Opernball in Dresden ist ein wenig wie Oktoberfest in Rostock. Unpassend, gewollt, peinlich. Ein Haus mit Weltklasseformat, wie die von Gottfried Semper erbaute Oper in der sächsischen Hauptstadt hat das nun wirklich nicht nötig. Anknüpfend an die Zwischenkriegszeit, wird Dresden seit 2006 regelmäßig im Winter mit einem Opernball beglückt. Eigentlich unwichtig.

Dieses Mal gab es allerdings im Vorfeld überregional viel Presse, und zwar schlechte. Grund: Hans-Joachim Frey, der das Ganze leitet, hatte dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi den „Dresdner St. Georgs Orden des SemperOpernballs“ überreicht. Bislang hielt sich die Bekanntheit dieses „Ordens“ in Grenzen, von der Bedeutung ganz zu schweigen.

Nun aber war ein Politikum entstanden. Judith Rakers wollte den Ball nicht mehr co-moderieren, wegen der „Auszeichnung“ eines „Diktators“. Die zunächst eingesprungene Mareile Höpp-ner zog ebenfalls zurück, sie sei „bedroht“ worden. Von wem, war nicht zu erfahren. Es gab Absagen und Beschwerden. Schließlich wurde al-Sisi der „Orden“ aberkannt. Ausschlaggebend war, man höre und staune, das Votum von Peter Maffay. 

Die Dresdner Opernball-Welt war wieder in Ordnung. Roland Kaiser, verbliebener Moderator, sprach die wackeren Worte: „Unser Herz schlägt gemeinsam für Demokratie, Meinungsfreiheit und Toleranz“. Ministerpräsident Michael Kretschmer konnte den Abend genießen, ebenso RTL-Alt-Werbeonkel Harry Wijnvoord. Das Wiener Opernball-Urgestein Richard Lugner soll eingeschlafen sein. Für Armin Mueller-Stahl, gerade 89 geworden, sang der WDR-Kinderchor. Zum Glück ist der Schauspieler keine „alte Umweltsau“.

Mit der Aberkennung des „Ordens“ für den „Diktator“ aus einem Land des „arabischen Frühlings“ hat sich der „SemperOpernball“ (wieder) ins Lager der Guten katapultiert. Die Empörer waren ja schon immer dort.