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07.02.20 / Östlich von Oder und NeißE / Vom Repolonisierungs- zum internationalen Festival / Chopin kurte in Bad Reinerz und ist daher seit 75 Jahren Namenspatron

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06 vom 07. Februar 2020

Östlich von Oder und NeißE
Vom Repolonisierungs- zum internationalen Festival
Chopin kurte in Bad Reinerz und ist daher seit 75 Jahren Namenspatron
Chris W. Wagner

Polen feiert seine Nationalhelden. 2020 jährt sich der Geburtstag des heiliggesprochenen Papstes Johannes Paul II. zum 100. Mal. Am 7. Juni beginnt die Seligsprechung von Kardinal Stefan Wyszynski (1901–1981), der 1948 Erzbischof und Metropolit von Gnesen [Gniezno] und Warschau sowie polnischer Primas wurde. Die Polen verdanken Wyszynski, dass er ihr nationales Bewusstsein sowie ihren Drang zur Freiheit gestärkt hatte und in der Solidarnosc-Zeit zwischen Volk und Regierung vermittelte, heißt es aus den Reihen der Konferenz des Polnischen Episkopats. Auch der 210. Geburtstag von Fryderyk Chopin wird groß gefeiert –  in der Hauptstadt mit dem renommierten Chopin-Klavierwettbewerb und im niederschlesischen Kurort Bad Reinerz [Duszniki Zdroj] mit dem 75. Internationalen Chopin-Festival.

Das Festival wurde, damals noch unter einem anderen Namen, 1946 ins Leben gerufen. Es war quasi als Versuch gedacht, polnische Kultur in den ehemals deutschen Gebieten überhaupt erst zu installieren. Den Impuls zur Gründung eines Chopin-Musikfestes in Bad Reinerz gab der damalige Mitbegründer des Verbandes der Niederschlesischen Bäder, Ignacy Potocki. „Es war das erste Nachkriegsfestival und sollte eine repolonisierende, patriotische und interpretatorische Rolle für die polnische Gesellschaft spielen, die sich neu angekommen noch nicht zu Hause fühlte“, so Potocki in einem Brief an Andrzej Merkur, den späteren Chef des Chopin-Festivals in Bad Reinerz. 

Der niederschlesische Kurort bot sich deshalb gut für das Chopin-Festival an, da der Komponist 1826 als 16-jähriger junger Mann mit seiner Mutter und Schwester dort weilte. Bad Reinerz wurde dem jungen Musiker von seinem damaligen Professor, dem Schlesier Joseph Elsner (1769–1854) empfohlen. Der junge Fryderyk war von dem Ort und der Umgebung angetan, was seine Briefe an den Schulkameraden Wilhelm Kolberg und Professor Elsner belegen. „In der Nähe von Bad Reinerz ist ein Berg, der Heuscheuer genannt wird. Von dort oben gibt es eine imposante Aussicht, aber wegen der ungesunden Luft auf der Bergspitze ist der Ort nicht für jedermann zugänglich und ich gehöre zu den Patienten, denen der Weg zum Gipfel zum Glück nicht gestattet ist. Doch sei’s drum – ich war bereits auf dem Berg, der Einsiedelei genannt wird, weil es dort einen Einsiedler gibt“, schrieb Chopin an Kolberg. Auch seinem Meister, Prof. Elsner, der aus Grottkau [Grodkow] im Fürstentum Neisse [Nysa] stammte, schrieb Chopin von der Schönheit Schlesiens. Bemängelt hat er dabei jedoch, dass es keine guten Instrumente im Kurort gäbe. Dennoch hat Chopin während seines Aufenthaltes in Bad Reinerz zwei karitative Konzerte gegeben, worüber der Warschauer Kurier vom 22. August 1826 berichtete.

Aus Anlass des 120. Jahrestages dieser Konzerte fand am 25. und 26. August 1946 das erste Chopin-Festival in Bad Reinerz statt. Ein Jahr darauf wurde eine Gedenktafel für Chopin eingeweiht. Beim dritten Festival 1947 trat Raul Koczalski (1885-1948) auf.

Bis 1954 sind im Bad Reinerzer Chopin-Festival ausschließlich polnische Musiker aufgetreten, später auch Pianisten aus anderen sozialistischen Staaten. Erst 1962 durfte der Franzose Bernard Ringeissen in Bad Reinerz sein Können unter Beweis stellen. 1981 stand erstmalig keine Chopin-Komposition auf dem Programm, gespielt wurden dafür Werke von Bach, Beethoven oder Debussy.

Seit 1993 ist der im oberschlesischen Rybnik [Rybnik] geborene Prof. Piotr Paleczny Festivaldirektor. Für das 75. Internationale Festival, das vom 7. bis zum 16. August stattfindet, konnte Paleczny wieder international renommierte Musiker gewinnen. Den Auftakt, am 7. August um 20 Uhr, macht der Südkoreaner Seong-Jin Cho. Cho gewann beim Internationalen Chopin-Wettbewerb 2015 in Warschau den ersten Preis. Ein Jahr darauf wurde der in Berlin lebende Pianist Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon. 

Das Abschlusskonzert am 16. August um 20 Uhr gibt der US-Amerikaner Kevin Kenner. Der Kartenvorverkauf beginnt am 2. März. Informationen auch in englischer Sprache gibt es auf festival.pl. 



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