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07.02.20 / Zweiter Weltkrieg / Unsagbares Leid auf allen Seiten / Gedanken eines russischen Offiziers anlässlich des 75. Jahrestags der Gustloff-Torpedierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06 vom 07. Februar 2020

Zweiter Weltkrieg
Unsagbares Leid auf allen Seiten
Gedanken eines russischen Offiziers anlässlich des 75. Jahrestags der Gustloff-Torpedierung
Wadim Gasisow

Dieses Jahr ist reich an verschiedenen denkwürdigen Ereignissen, viele von diesen haben einen gramvollen und traurigen Charakter. Und sogar so ein großes und freudiges Ereignis wie der 75. Jahrestag der Zerschlagung des Faschismus in Europa bedeutet eine zehnfache Millionenzahl an Opfern dieses schrecklichen Krieges. In diese furchtbare Spardose wurden die Leben viele Länder Europas und der Welt gelegt. Und am meisten von Russen, Deutschen und Polen. Die Ergebnisse dieses sinnlosen Krieges sind solche, dass einem die Haare zu Berge stehen bei dem Versuch, sich die Ergebnisse aller Verluste vorzustellen. 

75 Jahre sind seit der Torpedierung der „Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 1945 vergangen. Die Tragödie der „Wilhelm Gustloff“ ist auch ein sonderbarer Beitrag in diese furchtbare Spardose. Wir wissen nur zu gut, wovon die Rede ist. Nach verschiedenen Berechnungen sind damals bis zu 10 000 Menschen umgekommen. Aber im Prinzip, welchen Unterschied macht es letztlich? Es waren Väter und Mütter, Ehemänner und Ehefrauen, Kinder, ganz einfach gesagt, Menschen. Jetzt wollen wir keine Bewertung vornehmen, wer Recht hat, wer schuldig ist, ob dieses denn human war, oder ob es ein Recht zur Rache gab. Darüber wurde schon vieles gesagt und geschrieben. Der vergangene Krieg hat allen Leid gebracht.  

Wenn man sich der ums Leben Gekommenen erinnert, ihnen die Ehre des ewigen Angedenkens gibt, so muss man in seinen Gedanken auch dieser Unglücklichen gedenken. Unter meinen Verwandten gibt es ums Leben Gekommene und es gibt auch welche, die lebend nach Hause zurückgekommen sind. Bei meinem Freund und Kameraden Winfried Brandes ist der Vater kurz vor Ende dieses Krieges unbekannt verschollen. Leid gab es in jeder Familie. Man muss aller und jedermann gedenken. Wie in einem russischen Lied gesungen wird „in unseren heutigen Gedanken sind sie alle am Leben – alle, alle, alle!“

Diesem Ziel dient auch das Ehrenmal in Laboe, welches dem Andenken aller Seeleute, die auf allen Meeren ums Leben gekommen und geblieben sind, gewidmet ist. Wir unterhielten uns unlängst mit Admiral Jegorow zu diesem Thema. Er bedauerte aufrichtig, dass während seiner Zeit als Befehlshaber der Baltischen Flotte er über die Möglichkeit und den Wunsch von deutscher Seite, einen Gedenkkranz und einen Gedenkobelisken für die Seeleute der Baltischen Flotte aufzustellen, nichts gewusst hatte. Im weiteren Zeitverlauf und zu seinem großen Bedauern erwies sich dieses als nicht so ganz einfach. 

Ein großes Bedauern ruft hervor, dass das nach dem langen „Kalten Krieg“ folgende Tauwetter, besonders in den Beziehungen zwischen unseren Ländern, wieder auf den hinteren Plan zu Gunsten der politischen Ambitionen der politischen Führer gelangt. Offensichtlich ziehen nur Wenige aus der Geschichte nützliche Schlussfolgerungen. Auf jeden Fall trauern wir um diejenigen, die ihren Kopf auf den Gefechtsfeldern niedergelegt haben oder unbekannt verschollen sind oder die den Schrecken einer solchen Tragödie erfahren haben, zu dem der Untergang der „Wilhelm Gustloff“ geworden ist. Wir werden ihrer gedenken und für die Ruhe ihrer Seelen beten!