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07.02.20 / Ifo-index / Industrie hui, Dienstleistungen pfui / Im Service-Sektor hat sich die Stimmung verschlechtert – im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06 vom 07. Februar 2020

Ifo-index
Industrie hui, Dienstleistungen pfui
Im Service-Sektor hat sich die Stimmung verschlechtert – im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe
Peter Entinger

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn eingetrübt. Wie das Münchner Ifo-Institut in der vergangenen Woche mitteilte, fiel der von ihm erstellte Geschäftsklimaindex im Januar um 0,4 Punkte auf 95,9. Analysten hatten dagegen mit einem Zuwachs gerechnet. Im Mittel wurde ein Anstieg auf 97,0 Punkte erwartet. „Die deutsche Wirtschaft startet verhalten ins neue Jahr“, kommentierte das Ifo-Institut die Zahlen. 

Beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass der Index in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich ausfällt. Innerhalb der Industrie hat sich das Geschäftsklima merklich verbessert. Insbesondere hat der Index zur aktuellen Lage legte deutlich zu. Ein stärkerer Anstieg war zuletzt im Februar 2017 zu beobachten. Zudem nahm der Pessimismus der Unternehmer mit Blick auf die kommenden Monate erneut ab. Die Kapazitätsauslastung stieg von 82,6 auf 83,1 Prozent. 

Die Gesamtstimmung ist eingetrübt

Im Dienstleistungssektor fiel der Indikator allerdings spürbar. „Dies ist auf merklich zurückhaltendere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen“, sagt Ifo-Chef Clemens Fuest. Mit ihrer aktuellen Lage seien sie dagegen etwas zufriedener. Im Handel besserte sich das Geschäftsklima. Die Indikatoren zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen lagen höher als im Vormonat. Dies war aber nur auf den Großhandel zurückzuführen. Die Einzelhändler äußerten sich zurückhaltender. Im Bauhauptgewerbe hat der Index nachgegeben. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen auf den niedrigsten Stand seit Juni 2018. Zudem nahm die Skepsis mit Blick auf die kommenden Monate erneut zu. 

Fuest warnte allerdings auch vor übertriebener Panikmache. „Im Dienstleistungssektor und im Bau läuft es jetzt etwas schlechter, auf der anderen Seite ist das Bild in der Industrie besser geworden. Die Industrie war ja unser Sorgenkind, da haben wir jetzt eine Stabilisierung und das ist eigentlich ein Lichtblick.“

An den grundsätzlichen Risikofaktoren habe sich aber nichts geändert: Es drohen weiter Handelsstreitigkeiten und Brexitfolgen. Dass die Ausbreitung des Coronavirus‘ Auswirkungen auf die Wirtschaft haben werde, glaubt man beim Ifo-Institut nicht. Fuest verwies in diesem Zusammenhang auf die SARS-Epidemie im Jahr 2003. „Selbst diese Epidemie hat nicht den ganz großen Einbruch gebracht. Wir sind daher weit davon entfernt, negative Auswirkungen, wirtschaftliche und sonstige, für Deutschland zu sehen. Man muss aber abwarten, wie sich das weiterentwickelt.“

Der Ifo-Geschäftsklimaindex gilt als wichtigstes Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft. Es ergibt sich aus der Befragung von etwa 9000 Unternehmen. Der Indikator wird als seriöse Prognose für das künftige Wirtschaftswachstum angesehen.