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07.02.20 / Generation 1968 / „Destruktivkräfte“, aber keine Nazis / Rolf Stolz, Mitbegründer der Grünen, antwortet mit eigener These auf eine Streitschrift des Soziologen und Politologen Michael Ley

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06 vom 07. Februar 2020

Generation 1968
„Destruktivkräfte“, aber keine Nazis
Rolf Stolz, Mitbegründer der Grünen, antwortet mit eigener These auf eine Streitschrift des Soziologen und Politologen Michael Ley
Wolfgang Kaufmann

Im Jahre 2018 legte der Soziologe und Politologe Michael Ley eine Streitschrift mit dem Titel „Hitlers Kinder. Die Generation der Achtundsechziger“ vor, in der er behauptete, die Achtundsechziger hätten den ideologischen „Irrsinn ihrer Väter und Mütter“ aus der „Nazi-Zeit“ übernommen. Auf diese Wortmeldung folgt jetzt als Replik „Generation 1968 – Nachgeburt von 1933?“ Darin vertritt Rolf Stolz, Mitbegründer der Grünen und später dissidenter Linker, dem nun unter anderem Islamfeindlichkeit vorgeworfen wird, die Ansicht, dass Ley auf nachgerade absurde Weise falsch liege.

Zwar hätten sich die Achtundsechziger tatsächlich auf einem Terrain bewegt, welches auch vom Nationalsozialismus geprägt worden sei – damit wären sie aber noch lange keine geistigen Nachfahren des „Führers“ gewesen. Denn Geschichte wiederhole sich niemals. Vor allem nicht nach dem Totalbankrott eines politischen Systems wie 1945. Im Prinzip wirft Stolz Ley „Kaffeesatzleserei“ und laienhaftes Psychologisieren vor. So seien die meisten Achtundsechziger definitiv keine verwöhnten Wohlstandsgören gewesen, welche die Welt erlösen wollten, um sich dann weniger unnütz zu fühlen.

Ebenso weist Stolz die Behauptung 

Leys zurück, die Achtundsechziger hätten den Grundstein für den Siegeszug des Multikulturalismus und des Islam in der Bundesrepublik gelegt. „Diese politischen Seuchen“ grassieren laut Stolz erst seit Mitte der 1980er Jahre – als Ergebnis des politischen Klimas jener Zeit, das sich deutlich von dem zum Ende der 1960er unterschieden habe: Im Gegensatz zu den „grün-rosa Gutmenschen“ späterer Jahre seien die meisten Achtundsechziger „frei von Selbsthass und Minderwertigkeitsgefühlen“ gewesen und hätten sehr wohl gewusst, „aus welcher Nation sie stammten und für welches Volk sie kämpften“. Daher stelle es eine Verleumdung von Patrioten wie Rudi Dutschke dar, sie für das „Vordringen der verschiedenen Gangs aus der großen Scharia-Familie nach und in Deutschland“ verantwortlich zu machen.

Letztendlich, so das Fazit von Stolz, seien die Achtundsechziger zwar „Destruktivkräfte“ gewesen, aber im positiven Sinne: Ohne ihr Auftauchen auf der politischen Bühne wäre sehr viel Negatives hierzulande unausgemerzt geblieben.

Der Autor argumentiert mindestens genauso polemisch wie seinerzeit Ley, wozu er auch steht: Auf „emotionale Nettigkeiten“ oder „frostige Phrasen des Wissenschaftsjargons“ könne er gut und gerne verzichten. Vermutlich wird es nun nicht lange dauern, bis Ley seinerseits zur Gegenrede ansetzt.

Rolf Stolz: „Generation 1968 – Nachgeburt von 1933?“,  Basilisken-Presse, Marburg 2019, 76 Seiten, broschiert, 15 Euro