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07.02.20 / Aus Hinterpommern / Kirche Groß Volz bleibt erhalten / Kulturzentrum und Begegnungsstätte der Region in historischem Gemäuer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06 vom 07. Februar 2020

Aus Hinterpommern
Kirche Groß Volz bleibt erhalten
Kulturzentrum und Begegnungsstätte der Region in historischem Gemäuer
Brigitte Stramm

Vorgeschichte

Die Kirche gehörte vom Mittelalter bis 1945 zum Gut der Familie von Massow in Groß Volz, heute Wolcza Wielka, im Kreis Rummelsburg, sie wurde 1641 auf einem Hügel erbaut und ist nach wie vor das Wahrzeichen des Ortes. Die schlichte, aus Feldsteinen erbaute Kirche bot den evangelischen Christen eine Heimstatt. Auf dem dazugehörigen Friedhof liegen u.a. acht Familienangehörige der Patronatsfamilie von Massow begraben. 2014 wurde dort eine Ehrentafel für die letzten Besitzer Rüdiger und Ehrengard von Massow angebracht. 

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden regelmäßig Gottesdienste für die dort verbliebenen evangelischen Christen abgehalten, zunächst in deutscher Sprache, später für die Katholiken in Polnisch und nur noch einmal im Monat für die Evangelischen in Deutsch. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden Schäden im Außen- wie im Innenbereich, die nur zum Teil beseitigt werden konnten. Ehrengard von Massow, die Ehefrau des letzten Eigentümers Rüdiger von Massow, siedelte ab 1992 wieder in ihre Heimat Groß Volz zurück, pachtete 78-jährig dort 27 ha Land ihres angestammten Gutes zur Aufzucht von schottischen Hochlandrindern und war die Seele der Gemeinde für weitere 12 Jahre. Sie setzte sich mit Elan auch für den Erhalt der Kirche ein.

Durch ihre und andere Spenden konnte das zerfallene Kirchenportal ersetzt werden. Unterschiedliche Nutzungsbeteiligung half immer wieder, die historische Kirche zu beleben und hier und da notwendige Reparaturen durchführen zu können. Inzwischen gab es keine evangelischen Gemeindeglieder mehr in Groß Volz und es wurde der Versuch unternommen, die katholische Kirche als Träger zu gewinnen, was nicht zustande kam.

Glückliches Ende

Jahrelange Bemühungen von Ada von Hahn, geb. von Massow, und ihrem Ehemann Dirk von Hahn als direkte Nachkommen der Eigentümerfamilie von Massow trugen nun Früchte. Am 16. Januar 2020 war es so weit, im Haus der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Warschau wurde die dazu gehörige Kirche Groß Volz (Wolcza Wielka) der Stadt Rummelsburg (Miastko) übertragen.

Der polnische Bischof für ganz Polen Jerzy Samiec hatte zu dem Akt der Übertragung der Evangelischen Kirche in Groß Volz an die Stadt Rummelsburg (Miastko) die Bürgermeisterin Frau Danuta Karáskiewicz eingeladen, außerdem Frau Ada von Hahn, geb. von Massow, und ihren Ehemann Herrn Dirk von Hahn als Vertreter der Erbauer- und Eigentümerfamilie, an diesem Akt im Haus der Evangelischen Kirche in Warschau teilzunehmen. In seinen Begrüßungsworten wies der Bischof darauf hin, dass dieser Tag für die Kirche schmerzlich sei, er aber eingesehen habe, dass die historische Kirche mangels evangelischer Bevölkerung im Umkreis von Rummelsburg nun einer vielseitigeren Nutzung bedürfe. Er sei dankbar, dass die Stadt Rummelsburg sich bereit erklärt habe, diese Aufgabe zu übernehmen, das heißt, sie als Mehrzweckkirche anderen Religionsgemeinschaften wie ebenso für Kulturveranstaltungen zu öffnen. 

Die Verwaltung der Stadt würde auch Sorge dafür tragen, dass die beim Denkmalamt registrierte Dorfkirche für notwendige und anfallende Restaurierungskosten die nötigen Mittel bei entsprechenden öffentlichen und privaten Stellen beantragen beziehungsweise beschaffen wird. Ebenso für die Sicherheit und Pflege der auf dem Hügel vorhandenen und bis 2018 mit einer Kette umfriedeten Gräber und des Geländes sorgen wird. Die Evangelische Kirche in Warschau behalte sich das Recht vor, im Falle der Nichteinhaltung der vertraglichen Vereinbarung die Kirche wieder zurückzunehmen. 

Schließlich begrüßte der Bischof auch ausdrücklich die angereisten Vertreter der Erbauer- und früheren Eigentümerfamilie. Sodann wurde von einer jungen Notarin die Vereinbarung vorgelesen. Im direkten Anschluss leisteten der Bischof und die Bürgermeisterin die notwendigen Unterschriften.

Jetzt Kulturzentrum 

Zum Abschuss nahm Ada von Hahn das Wort und zeigte sich dankbar, dass die Kirche nun zu einem Kulturzentrum der Region den Menschen weiterhin dienen wird. Ihr Ehemann überreichte die beiden von einem polnischen Künstler angefertigten Gemälde der Kirche sowie einen Kurzbericht ihrer Geschichte und den Text der Ansprache. Im Gegenzug erhielt das Ehepaar von Hahn vom Bischof ein Buch in Deutsch über die Evangelischen Kirchen in Polen und von der Bürgermeisterin zwei Bildbände über die Stadt Rummelsburg. Ein gemeinsames Essen schloss diesen zukunftsweisenden Akt ab.