bauten es zum Hotel um, seit 1996 lädt es Gäste ein, fürstlich zu wohnen und die historische Atmosphäre zu genießen. Zudem lädt die herrliche Umgebung zu Wanderungen ein.

Nicht unerwähnt bleiben soll die interessante ehemalige Schlosskapelle. Sie entstand 1580, später im 17. und 18. Jh. wurde sie umgebaut. Um 1700 wurde eine Kapelle angebaut, außen reichlich dekoriert. Wenn man von außen das Gebäude ansieht, sieht man genau ihre zwei Teile: die ältere Kapelle im Renaissancestil und die jüngere Kapelle im Barockstil. Die Kirche hat eine sehr schöne, prachtvolle Renaissance-Innenausstattung: Kanzel, Altar, Taufbecken und Empore und eine eine Gedenktafel für die im I. Weltkrieg Gefallenen. 1997 wurde die Tafel dank Hans Georg Kasischke, einem ehemaligen Bewohner von Krangen restauriert. In der Grabkapelle sind zwei Barocksärge in Messing von Heinrich von Podewils (1696) und in Marmor von Adam von Podewils (1697) untergebracht. 

Brigitte Stramm (Teilaufzeichnungen stammen von Jürgen Lux)

 Das Hotel öffnet wieder im April 2020, Info: https://www.podewils.pl/de